Der Angeklagte erklärte, dass er genetisch bedingt eine Neigung zur Pädophilie habe. Foto: dpa

Der Angeklagte legt ein Geständnis ab und erhält eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und zwei Monaten. Außerdem muss er eine Geldbuße von 1500 Euro bezahlen. Er hatte rund tausend Bilder und Videos gespeichert.

Böblingen - Nervös tippte der Angeklagte mit den Fingern immer wieder auf den Tisch – als gehe ihm alles nicht rasch genug. Bei dem jungen Mann hat die Polizei massenweise kinder- und jugendpornografische Fotos auf dem Computer

gefunden. 40 davon hatte er einem anderen Nutzer angeboten. Der 24-Jährige räumte die Vorwürfe am Böblinger Amtsgericht sofort ein und erwartete mit Spannung das Urteil. Ungeduld allein war es aber wohl nicht, vielmehr zeigte sich ein Krankheitssymptom des jungen Mannes. Er habe ADHS, erklärte er dem Amtsrichter, ein Aufmerksamkeits-Defizit und eine Hyperaktivitätsstörung. Außerdem sei er pädophil. Die Porno-Bilder mit Kindern und Jugendlichen hätten ihm den „Kick“ gegeben, den er gebraucht habe.

Für den Richter Thorsten Härtel war dies kein Grund, gegen den 24-Jährigen aus dem Kreis Böblingen eine mildere Strafe zu verhängen. „Sie wussten ganz genau, dass Sie sich beim Anschauen der Bilder strafbar machen“, stellte er klar. Härtel verurteilte ihn zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und zwei Monaten, die er für vier Jahr auf Bewährung aussetzte. Der junge Mann erhält einen Bewährungshelfer und muss zudem eine Geldstrafe von 1500 Euro bezahlen, die er in Raten abstottern darf.

Sogar Babys sind auf den Fotos

„Wir haben rund tausend Fotos und Videos von Kindern und Jugendlichen sichergestellt“, erklärte eine 36 Jahre alte Oberkommissarin der Böblinger Kriminalpolizei vor Gericht. Es sei alles dabei gewesen, bis hin zum schweren sexuellen Missbrauch von Babys. Auf die Schliche waren die Ermittler dem 24-Jährigen gekommen, weil im Zusammenhang mit einem Kinderporno-Prozess im ostwestfälischen Gütersloh ein Internetkontakt zu ihm gefunden wurde mit jenem Bekannten, dem er Bilder zur Verfügung gestellt hatte.

„Mir tut das alles leid, ich arbeite daran, dass es nicht wieder vorkommt“, sagte der Angeklagte Reue. Der 24-Jährige sprach von „genetisch bedingten Neigungen zur Pädophilie“, die er „von Geburt an“ habe. Vor eineinhalb Jahren sei das bei ihm so richtig ausgebrochen, als er ein Medikament gegen ADHS abgesetzt habe. „Ich hatte es überdosiert zu mir genommen, was mir schadete“, sagte er dem Richter. Es habe eine antidepressive Wirkung gehabt und auch den Sexualtrieb unterdrückt

Seit rund einem Jahr in Therapie

Danach surfte er immer wieder auf Seiten mit kinder- und jugendpornografischen Darstellungen. Das hatte ihn quasi wieder aufgeheitert. Inzwischen wisse er jedoch, „dass das Lachen der Minderjährigen nicht echt ist“, sagte der Angeklagte. Und dass die Kinder und Jugendlichen das oftmals nicht freiwillig machten.

Zu dieser Erkenntnis sei er während einer Therapie gekommen, mit der er bereits vor der Durchsuchung seiner Wohnung im Elternhaus vor etwa einem Jahr begonnen habe. Fast hundert Euro koste eine Stunde, zwei Mal die Woche fahre er zu seinem Therapeuten nach Tübingen. Die Hälfte des Honorars bezahle er von seinem Verdienst als Restaurantfachkraft, die andere Hälfte bezahlten seine Eltern. Der ledige junge Mann verdient nach eigenen Angaben monatlich rund 1200 Euro netto. 300 Euro müsse er seinen Eltern für Kost und Logis bezahlen.

24-Jähriger hat keinen Computer und kein Smartphone mehr

Der Richter wie auch der Staatsanwalt hielten dem 24-Jähigen zugute, dass er seine Vergehen sofort gestanden habe. Mit der Sozialprognose taten sich allerdings beide schwer. Der Staatsanwalt setzte eine höhere Strafe an als Härtel und plädierte auf eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und vier Monaten. Der Verteidiger hielt acht Monate für ausreichend, auch weil sein Mandant sich nach der Beschlagnahme seines Computers und des Smartphones keine neuen Geräte mehr gekauft habe. „Da komme ich schon nicht mehr in Versuchung“, gab der 24-Jährige zu Protokoll. Außerdem treibe er inzwischen Sport und gehe mit Freunden bowlen.