Das Kirchenschiff von St. Klemens bleibt vorerst geschlossen. Foto: Eibner/Drofitsch

Statiker sollten feststellen, ob das Dach von St. Klemens in Böblingen eine Photovoltaik-Anlage tragen kann. Das Ergebnis: Das Dach kann überhaupt nichts mehr tragen.

Böse Überraschung für die katholische Gesamtkirchengemeinde Böblingen: Das Dach der Kirche St. Klemens ist nicht mehr standsicher. Das Kirchenschiff ist geschlossen, die Gottesdienste finden im Gemeindesaal unterhalb der Kirche statt. Für die Christmette und das Krippenspiel an Heiligabend bezieht die Kirche ein Ausweichquartier.

 

Die Kiesschüttung muss weg

Dass das Dach auf dem 1959 geweihten Gotteshaus nicht mehr in Ordnung ist, kam durch einen Zufall heraus. Wie die Kirchengemeinde mitteilt, wollte sie eigentlich prüfen lassen, ob das große parabelförmige Dach des markanten Gebäudes in der Feldbergstraße für eine Photovoltaik-Anlage geeignet sein könnte. Beauftragt wurde das Stuttgarter Büro Leonhardt, Andrä und Partner. Das Büro stellte jedoch fest, dass „der Nachweis einer ausreichenden Standsicherheit bei der aktuellen Dachbelastung nicht zu erbringen ist“, wie es einer Pressemitteilung heißt. Im Klartext: Das Dach muss leichter werden, um es sicher zu machen. Deswegen soll die Kiesschüttung vom Dach genommen und die abgehängte Decke entfernt werden. Außerdem müssen die Dachbinder genauer kontrolliert werden.

St. Klemens wurde 1959 erbaut, nachdem die Zahl der Katholiken in Böblingen sprunghaft angestiegen war. Foto: Eibner/Drofitsch

Doch muss darüber natürlich erst der Kirchengemeinderat entscheiden. Bis es soweit ist, werden die Messen im Gemeindesaal gefeiert. Annette Neumann-Eberhard, Sprecherin der Katholischen Gesamtkirchengemeinde, ist begeistert von dem Gemeindesaal. „Wir haben eine elliptische Stuhlreihe aufgebaut, in einem Brennpunkt der Ellipse ist der Altar, im anderen der Ambo, der Ort, wo die Heilige Schrift gelesen wird“, sagt sie. In den Gemeindesaal passen bis zu 120 Menschen, was für die normalen Gottesdienste durchaus ausreicht. Das Problem waren die Festgottesdienste zu Weihnachten, und hier haben befreundete Gemeinden und Schulen weiter geholfen.

Die befreundeten Kirchengemeinden helfen

Um 15.30 Uhr ist demnach an Heiligabend Familiengottesdienst mit Krippenspiel in der Vater-unser-Gemeinde auf der Diezenhalde (Offenburger Straße), um 16 Uhr ist Krippenfeier in St. Maria, 16 Uhr beginnt auch die Krippenfeier in der Böblinger Waldorfschule am Herdweg, um 17 Uhr ist in St. Bonifatius die weihnachtliche Eucharistiefeier, die Christmette beginnt um 20 Uhr in St. Maria und um 22 Uhr in der Vater-unser-Gemeinde. Aktuelle Informationen veröffentlich die Gemeinde regelmäßig auf ihrer Homepage unter se-bb.drs.de.

Nachdem die Kirchengemeinde alle Hände voll zu tun hatte, die Festgottesdienste zu planen, wird der Kirchengemeinderat sich in naher Zukunft mit dem Dach selbst beschäftigen müssen. Gerade werden Handwerker beauftragt, die verschiedene Optionen für das Dach vorschlagen sollen.

Der Kirchenpatron von Sankt Klemens ist nicht, wie man vermuten könnte, der Heilige Clemens von Rom, der 97 nach Christus starb, sondern ein volkstümlicher Heiliger – der Priester und Großstadtseelsorger Klemens Maria Hofbauer (1751-1820), ein Patron, den sich der damalige Bischof Carl Joseph Leiprecht gewünscht hatte. Klemens ist Schutzpatron der Stadt Wien und der ehemaligen österreichischen Provinz Südmähren – sicherlich ein Entgegenkommen an die Vertriebenen, die nach dem Krieg den katholischen Bevölkerungsanteil von Böblingen stark wachsen ließen. Das Gebäude wurde von dem Stuttgarter Architekten Eberhard Heim errichtet, der etliche Kirchenbauten rund um Stuttgart realisierte.