Auch in der Herrenberger Klinik werden Notfälle rund um die Uhr behandelt. Foto: FACTUM-WEISE

Den sechs Krankenhäusern des Klinikverbunds droht offenbar keine Gefahr durch die neue Gesetzeslage.

Böblingen - Die Aufregung war am Freitag groß: mehr als 600 Kliniken in Deutschland sollen künftig nicht mehr als Notfallkliniken gelten, so der Beschluss des Bundesausschusses, des höchsten Gremiums im Gesundheitswesen. Damit stehen den Patienten bei einem Unfall oder einer plötzlichen schweren Erkrankung weniger Anlaufstellen zur Verfügung. Der Weg zum nächsten Krankenhaus könnte vor allem am Wochenende und nachts weiter werden.

Den Kreis Böblingen scheint dies aber nicht zu betreffen. „Wir gehen davon aus, dass wir mit allen sechs Häusern des Klinikverbunds alle Voraussetzungen für zumindest die Basisnotversorgung erfüllen“, beruhigte Jörg Noetzel, der medizinische Geschäftsführer des Klinikverbunds Südwest auf Anfrage unserer Zeitung. Diese fordern, dass eine Klinik eine Innere Station und eine Chirurgie haben muss und die Patienten zunächst in einer Notaufnahstation untersucht werden. Binnen 30 Minuten nach Eintreffen des Patienten muss ein Facharzt und gegebenenfalls auch ein Anästhesist vor Ort sein. „Diese Kriterien erfüllen alle unsere Kliniken“, betont Noetzel. Damit fallen sie unter die Krankenhäuser, die auch künftig den Status einer Notfallklinik haben und entsprechende Zuschüsse der Krankenkassen erhalten.

Namen der Kliniken sind noch nicht bekannt

Offiziell ist dies freilich noch nicht. Zwar gibt es auf der Website des Bundesausschusses eine Karte, auf der alle Krankenhäuser aufgelistet sind: die, die als Notfallversorger eingestuft werden und solche, die die Kriterien nicht erfüllen. Doch die Kliniken sind auf der Karte nur eine Markierung, werden nicht namentlich genannt. Eine Zuordnung ist deswegen nicht möglich. Auf eine Nachfrage bei der Pressestelle erhielten wir keine Antwort.

„Wir werden den genauen Wortlaut des Beschlusses abwarten und dann prüfen, was er für uns bedeutet“, sagt Noetzel. Interessant sei vor allem die Frage, ob vielleicht auch einige Häuser in eine höhere Stufe der Notfallversorgung eingruppiert würden. Dann erhalten sie auch höhere Zuschüsse. Drei Stufen gibt es nach dem Beschluss. Häuser der Basisversorgung, der erweiterten Notfallversorgung sowie der umfassenden Notfallversorgung. Je höher die Einstufung, desto höher die Bezuschussung. Die genauen Kriterien für die Stufen kenne er aber noch nicht, sagt der Geschäftsführer des Klinikverbunds.

Landrat sieht Medizinkonzept bestätigt

Der Böblinger Landrat Roland Bernhard, der Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikverbunds ist, sieht durch die neue Gesetzeslage die beschlossene Medizinkonzeption des Verbunds bestätigt. „Der Trend geht immer mehr zur Konzentration und Bündelung. Genau das tun wir mit unserer Konzeption.“ Diese sieht vor, künftig eine Zentralklinik auf dem Flugfeld zwischen Böblingen und Sindelfingen zu betreiben. Dort sollen alle komplizierteren sowie Spezialbehandlungen durchgeführt werden. Die kleineren Häuser in Herrenberg und Leonberg werden zu Kliniken der Basisversorgung. Ähnliches ist auch für die beiden Kliniken im Kreis Calw geplant, die ebenfalls zum Klinikverbund gehören. Alle sechs Häuser sollen untereinander enger vernetzt werden und kooperieren. So gibt es bereits standortübergreifende Fachbereiche, beispielsweise die Frauenklinik Böblingen-Leonberg.