Videoüberwachung setzt Foto: Robert Günther/dpa-tmn

Viele Menschen fühlen sich am Böblinger Bahnhof offenbar unsicher. Das ist ein Problem, darf aber nicht zu blindem Aktionismus führen.

Haben Orte wie der Böblinger Bahnhof erst einen bestimmten Ruf weg, ist es schwer, diesen wieder loszuwerden. Ganz egal, was die Kriminalstatistik sagt und was hinter den Zahlen steckt. Kein Wunder, wenn sich dann bei vielen Bürgern ein Gefühl der Unsicherheit einschleicht.

 

Umso wichtiger ist die Frage, wie man mit gefühlter – eben nicht belegter – Unsicherheit umgeht. Wie weit darf man ihr nachgeben, wenn es objektiv dafür wenig Anhaltspunkte gibt? Wird die Unsicherheit dadurch nicht noch verstärkt? Trotzdem darf eine Stadt die Sorgen vieler Bürgerinnen und Bürger natürlich auch nicht einfach beiseite wischen, sondern muss sie adressieren.

Guter Kompromiss gefunden

Ob der CDU-Antrag auf Videoüberwachung dabei hilfreich war, ist allerdings fraglich. Er zementiert das Bild des gefährlichen Bahnhofs und wirkt eher wie Aktivismus denn als wirksamer Lösungsansatz. Schon unter den Rätinnen und Räten wurde deutlich, dass sich nicht alle automatisch sicherer fühlen, wenn Kameras installiert sind. Glaubt man dem Revierleiter Ludwig Haupt, so sind auch die Effekte nicht so eindeutig positiv wie möglicherweise angenommen. Und nicht ohne Grund gibt es für Videoüberwachung im öffentlichen Raum hohe Hürden, sind doch die Persönlichkeitsrechte eines jeden einzelnen betroffen.

Deshalb ist es gut, dass sich der Gemeinderat auf einen Kompromiss geeinigt hat – und die CDU die Größe besaß, diesem zuzustimmen. Wünschenswert wäre, dass das Verwaltungskonzept sich weniger auf Kameras als vielmehr auf Aufklärung konzentriert – gerne begleitet von mehr Polizeipräsenz, und vor allem mehr aufsuchender Sozialarbeit. Um der Situation angemessen, aber unaufgeregt zu begegnen.