In zwei Jahren sollen die Arbeiten an der Fernstraße zwischen Sindelfingen-Ost und Böblingen-Hulb beginnen. Dort sind täglich rund 110 000 Fahrzeuge unterwegs. Foto: factum/Archiv

Das Regierungspräsidium hat die Pläne für die Erweiterung auf sechs Streifen und einen Lärmschutztunnel fertig. Allerdings gibt es bereits vor Baubeginn eine Hürde.

Böblingen/Sindelfingen - Wird, was lange währt, jetzt endlich gut? „Ich freue mich unheimlich“, sagt Thorsten Breitfeld, der Gründer der Bürgerinitiative Leise A 81, und macht keinen Hehl aus seinem Gemütszustand. Bereits am vergangenen Freitag hat er Post vom Regierungspräsidium (RP) in Stuttgart erhalten. In dem Brief stand, was die Behörde nun öffentlich macht: Die Pläne für den Ausbau der Autobahn 81 zwischen den Anschlussstellen Sindelfingen-Ost und Böblingen-Hulb sind fertig. Mit den Arbeiten soll im Jahr 2020 begonnen werden. Die voraussichtliche Bauzeit dauert viereinhalb bis fünf Jahre. Die Gesamtkosten liegen bei 226 Millionen Euro für den sechsstreifigen Ausbau auf der sieben Kilometer langen Strecke samt einem 850 Meter langen überirdischen Lärmschutztunnel .

Asphalt schluckt nicht genügend Lärm

Doch die Sache hat für die Mitstreiter der Leisen A 81 doch noch einen Haken. Sie forderten einen offenporigen Belag, der den meisten Lärm schluckt. Stattdessen wird nun ein billigerer Asphalt verwendet, mit dem wohl langfristig etliche Millionen Euro gespart werden sollen. Das RP, das federführend die Pläne erarbeitet hat, macht darüber keine näheren Angaben. Der Bundesrechnungshof hat vor einiger Zeit den teuereren Ausbau kritisiert und Einsparungen verlangt.

Der Asphalt, der nun verwendet werden soll, muss nicht, wie der offenporige Belag (OPA), alle fünf bis sechs Jahre ausgetauscht werden. Außerdem benötigt er eine weniger aufwendige Dränage wie der OPA. Mit dem Belag, auf dem die Autos künftig fahren sollen, werden allerdings die Lärmgrenzwerte in der Nacht um bis zu zwei Dezibel überschritten, betroffen sind davon rund hundert Gebäude entlang der Fernstraße. Das RP hat versprochen, in die Häuser Schallschutzfenster einzubauen. Einige Mitglieder der Leisen A 81 wie etwa deren Sprecher Hans Ambros sind damit nicht einverstanden. In den warmen Monaten, klagt Ambros, wenn man nachts das Schlafzimmerfenster öffne, müsse man den Lärm der Autos ertragen. An Schlaf sei da wohl kaum zu denken. Die Bürgerinitiative hatte das beim RP moniert und als Einwand gegen die Ausbaupläne vorgebracht. In dem RP-Brief, den Breitfeld erhalten hat, sei die Forderung der Leisen A 81 abgelehnt worden, teureren Belag zu verwenden.

Bund zahlt rund 30 Millionen Euro vom Deckel

„Ich gehe nicht davon aus, dass es die Möglichkeit gibt, dieses anzufechten“, erklärt Breitfeld. Eine Klage dagegen wäre ohnehin mit einer untragbaren Zeitverzögerung verbunden. „Wir haben nun 15 Jahre für einen besseren Schallschutz gekämpft und können froh sein, dass jetzt bald die Bagger anrollen“, sagte der Sprecher der Leisen A 81. Schließlich könnten dank des Lärmschutzdeckels künftig viele Bürger nachts ruhiger schlafen.

Ursprünglich hatte die Leise A 81 einen 1500 Meter langen Tunnel gefordert. Dies wurde aber wegen der hohen Kosten abgelehnt. Die jetzige 850-Meter-Lösung kostet laut dem RP 65,6 Millionen Euro. Laut der Absprache über die Finanzierung tragen die Städte Böblingen und Sindelfingen sowie der Kreis Böblingen jeweils rund 7,1 Millionen Euro, das Land übernimmt 14 Millionen Euro, der Bund zahlt den Rest. An der Ausfahrt Sindelfingen-Ost aus Richtung Stuttgart werde ein Lärmschutzwall mit einer Höhe von bis zu zwölf Metern gebaut, teilt das RP mit. Auch Lärmschutzwände sind geplant.

Pläne liegen in Rathäusern aus

Christine Kraayvanger, die Böblinger Baubürgermeisterin, drückte ebenfalls ihre Freude über die Nachricht aus, dass der sogenannte Planfeststellungsbeschluss gefasst ist. „Es geht endlich los. Das ist für die Region mit ihrer starken Wirtschaft eine längst überfällige Maßnahme. Nun muss der Bau zügig vorangehen. Wir hoffen, dass alle Beteiligten jetzt weiter an einem Strang ziehen“, lässt sie mitteilen.

Die Pläne werden vom 24. September bis zum 8. Oktober in den Rathäusern in Sindelfingen, Böblingen, Ehningen, Leinfelden-Echterdingen, Schwäbisch Gmünd, Horb am Neckar und Haigerloch ausgelegt. Informationen sind auch im Internet unter unter der Adresse www.rp-stuttgart.de, unter Abteilungen, Abteilung 2, Referat 24, zu erfahren.