Radfahrer kontra Kinderwagen. Die Einsicht vieler Zweiradfahrer besser abzusteigen, lässt an der Engstelle in der Böblinger Bahnhofstraße zu wünschen übrig. Foto: Stefanie Schlecht/sts

Die Bauarbeiten an der Böblinger Bahnhofstraße machen die Fußgängerzone zum Nadelöhr. Verschärft wird die Situation durch rücksichtslose Radfahrer.

Alles neu macht der Mai. Derweil legen Bagger und Kräne schon mal im April in der Böblinger Unterstadt vor. Neben dem Platz für die Kräne benötigen auch die Laster Raum für ihre Transporte, weil der Bauverkehr über die Bahnhofstraße verläuft. Dennoch sollte für Fußgänger und Radlerinnen über den kompletten Zeitraum ein Durchgang frei gehalten werden. „Das wird nicht schön sein, aber es geht nicht anders“, bekannte die Ordnungsamtsleiterin Gisa Gaietto bereits vor Wochen in weiser Voraussicht. Ob die Enge von Fahrradfahrern und Fußgängern konfliktfrei über die Bühne geht, sollte zunächst der Praxistest beweisen. Falls es zu Problemen kommt, so die Ordnungsamtsleiterin, müssen die Radler wohl während der heißen Bauphase aus der Fußgängerzone draußen bleiben.

Die Problemzone ist insbesondere in der mittleren Bahnhofstraße. Dort war unmittelbar an der Kreuzung mit der Wilhelmstraße für drei Projekte zeitgleich Baustart. Übrigens bestens einsehbar vom Redaktionsschreibtisch aus dem vierten Stock in der Wilhelmstraße. Die teilnehmende Beobachtung bestätigt: Für Adrenalinjunkies lohnt der Gang oder die Fahrt mit dem Rad durch das Nadelöhr der Nahkampferlebnisse allemal. Nur etwa zwei Meter schmal ist der Durchgang an der engsten Stelle und kaum eine Radfahrerin oder ein Radfahrer denken ans Absteigen, obwohl ein Nur-Fußgänger-Verkehrszeichen aufgestellt ist. Und wer sich ihnen in den Weg stellt, wird einfach weggebrüllt.

Radfahren ist hier nur mit Schrittgeschwindigkeit erlaubt

Die Fußstreifen des Kommunalen Ordnungsdienstes stellen bei den Kontrollen laut Pressesprecher Fabian Strauch zwar ebenfalls immer wieder Verstöße fest; eine genaue Erhebung von Anzahl und Tatbeständen sei derzeit aufgrund von Personalausfällen aber nicht möglich. Doch wer erwischt wird, muss blechen. Den radelnden Zeitgenossen sei deshalb die aktuelle Regelung in der Bahnhofstraße zur Lektüre gereicht: Die Bahnhofstraße ist als Fußgängerzone ausgewiesen mit dem Zusatzschild „Radfahrer frei“. Radfahren ist aber nur mit Schrittgeschwindigkeit erlaubt. Bei der aktuellen baulich bedingten Engstelle auf Höhe Gebäude 20 ist ein Gehweg beschildert, das heißt Radfahrerinnen und Radfahrer müssen absteigen.

Die Bußgelder: Befahren einer freigegebenen Fußgängerzone mit mehr als Schrittgeschwindigkeit: 15 Euro, bei Gefährdung anderer 30 Euro. Befahren eines nicht freigegebenen Gehwegs: 25 bis 40 Euro je nach Tatbestand. Das Ordnungsamt kontrolliert diese Regelungen laut Pressesprecher Fabian Strauch im Rahmen der personellen und einsatztaktischen Möglichkeiten zu unterschiedlichen Tages- und Uhrzeiten. Die Kontrollstärke sei abhängig vom zur Verfügung stehenden Personal – das fürs gesamte Stadtgebiet zuständig ist.

Ein Beitrag aus den „Bonbons“, der Samstagskolumne der Kreiszeitung Böblinger Bote.