Viel Glas und sehr modern: So soll der neue Firmensitz aussehen. Foto: Wörwag Pharma

Das Familienunternehmen Wörwag investiert 20 Millionen Euro in eine neue Firmenzentrale auf dem Flugfeld. Auf dem Grundstück kann das Unternehmen wachsen – und genau das ist das Ziel.

Böblingen - Die Nachfrage nach Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen ist hoch: Das Böblinger Familienunternehmen Wörwag hat mit seinen Vitamintabletten sowie Zink- und Magnesiumpräparaten in den vergangenen zehn Jahren seinen Umsatz fast verdoppeln können. Mit ihren Pharmaprodukten hat die Firma im vorigen Jahr mehr als 200 Millionen Euro eingenommen. Der Erfolg nimmt nun mit einem Neubau Form an: Rund 20 Millionen Euro lässt sich Wörwag einen fünfstöckigen Bürokomplex an der Flugfeld-Allee kosten. Baubeginn soll im kommenden Jahr sein, der Bezug ist für 2021 geplant. Das Grundstück bietet Platz für bis zu 700 Mitarbeiter – mehr als dreimal so viele wie momentan. „Wir haben einiges vor“, sagt die Geschäftsführerin Monica Wörwag.

Im Jahr 1996 ist das Unternehmen von Stuttgart nach Böblingen gezogen und seit mehr als 20 Jahren Mieter an der Calwer Straße. Doch in dem Gebäude ist es zu eng geworden, die technische Ausstattung ist nicht mehr aktuell. „Da wir uns hier so wohl fühlen, wollen wir ein eigenes Firmengebäude“, erläutert Monica Wörwag. Die Mitarbeiter und die Geschäftsführung schätzten den Standort sehr, sagt die Tochter des Firmengründers, die die Firma Wörwag mit ihrem Bruder Marcus und Gerhard Mayer leitet. Die 3200 Quadratmeter große Fläche liegt verkehrsgünstig und in der Nähe des Langen Sees.

Das Pharmageschäft hat seine Tücken

Gebaut wird in zwei Abschnitten, zunächst entstehen Büros für rund 350 Mitarbeiter – „mit viel Glas und sehr modern“, sagt Monika Wörwag. Spätestens fünf Jahre nach Fertigstellung des ersten Gebäudes muss dann das zweite folgen. Momentan sind bei dem Unternehmen 30 Stellen offen, gesucht sind Controller, Mitarbeiter für das Personalwesen, das Marketing und den Vertrieb bis hin zu pharmaspezifischen Berufen. Die Präparate von Wörwag zielen auf Zivilisationskrankheiten ab und dienen der Vorsorge, um „gesund alt zu werden“, erklärt Monika Wörwag. B 12 Ankermann heißt das wichtigste Produkt, für Milgamma Protekt wird seit Neuestem mit einem Fernsehspot geworben: Beide Vitaminpräparate sind für Diabetes-Kranke.

In Deutschland beschäftigt Wörwag noch 60 Außendienstler, weltweit arbeiten weitere 640 Menschen für die Firmengruppe. Mit dem Fall der Mauer hat die Familie das Geschäft internationalisiert, über Ostdeutschland expandierte das Unternehmen nach Osteuropa, Russland ist nach Deutschland der zweitstärkste Markt für die Medikamente. In Asien und Lateinamerika sollen die Produkte aus Böblingen, die in Deutschland, Rumänien und Slowenien hergestellt werden, verstärkt auf den Markt kommen. Seit diesem Jahr ist beispielsweise Thailand neu im Portfolio, Brasilien und Peru stehen auch auf der Agenda.

„Wir denken langfristig und glauben, dass wir die Firmengruppe ausbauen können“, sagt Gerhard Mayer. Zwar habe das Pharmageschäft auch seine Tücken, als Beispiel nennt er Preisregulierungen in den verschiedenen Ländern, strenge Vorschriften wie die Fälschungsschutzrichtlinie der Europäischen Union und hohe Zulassungsanforderungen für Medikamente. Außerdem sei die politische Lage in Russland instabil. 2016 war der Umsatz der Firma auf 173,5 Millionen Euro gesunken, weil es der russischen Bevölkerung an Kaufkraft mangelte. Mit zwei internen Projekten soll laut dem Geschäftsführer weiteres Wachstum sichergestellt werden. Dabei geht es unter anderem darum, in welche neuen Länder Wörwag expandiert und mit welchen Produkten. Das Rekordjahr 2017 scheint jedenfalls 2018 übertroffen zu werden: Gerhard Mayer rechnet mit einem Umsatz von mehr als 215 Millionen Euro.