Die Pirschgänge auf dem Truppenübungsplatz der Böblinger Panzerkaserne sind wieder begehbar. Foto: Landratsamt Böblingen

Die Renovierung des Kulturdenkmals von besonderer Bedeutung ist abgeschlossen. Das Gemäuer war jahrzehntelang dem Verfall preisgegeben, weil keine Einigung über die Finanzierung der Bauarbeiten erzielt werden konnte.

Böblingen - Die Mittelung aus dem Böblinger Landratsamt klingt richtig wehmütig: Die zur Eröffnung geplante Präsentation der renovierten Pirschgänge müsse angesichts der momentanen Lage leider ausfallen, heißt es darin. „Dabei könnten sich die frisch sanierten unterirdischen Jagdgänge des Herzogs Carl Alexander wirklich sehen lassen“, findet die Kreisbehörde. Im vergangenen Oktober hatte die Sanierung des Kulturdenkmals von besonderer Bedeutung begonnen. Genau 163 000 Euro sind in das fast 300 Jahre alte Gemäuer investiert worden, das dem Bund gehört und auf dem Übungsgelände der US-Streitkräfte liegt.

Nur ein Fünftel der Pirschgänge ist noch erhalten

Nur ein Fünftel der einst 635 Meter langen Anlage ist noch erhalten. Teilweise herrschte sogar Einsturzgefahr, weil der Bund als Eigentümer die Restaurierung jahrelang hinausgezögert hatte. Dass die Stadt Böblingen die Trägerschaft für das Projekt und auch den künftigen Unterhalt übernommen hat, brachte den Durchbruch. Dadurch wurden Zuschüsse des Landesamts für Denkmalpflege sowie der Denkmalstiftung möglich. Auch der Landkreis Böblingen hat Geld beigesteuert. „Ich freue mich sehr darüber, dass es gemeinsam mit allen Beteiligten gelungen ist, ein solch bedeutendes Kulturdenkmal für die Nachwelt zu sichern“, sagt Landrat Roland Bernhard – und freut sich. Die Sanierung sei wichtig gewesen, um die noch vorhandenen Teile zu sichern. Die Pirschgänge instandzusetzen sei allen ein großes Anliegen gewesen, betont auch der Böblinger Oberbürgermeister Stefan Belz. „Es war wichtig und richtig, dranzubleiben“, erklärt er in der Mitteilung.

Durch die Sanierung sind die Pirschgänge jetzt wieder über die gesamte noch vorhandene Länge begehbar. In großen Abschnitten legte die Sanierungsfirma sogar die historischen Sandsteinplatten frei. Außerdem wurden Wand- und Gewölbeflächen gereinigt und teilweise neu verfugt. Am nördlichen Portal der Anlage ist auch eine Gedenktafel restauriert worden. Die Böblinger Pirschgänge seien „ein unrentierliches, aber unverzichtbares Dokument der württembergischen Jagdgeschichte“, begründet Peter Rothemund, Geschäftsführer der Denkmalstiftung Baden-Württemberg, deren finanzielles Engagement. Das Landesamt für Denkmalpflege hatte über Jahrzehnte immer wieder alle Beteiligten an die Bedeutung des Denkmals und die Pflicht zur Erhaltung erinnert und sich für Finanzierungsmöglichkeiten eingesetzt, betont dessen Vertreterin Ulrike Plate. Nur noch in Thüringen gibt es eine vergleichbare Anlage, allerdings wesentlich besser erhalten.

Künftig sollen Führungen möglich sein

Auch wenn im Moment das Coronavirus die offizielle Eröffnung verhindert, sind die Aussichten dennoch gut: Künftig soll es wieder wie zuletzt vor 17 Jahren Führungen durch die Pirschgänge geben. Da diese sich auf dem Standortübungsplatz der US-Armee befinden, ist jedoch kein freier Zugang möglich. Aber die Stadt Böblingen arbeitet derzeit an einer Vereinbarung mit den Amerikanern, die viermal im Jahr Veranstaltungen für 30 bis 40 Personen auf dem historischen Grund und Boden ermöglichen soll.

„Die vielen Behörden, die an dem Restaurierungsprojekt beteiligt waren, haben bei der Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands der Jagdtunnel eine großartige Arbeit geleistet“, lobt auch Larry Reilly, Referent für Öffentlichkeitsarbeit bei den US-Streitkräften in Stuttgart. Die Armee sei gerne bereit, Führungen durch die Jagdtunnel zu ermöglichen.