Cornelia Wenzel freut sich über die Errungenschaft von Luther.. Foto: factum/Granville

Die Dauerausstellung ist jetzt um einen weiteren Druck von Martin Luther aus dem Jahr 1521 reicher. Darin greift der Reformator einen Kontrahenten an.

Böblingen - Dem Verein der Museumsfreunde Böblingen ist es zu verdanken, dass die Reformationsgeschichte noch mehr ins Blickfeld rückt. Auch wenn die Feiern zum 500. Jubiläum beendet sind, wartet der Verein nun mit einer Dauerleihgabe an das Böblinger Bauernkriegsmuseum auf. Der Vereinsvorsitzende Günter Scholz übergab zum 30-jährigen Bestehen des Museumsvereins die Lutherschrift „Auf des Bocks zu Leipzig“. Der Verein hat das Original von dem Sammler und ehemaligen Schulpädagogen Konrad Heydenreich aus Weil im Schönbuch erstanden.

„Bock von Leipzig“

„Wir sind sehr stolz, dass wir unsere Schau damit erweitern können“, erklärte die Leiterin des Bauernkriegsmuseums, Cornelia Wenzel. „Martin Luther nutzte die Erfindung des Buchdrucks wie kein anderer“, sagt der Vereinsvorsitzende Günter Scholz. Zu Zeiten des Reformators seien in Deutschland Flugschriften allerdings üblich gewesen. Nicht nur der Reformator tat sich als Autor hervor, sondern auch viele andere. „Allerdings befassten sich zahlreiche Veröffentlichungen auch mit Kuriositäten wie etwa mit Missgeburten“, berichtete der einstige Leiter des städtischen Kulturamts und Geschichtsforscher Scholz. Etwa 10 000 verschiedene Schriften seien in der damaligen Zeit im Umlauf gewesen. Das Problem dabei: Viele Menschen konnten nicht lesen.

Doch einige Pamphlete fanden durchaus ihre Adressaten. Im Falle Luthers war dies der Theologe Hieronymus Emser, den Luther im Jahr 1521 verächtlich als „Bock von Leipzig“ bezeichnete. Emser, einst Sekretär von Herzog Georg von Sachsen, war nämlich ein entschiedener Gegner der reformatorischen Gedanken. Über mehrere Jahre hinweg verfassten die beiden Streitschriften. In einer davon wurde Luther „der Stier von Wittenberg“ genannt.

Luther bezeichnet seinen Kontrahenten als Lügner

Luthers Replik darauf ergänzt nun die bereits stattliche Zahl seiner Schriften, die das Bauernkriegsmuseum birgt. Darunter befinden sich etwa „An den christlichen Adel deutscher Nation“ aus dem Jahr 1520 oder „Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern“ von 1525.

In der Flugschrift an seinen Kontrahenten Emser bezeichnet er diesen als Lügner, der Unwahrheiten über ihn und die reformatorische Lehre verbreite. Wie immer ist Luthers Sprache bildhaft, plastisch und drastisch. Die Titelbordüre stammt von Lucas Cranach dem Älteren. Am linken unteren Bildrand sind ein Schriftgelehrter und ein Drucker bei der Arbeit zu sehen – ein früher Hinweis auf die Bedeutung des Drucks in der Reformationszeit. „Der Gelehrte schaut dem Drucker über die Schulter und liest während des Drucks noch Korrektur“, entnimmt Konrad Heydenreich dem Bildnis. Acht Blätter umfasst das Konvolut, auf einem ist auch ein Weintrinker zu sehen, umsummt von Bienen. Der frühere Besitzer der Schrift sagt darüber: „Lukas Cranach der Ältere hatte damals selbst einen Weinausschank betrieben“. Konrad Heydenreich dürfte es wohl nicht ganz leicht gefallen sein, das Original herzugeben. Doch tröstet er sich damit: „Ich habe es lange ansehen können.“