Die Immisions-Experten der Bundeswehr messen immer wieder auf dem Grundstück von Ulrich Durst (links) den Lärm, der vom Schießstand herübergetragen wird. Auch die Nachbarn, vor allem die Familien mit Kindern, hoffen auf Besserung. Foto: factum/Bach

Die Nachbarn des Schießstands der US-Armee, wo die Soldaten für ihre Einsätze im Nahen Osten trainieren, machen ihrem Unmut Luft. Armeevertreter versprechen nun einen Schallschutz. Aber noch immer fehlt dafür das Geld.

Böblingen - Zumindest redet man wieder miteinander. Nach langer Zeit der Nichtkommunikation haben sich vor einigen Tagen nun hochrangige Vertreter der US-Armee mit schießlärmgeplagten Bürgern der Böblinger Wohngebiete Rauher Kapf und Tannenberg getroffen. „Wir haben frei von der Leber weg unserem Unmut Luft gemacht“, berichtet Ulrich Durst, der Sprecher der Bürgerinitiative (BI) Rauher Kapf: „Der US-Colonel Douglas Raddatz ist zusammengezuckt, als ich sagte, wir fühlen uns wie auf einem Schlachtfeld. Und dass wir fürchten, dass das die Stimmung gegen amerikanische Familien schüren könnte. Aber er hat sich alles geduldig angehört.“

Zufrieden sind Durst und seine Mitstreiter, die seit mehr als 20 Jahren gegen die Dauerbeschallung durch den benachbarten Schießstand kämpfen, mit der Gesprächsatmosphäre. „Man hat uns die geplanten Maßnahmen zur Lärmreduzierung genau erläutert“, sagt Durst. Allerdings vermissen die Aktiven konkrete Zusagen, wann nun die erforderliche Schalldämmung eingebaut wird.

US-Army wartet auf Geld aus Washington

Denn noch immer fehlt das Geld. Knapp eine Million Euro soll der Schallschutz kosten. 300 000 Euro hat der Böblinger Gemeinderat dafür bewilligt. Den Rest wollen die Amerikaner bezahlen. „Wir haben bereits die erforderlichen Finanzmittel für dieses Projekt angefordert“, sagt ein Armeesprecher. „Wir hoffen, dass die Finanzierung genehmigt wird, um die Arbeit zu beginnen.“ Das bedeutet: Die Armee wartet darauf, dass der Kongress in Washington das Geld freigibt.

Einen zeitlichen Rahmen kann man bei dem Stützpunkt deshalb auch nicht nennen. „Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass der Prozess der Genehmigung für die Finanzierung und die anschließende Planung und Durchführung eines Projekts nicht so schnell vonstatten gehen wird, wie wir es uns alle wünschen“, heißt es auf Nachfrage unserer Zeitung bei der Armee. Keine Antwort gibt es auch auf die Frage, um wie viel Dezibel der geplante Schallschutz den Lärm reduzieren wird. Zwar könne Schießlärm nicht komplett beseitigt werden, aber die Bemühungen in Schönaich hätten gezeigt, „dass der Lärm deutlich reduziert wurde. Wir hoffen, ähnliche Ergebnisse für den Rauhen Kapf und den Tannenberg zu erreichen.“

Trotz dieser eher vagen Aussage sind allle Beteiligten mit dem Ergebnis des Gesprächs zufrieden. In zwei Runden war einen ganzen Vormittag lang um eine Lösung gerungen worden. Vor dem Gespräch mit fünf Vertretern der Bürgerinitiative hatten im ersten Teil der Böblinger Oberbürgermeister Wolfgang Lützner, die Baubürgermeisterin Christine Kraayanger und der CDU-Bundestagsabgeordnete Marc Biadacz mit hochrangigen Armeevertretern aus Stuttgart, Grafenwöhr und Wiesbaden diskutiert. Auch Immissions-Experten der Bundeswehr, die den Lärm mehrmals gemessen haben, waren beteiligt.

Konzept zur Dämmung liegt längst bereit

Sie haben ein Konzept entwickelt, wie die Situation verbessert werden kann. In einem ersten Schritt sind die offenen Schießbahnen vier und fünf mit einem Schallschutz versehen worden. Dadurch ist der Lärm in Schönaich deutlich weniger geworden. In Böblingen hingegen ist es seitdem sogar noch lauter als zuvor, weil der Schall nun direkt auf das nur 250 Meter entfernte Wohngebiet Rauher Kapf geworfen wird. Der neue Plan sieht nun vor, die Konstruktion abzuschrägen, sodass der Schall nach oben abgelenkt wird.

Die Pläne sind längst fertig. Alle warten nun auf das Geld, damit es losgehen kann. Biadacz sagt, er bemühe sich, den Prozess zu beschleunigen. Als Nächstes stehe ein Gespräch im Verteidigungsministerium mit der Ministerialdirektorin Alice Greyer-Wieninger an, sagt der Abgeordnete. „Ich hoffe, dass wir in Berlin gemeinsam mit dem Bundesministerium der Verteidigung und den US-Streitkräften, einen Weg skizzieren, wie die Baumaßnahmen zum verbesserten Lärmschutz zeitnah auf den Weg gebracht werden können.“