Die A 81 zwischen Böblingen und Sindelfingen (im Hintergrund) soll nicht nur sechsspurig, sondern auf 850 Metern auch überdeckelt werden. Foto: Wagner

Mit Sindelfingen verabschiedet der letzte Partner die Finanzierung der 68-Millionen-Euro-Einhausung. Die Genehmigung kann beginnen.

Vor sieben Jahren stand die Genehmigung des sechsspurigen Ausbaus der A 81 zwischen Böblingen und Sindelfingen schon mal kurz vor dem Abschluss. Jetzt kann sie von vorne beginnen.

Sindelfingen/Böblingen - Der Gemeinderat von Sindelfingen hat am Dienstagnachmittag einstimmig beschlossen, sich auch an künftigen Kostensteigerungen beim A-81-Deckel zu beteiligen. Tenor der kurzen Beratung war, dass man sich einen zügigen Fortschritt im weiteren Verfahren erhoffe. Damit ist ein fast einjähriges Tauziehen um die Finanzierungsvereinbarung zu Ende, die eigentlich längst unterschrieben sein sollte.

Am 12. Januar dieses Jahres titelten die Stuttgarter Nachrichten bereits „Der A-81-Deckel kann kommen“ und verbreitete den Durchbruch bei der Hängepartie um die Finanzierung. Die geplanten Baukosten waren nach einer neueren Kalkulation von 46,4 auf 68,3 Millionen Euro angewachsen. Der Bund wollte den Anteil für 400 Meter Tunnel in Höhe von knapp 32 Millionen Euro tragen, da der gesetzlich vorgeschriebene Lärmschutz auch mit günstigeren, aber bis zu 20 Meter hohen Wänden zu haben wäre. Dann einigten sich das Land, der Landkreis Böblingen sowie die Städte Böblingen und Sindelfingen auf die Verteilung der gestiegenen Kosten für die anderen 450 Meter Deckel, der eigentlich ein ebenerdiger Doppeltunnel ist. Demnach entfallen 14,5 Millionen auf das Land und jeweils 7,4 Millionen auf den Kreis und die beiden Städte.

In der Folge stellte sich allerdings heraus, dass bei der Pokerrunde im Regierungspräsidium Stuttgart offenbar nicht immer Klartext geredet worden war. Denn sowohl Böblingen als auch Sindelfingen zierten sich danach, die Vertragsentwürfe zu unterzeichnen. Der Grund: Beide Städte fürchteten weitere Kostensteigerungen, so dass der Deckel womöglich noch ihren Finanztopf sprengen könnte.

Ultimatum für Sindelfinger

Allerdings machten sowohl der Bund als auch das Land deutlich, dass sie nicht bereit sind, künftige Kostenrisiken alleine zu tragen. So mussten letztlich auch die beiden Städte einlenken. Für Misstöne sorgten dabei die Böblinger, die den Sindelfingern Anfang November ein Ultimatum stellten: Man könne auch ganz auf den Deckel verzichten, wenn die Sindelfinger nicht bis zum 28. Februar 2014 mitziehen würden. Nun ziehen sie.

Nach Informationen der Stuttgarter Nachrichten war die Unterzeichnung der Finanzierungsvereinbarung eigentlich schon für diesen Donnerstag im Regierungspräsidium geplant. Doch die Diskussion um die A 81 hat eine Dimension erreicht, dass Bund und Land das selbst in die Hand nehmen wollen. Nun wird ein Termin im Januar gesucht, an dem sowohl Landesverkehrsminister Winfried Hermann als auch ein Staatssekretär des Bundesverkehrsministeriums Zeit haben.

Parallel dazu sollen die Straßenplaner des Regierungspräsidiums allerdings dort weitermachen, wo sie – formal gesehen – schon vor einigen Jahren waren. Das sogenannte Planfeststellungsverfahren, an dessen Ende die Baugenehmigung für die Erweiterung der A 81 auf sechs Fahrspuren zwischen Sindelfingen-Ost und Böblingen-Hulb nebst Deckel steht, soll im ersten Halbjahr 2014 beginnen. Es stand im Frühjahr 2007 bereits kurz vor dem Abschluss – mit den Lärmschutzwänden. Gegen diese liefen aber zunächst betroffene Bürger Sturm – voran die Initiative Leise A 81. Sie erinnerten sich an Versprechen vonseiten der Politik aus den 80er Jahren, als der Ausbau der A 81 von Leonberg nach Gärtringen endgültig zu den Akten gelegt und der Fernverkehr dauerhaft den Böblingern und Sindelfingern zugemutet worden war. Sollte die A 81 irgendwann auf sechs Spuren ausgebaut werden, so hieß es damals, komme die Einhausung. Von 2007 bis 2009 wurde um Berechtigung und Dimension des Deckels gerungen, danach ging es jahrelang um die Kosten und die Finanzierung. Bis gestern.

Nun hoffen die Straßenplaner auf ein schnelles Verfahren. „Die Bürger waren in die bisherige Diskussion ja stark eingebunden“, sagt Clemens Homoth-Kuhs, Sprecher des Regierungspräsidiums, und hofft auf wenig Einwände. „Schnell“ sind bei solchen Verfahren leicht zwei Jahre. Danach kommen eine Ausführungsplanung und – sobald der Bund das Geld bereitstellt – ein Vergabeverfahren. Baubeginn könnte nach Meinung von Experten frühestens 2018 sein. Die Bauzeit soll drei bis vier Jahre betragen.