Elisabeth Birnbaum ist Feuerwehrfrau aus Leidenschaft. Foto: privat

Elisabeth Birnbaum möchte mehr Mädchen und junge Frauen für ein Engagement bei den Rettungstruppen begeistern.

Grafenau - Bei der Suche nach Nachwuchs setzen viele Feuerwehren verstärkt auf Frauen. Doch noch immer sind diese eine verschwindende Minderheit: 110 der 2600 Feuerwehrleute im Kreis Böblingen sind weiblich – weniger als fünf Prozent. Mit Elisabeth Birnbaum vom Netzwerk Feuerwehrfrauen Landkreis Böblingen haben wir über die Gründe gesprochen.

Frau Birnbaum, ist der Feuerwehrjob zu anstrengend für Frauen?
Die Einsätze sind körperlich und psychisch sehr anstrengend, ja. Dafür muss man körperlich fit sein. Das gilt für Frauen und Männer. Frauen schaffen das gut, wenn sie wollen.
Dann wollen Frauen nicht? Oder warum sind es so wenige?
Früher war die Feuerwehr eine reine Männerdomäne. Auch gibt es Gerätehäuser die nicht die Räumlichkeiten wie separate Umkleiden vorweisen können. Hinzu kommt, dass Frauen in der Familienphase oft Schwierigkeiten haben, das Ehrenamt mit der Kindererziehung zu verbinden. Wenn man alarmiert wird, muss man eigentlich sofort aufspringen, zum Einsatz eilen. Das geht schlecht, wenn man gerade ein Baby stillt oder kleine Kinder betreuen muss.
Haben Sie persönlich mit Vorurteilen zu kämpfen?
Als ich vor 26 Jahren anfing, war ich eine von ganz wenigen Frauen im Kreis. Ich wurde beim Tag der offenen Tür überzeugend angeworben. Wir sind damals zu dritt eingetreten. Ich blieb als einzige übrig. Ich habe dann schnell die Jugendfeuerwehr in Grafenau gegründet und die Brandschutzerziehung für Kinder initiiert. Zu Gute kam mir, dass auch mein Mann bei der Feuerwehr war. Als die Kinder klein waren, haben wir uns bei Einsätzen abgewechselt.
Welcher Einsatz hat Sie am meisten belastet?
Das war ein Discounfall vor vielen Jahren zwischen Döffingen und Darmsheim mit schwer verletzten jungen Leuten. Mir kommt zu Gute, dass ich Krankenschwester bin und deshalb mit solchen Situationen gut zurecht komme.
Was muss sich ändern, damit mehr Frauen eintreten?
Zunächst müssen die Feuerwehren selbst bereit sein, Frauen aufzunehmen. Es müsste mehr Aufklärung und Werbung von den Wehren betrieben werden. Das Netzwerk Feuerwehrfrauen möchten dabei gerne unterstützen. Dann sollte sich auch an der Struktur etwas ändern. Eine Möglichkeit könnte sein, dass eine Frau während der Familienphase Mitglied der Feuerwehr bleibt, aber nicht aktiv zu Einsätzen muss. Sie kann sich anderweitig engagieren, zum Beispiel in der Brandschutzerziehung für Kinder oder bei organisatorischen Dingen.
Was sind die Ziele des Frauennetzwerks?
Zum einen dient es dem Austausch auf persönlicher und fachlicher Ebene. Dann haben wir natürlich das Ziel, mehr Frauen für unser Ehrenamt zu begeistern. Ich bin optimistisch, dass das gelingt. In den Jugendfeuerwehren sind heute schon bereits viele Mädchen.