Der Weltfrauentag ist eher ein Protest- als ein Festtag. Foto: Leif Piechowski

Die Teilzeit- und Minijobs im Landkreis sind überwiegend mit Frauen besetzt. Eine Aufstockung scheitert oft an den Arbeitgebern.

Böblingen - Zum Weltfrauentag, dem 8. März, veröffentlicht die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten, kurz NGG, eine Statistik des Ungleichgewichts: 37 900 Teilzeitjobs zählen die Gewerkschafter im Landkreis Böblingen. 80 Prozent davon erledigen Frauen. Die Minijobs eingerechnet, sind noch immer 69 Prozent der gering entlohnten Arbeitsplätze mit weiblichen Kräften besetzt.

Gerade in den Branchen, die die NGG vertritt: „Die Kellnerin in Vollzeit ist die Ausnahme“, sagt der hiesige Gewerkschaftschef Hartmut Zacher und beklagt, dass ein beruflicher Aufstieg aus der Teilzeit ungleich schwieriger sei als aus dem Standardvertrag. Laut der Hans-Böckeler-Stiftung werden Teilzeitkräfte nicht nur seltener befördert, sondern bekommen auch seltener Gehaltserhöhungen, was sich wiederum auf die Rente auswirkt.

Seit diesem Jahr haben Frauen ein gesetzlich verbrieftes Recht zu erfahren, ob ihre männlichen Kollegen mehr verdienen. Allerdings greift diese Novelle erst bei Betrieben mit mehr als 200 Mitarbeitern. Weshalb Zacher feststellt, dass für Köchinnen oder Verkäuferinnen in Bäckereien die Gesetzesänderung blanke Theorie bleibe und fordert, die Auskunftspflicht auf Kleinbetriebe auszudehnen.

Zur Ungleichbehandlung kommt gemäß Gewerkschaftsmitteilung stetige sexuelle Belästigung. „Zotige Sprüche an der Theke sind noch das Geringste“, meint der NGG-Chef und fordert Frauen auf, jeden Übergriff konsequent zu melden.

Der Weltfrauentag wird jährlich am 8. März begangen. Er entstand Anfang des 20. Jahrhunderts aus dem sozialistischen Kampf um die Gleichberechtigung. In diesem Jahr wird insbesondere gefeiert, dass vor hundert Jahren das Frauenwahlrecht durchgesetzt wurde.