Bauleiter Rene Genz (links) und Projektleiter Ingo Schillinger von der Stralsunder Werft Ostseestaal haben sich zum Baustart für das erste Elektroschiff der Bodensee-Schiffsbetriebe Mützen der BSB aufgezogen. Foto: Ostseestaal/Philipp Peuss

Beim Umstieg auf klimaneutrale Antriebe machen die meisten Freizeitkapitäne nicht mit – ein Versagen des Verkehrsministers? Immerhin die Weiße Flotte geht voran.

Konstanz - Die angestrebte Umstellung der gesamten Bodenseeschifffahrt auf klimaneutrale Antriebsarten kommt nur langsam voran. Vor allem die vielen Freizeitkapitäne machen bisher kaum mit. So sind nach einer Aufstellung des Landesverkehrsministeriums mittlerweile auf dem ganzen Bodensee zwar fast 2000 elektrisch betriebene Boote unterwegs, was einem Zuwachs von 700 in den vergangenen vier Jahren entspricht. Die Zahl der „Vergnügungswasserfahrzeuge mit Verbrennungsmotor“, wie es im Behördendeutsch heißt, wuchs im gleichen Zeitraum aber noch schneller.

Allein im Bodenseekreis und im Kreis Konstanz stieg die Zahl der Motorboote um mehr als 1000 auf 21 412. Das geht aus einer Aufstellung des baden-württembergischen Verkehrsministeriums hervor, die der Singener Landtagsabgeordnete Hans-Peter Storz angefordert hatte. Der grüne Verkehrsminister Winfried Hermann verspreche eine klimaneutrale Schifffahrt, „doch die Landesregierung tut nichts dafür“, sagte Storz. So gebe es bisher in keinem Sportboothafen eine Schnellladesäule. „Eine Förderung der Ladeinfrastruktur für private motorisierte Vergnügungsfahrzeuge ist derzeit nicht beabsichtigt“, erklärte der Minister.

Langsam wie die Feuerwehr

Auch bei der Umrüstung landeseigener Boote ist bisher wenig geschehen. Allein die Wasserschutzpolizei verfügt über fünf schwere, fünf leichte und drei kleine Motorboote. Der Markt werde sondiert, hieß es. Allerdings bestehen bisher offenbar technische Hemmnisse. „Der Einsatzzweck der Boote kann leistungsbedingt und aufgrund regelmäßig notwendiger Nachladungen, die im Einsatz nicht gewährleistet werden können, aktuell noch nicht ausschließlich mit Elektromotoren erfüllt werden“, erklärte das Ministerium. Für die Boote der Feuerwehren gebe es bisher keine konkreten Umrüstungspläne. Allerdings prüfe das Institut für Seenforschung in Langenargen die Umrüstung seiner beiden Forschungsschiffe. Es zeichne sich ab, dass es „keine Lösung von der Stange“ gebe.

Die Weiße Flotte auf dem Bodensee ist da schon weiter. Gerade haben unter dem Projektnamen Artemis, benannt nach der griechischen Göttin der Jagd, bei der Stralsunder Werft Ostseestaal die Arbeiten für eine erste elektrisch betriebene Personenfähre begonnen. Von Sommer 2022 an soll sie zwischen Unteruhldingen, der Insel Mainau und Meersburg pendeln. Das E-Schiff soll 300 Personen fassen und 15 Kilometer pro Stunde fahren. Es sei „der Auftakt für unseren großen Plan, bei allen unseren Schiffen von den fossilen Brennstoffen wegzukommen“, sagte der Technische Leiter der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB), Christoph Witte.