Am Eröffnungstag im April 2006 lockte Mömax 18 000 Kunden – um letztlich zu scheitern Foto: factum/Stollberg

Wo Mömax scheiterte, will Poco erfolgreich verkaufen. In der Handelsbrache inmitten von Böblingen werden künftig wieder Möbel angeboten.

Böblingen - Eine Leuchtreklame von MC Krauß erinnert an vergangene Zeiten. Ein Zettel informiert, dass das Parkhaus geschlossen ist. Dessen Blechfassade rostet ihrer Pulverisierung entgegen. Die Schaufenster gegenüber werben für nichts als die Dunkelheit hinter ihnen. Vor dem ehemaligen Haupteingang hat sich eine Gruppe von Männern versammelt, gleichsam als Zeichen des Wandels. Sie diskutieren über künftige Zu- und Abfahrten.

Der Kernbotschaft jenes Wandels hängt unübersehbar oben am Parkhaus. Ein Werbebanner informiert, dass hier eine Poco-Filiale eröffnen wird – „demnächst“. Darunter ist vermerkt, dass die Billig-Möbelkette Lageristen und Verkäufer sucht. Nächste Woche will das Unternehmen die Presse über seine Pläne in Böblingen informieren. Vorab will die Pressestelle nicht einmal die Frage beantworten, wie groß der künftige Möbelmarkt im Schatten des Einkaufszentrums Mercaden werden soll.

Der Standort ist ein Wagnis

Fest steht allerdings, dass der Standort ein Wagnis ist. An dieser Stelle glitt nicht nur das Mode-Unternehmen MC Krauß in die Insolvenz. Hier scheiterte auch ein Riese der Möbelbranche. Im April 2006 drängten sich Trauben von Kauflustigen vor dem Haupteingang, als Mömax seine Böblinger Filiale eröffnete. 18 000 Menschen kamen am Eröffnungstag. Mömax ist eine Marke der Unternehmensgruppe XXX-Lutz. Das einstige österreichische Familienunternehmen ist zum zweitgrößten Möbelhändler weltweit gewachsen. Dass XXX-Lutz einen Standort aufgibt, ist eine Seltenheit. Zum ersten Mal überhaupt in seiner Geschichte schloss der Konzern 2013 ein Möbelhaus in München.

Dass in Böblingen ein Nachfolger gefunden ist, „begrüßen wir sehr“, sagt Dominic Schaudt, der städtische Wirtschaftsförderer. „Poco ist ein weiterer Magnet für die Innenstadt, und ich kann mir vorstellen, dass es einen Impuls gibt.“ Gemeint ist ein Impuls für andere Interessenten, die womöglich in die Handelsbrache einziehen.

Ein Feuer richtete schweren Schaden am Bau an

MC Krauß machte seinerzeit die Konkurrenz der neu erbauten Mercaden verantwortlich für sein Aus. Der Standort war allerdings schon lang vor der Eröffnung des Einkaufszentrums ein schwieriger. Auch das Haus selbst hat einiges erlitten. Im Oktober 2000 richtete ein Feuer schweren Schaden am Bau an. Im Januar 2006 stand wegen eines Rohrbruchs im Untergeschoss das Wasser einen Meter hoch.

Ursprünglich bot in dem einstigen Einkaufszentrum Hertie seine Waren an. Im Jahr 2000 folgte Karstadt. Die Schäden des Brandes zu beseitigen, war dem Konzern zu teuer. Das Unternehmen entschied, die Brandspuren nur oberflächlich zu beseitigen und statt seines vollen Sortiments nur noch die Billigware der Fox-Kette anzubieten. 2004 verkündete Karstadt den vollständigen Rückzug. Fox war bei der Kundschaft durchgefallen.

Danach betrieb ein türkischer Geschäftsmann zeitweise noch einen Schnäppchenmarkt auf zwei Stockwerken des maroden Baus. Teile des Komplexes wechselten den Eigentümer.

Stets verkündeten die Käufer Optimismus und versuchten, um einen Ankermieter herum neue Läden zu gruppieren. Mit der Eröffnung des neuen Shoppincenters Mercaden im Oktober 2014 schien das einstige Böblinger Einkaufszentrum vor dem endgültigen Aus. Am kommenden Mittwoch will Poco bekannt geben, wie das nächste Unternehmen den Standort zu beleben gedenkt.