Nicht nur das Zelt wurde gestohlen. Auch alle Bauteile aus Stahl für die Tribüne und die Manege waren auf dem Anhänger, den die Diebe mitgenommen haben. Foto: privat

Das 50 000 Euro teure Zelt des Weihnachtszirkus Schwäbisch Gmünd ist samt Sattelauflieger verschwunden – der Besitzer will aber trotzdem weitermachen.

Böbingen - Es muss ein geplantes Verbrechen gewesen sein, da ist sich Oleg Zhovnir sicher: Sein Zirkuszelt samt Manege und Sitzkonstruktion im Wert von 50 000 Euro, das in einem Lastwagenanhänger verpackt war, ist irgendwann in den vergangenen drei Wochen vom Gelände einer Spedition in Böbingen (Ostalbkreis) gestohlen worden – die Diebe haben einfach den ganzen Anhänger weggefahren. „Doch es haben mehrere neuere und bessere Auflieger auf dem Gelände gestanden“, erzählt Oleg Zhovnir: „Die haben es also nicht auf das Fahrzeug, sondern auf das Zelt abgesehen.“ Und das setzt voraus, dass die Täter gewusst haben mussten, wo ein so seltener Gegenstand zu finden war.

Oleg Zhovnir ist allerdings nicht der Direktor eines Familienzirkus, und er reist auch nicht mit dem Zelt umher. Vielmehr organisiert er mit seiner Firma „Opalla Entertainment“ Shows und Events, darunter den alljährlichen Weihnachtszirkus in Schwäbisch Gmünd – ausschließlich dafür hatte er vor vier Jahren das Zelt gebraucht gekauft. Das restliche Jahr über lagerte es auf dem Gelände, das zwischen der Bahnstrecke Richtung Aalen und der Bundesstraße 29 liegt und nicht durch einen Zaun geschützt ist.

Das Zelt war noch gar nicht abbezahlt

Für Oleg Zhovnir ist der Diebstahl eine Katastrophe. Denn das Zelt war noch nicht abbezahlt, und die Einnahmen aus dem Weihnachtszirkus in Schwäbisch Gmünd reichten gerade so, um die Kosten zu decken. Eine Versicherung gegen Diebstahl hatte er nicht abgeschlossen, denn wer klaut, bitteschön, schon ein Zirkuszelt? Dennoch ist Oleg Zhovnir, der 15 Jahre lang als Clown beim Moskauer Staatszirkus engagiert war und in den ersten Jahren beim Weihnachtszirkus noch selbst auftrat, zuversichtlich, dass die Gmünder auch in diesem Jahr eine Show zu sehen bekommen. Er engagiert jedes Jahr neue Künstler, so dass sich die Programme nicht wiederholen. Doch ein neues Zelt könne er sich nicht leisten, das würde mindestens 200 000 Euro kosten, sagt Zhovnir. Er müsste eines mieten, hätte dann aber doppelte Kosten: „Da geht es um richtig viel Geld, aber ich hoffe, dass Freunde mir vielleicht günstig ein Zelt überlassen.“ Insofern bleibt Oleg Zhovnir trotz allem ein Optimist.

Wer ein Interesse an dem Zelt haben könnte, darüber rätselt auch die Polizei. Mit Spekulationen hält sie sich zurück, aber es könnte ein Konkurrent infrage kommen. Das blaue Zelt mit dem gelben Stern an der Spitze – es fasst 600 Zuschauer – ist ein deutsches Fabrikat und kommt häufig vor; es würde also nicht sofort als Diebesgut erkannt. Doch würde Zhovnir sein Exemplar aufgrund einzigartiger Merkmale sofort wiedererkennen. Denkbar wäre auch, dass Schrottverwerter vor allem den Stahl im Auge hatten und das Zelt nie wieder aufgebaut wird.

Schadenfrohe Kommentare in den sozialen Netzwerken

Am Mittwoch nun hat Oleg Zhovnir einen Anruf aus Augsburg erhalten – dort sei aus einem Unternehmen, das ähnlich wie Zhovnir arbeitet, im vergangenen Jahr eine Tribüne gestohlen worden, die auch auf einem Sattelauflieger gelagert war. Einige Zeit später habe man den Anhänger leer im Allgäu gefunden. Womöglich ist dies eine erste, wenn auch noch vage Spur.

Was Zhovnir allerdings getroffen hat, sind die vielen schadenfrohe Kommentare in den sozialen Netzwerken. Nun könne der Zirkus endlich keine Tiere mehr quälen, war der Tenor mancher Posts. „Dabei arbeiten wir gar nicht mit Wildtieren“, sagt Zhovnir kopfschüttelnd.