Die Autobahn 81 zwischen Böblingen und Sindelfingen soll sechsspurig werden. Mit dem anvisierten Baubeginn Ende 2017 oder Anfang 2018 wird es aber nichts. Foto: factum/Bach

Das Regierungspräsidium muss den geplanten Erörterungstermin für die Pläne vom Frühjahr auf den Sommer verschieben. Die Prüfung der Stellungnahmen und Einwände dauere länger als ursprünglich angenommen, lässt die Behörde verlauten.

Böblingen - Das Regierungspräsidium Stuttgart hat eine weitere Hiobsbotschaft auf Lager: Die Planfeststellung für den Ausbau der Autobahn 81 zwischen Böblingen und Sindelfingen verzögert sich erneut um etwa ein Vierteljahr. Zuletzt war von einem Baubeginn Ende 2017 oder zu Beginn des Jahres 2018 gesprochen worden. Auch damit wird es wohl jetzt nichts Der Grund: Die Stellungnahmen und Einwendungen müssten noch weiter geprüft werden, verlautet es aus dem RP.

Mehr als hundert Stellungnahmen und Einwände

Ursprünglich hatte es geheißen, dass die Erörterungsverhandlung noch im Jahr 2016 stattfinden könnte. Zuletzt war ein Termin in diesem Frühjahr anvisiert worden – nun geht das Regierungspräsidium (RP) davon aus, dass die Veranstaltung mit den Bürgern und Vertretern von Verbänden und Institution wohl erst im Sommer über die Bühne gehen werde.

„Das ist natürlich schade“, erklärte Thorsten Breitfeld, der Sprecher der Bürgerinitiative Leise A 81. Breitfeld vermutet, dass nicht die Menge der Einwände den Ausschlag für die Dauer der Prüfung im RP geben, sondern deren Qualität. Tatsächlich hatten 30 Privatpersonen und 71 Verbände und Institutionen bis zum 26. Juli vergangenen Jahres ihren Protest und ihre Vorschläge geäußert. Nach den Angaben der RP-Pressesprecherin Katja Lumpp meldeten sich auch die Städte kritisch wegen der drohenden Lärmbelastung. Selbst die Initiative Leise A 81 formulierte Forderungen: Sie will einen schallschluckenden Belag, der bisher nicht vorgesehen ist.

Manche finden den Lärmschutz unzureichend

Laut Lumpp steht der Lärm während des Ausbaus zur Debatte als auch der Lärm danach, wenn der Verkehr zwischen den Anschlussstellen Böblingen-Hulb und Sindelfingen auf sechs Spuren fließt. Die bisher getroffenen Schallschutzmaßnahmen würden nicht als ausreichend betrachtet. An der 7,1 Kilometer langen Route sind bisher auf einer Länge von insgesamt vier Kilometern Lärmschutzwände geplant. Daneben soll ein 850 Meter langer Deckel die Lärmbelastung mindern. Dennoch würden die Bürger zusätzliche Lärmschutzwände und Wälle fordern, sagte Lumpp. Zudem verlange die Stadt Sindelfingen ein Lärmschutzkonzept für die Bauphase.Das RP dagegen hatte versprochen, dass sämtliche Lärmgrenzwerte eingehalten werden. Wie laut es während der Bauarbeiten werde, könne bis jetzt jedoch niemand sagen. Es solle aber alles getan werden, damit so wenig Lärm wie möglich entstehe.

Allerdings würden an manchen Gebäuden die geltenden Grenzwerte von 59 Dezibel während des Tages und von 49 Dezibel in der Nacht erreicht und teilweise überschritten, räumte das RP ein. In diesen Fällen könnten die Bürger aber Schallschutzfenster beantragen.

Ein dickes Paket an Einwänden und Vorschlägen betreffen laut Lumpp auch den Naturschutz und Ausgleichsmaßnahmen. So fordert der Landesnaturschutzverband etwa einen geeigneten Wildtierkorridor unter der Autobahn.

Naturschützer: Auf der Autobahn werden viele Tiere überfahren

Naturschutz:
Zu den umfangreichen Forderungen der Naturschützer zählt vor allem ein Wildkorridor unter der Autobahn 81 im Sindelfinger Wald, damit der Tierwanderweg und die Biotope nicht voneinander getrennt werden. Besonders Amphibien hätten es schwer, sich fortzubewegen, erklärt der Landesnaturschutzverband (LNV). Aber nicht nur sie müssten besser geschützt werden. Gerade bei Sindelfingen ereigneten sich auf der A 81 die meisten Unfälle mit Tieren. Neben Wildschweinen und Rehen kommen laut dem LNV auch Füchse, Dachse, Hasen, Marder und Eichhörnchen ums Leben.

Ausgleichmaßnahmen:
Das Regierungspräsidium (RP) will dafür sorgen, dass Nistkästen für Vögel aufgehängt und nicht mehr benötigte Fahrbahnen entsiegelt werden. Zudem soll Nadelwald in Laubwald und eine Ackerfläche in Grünland umgewandelt werden. Auch ein Ersatzhabitat für Zauneidechsen sei geplant und die Renaturierung von Bächen, so das RP.

Planfeststellung
: Die Ausbaupläne wurden im vergangenen Sommer öffentlich ausgelegt. Bis zum 26. Juli konnten Einwände und Stellungnahmen eingereicht werden. Bei einer Erörterungsveranstaltung sollen sämtliche Anliegen zur Sprache kommen.