Wellenlinien und Schilf symbolisieren das Ufer Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Die SOnderausstellung "Unser Bodensee" im Naturkundemuseum erschließt den Besuchern den Lebensraum des schwäbischen Meeres. Vom 24. Oktober bis zum 31. Mai gibt es die aktuellen Erkenntnisse über das Gewässer.

Stuttgart - Der Bodensee ist 63 Kilometer lang, 254 Meter tief und 536 Quadratkilometer groß. Nach dem Genfer See ist er der zweitgrößte Süßwasserspeicher im Alpenvorland – kein Wunder also, dass ihm das Staatliche Museum für Naturkunde Stuttgart im Schloss Rosenstein die Sonderausstellung „Unser Bodensee“ vom 24. Oktober bis zum 31. Mai widmet. „Im Fokus der Ausstellung stehen die gesellschaftliche Bedeutung, die Ökologie und die Biologie des Sees. Wir wollen vermitteln, warum das Thema für die Allgemeinheit wichtig ist“, sagt die Museumsdirektorin Johanna Eder.

Fünf Millionen Kunden versorgt der Zweckverband Bodenseewasserversorgung derzeit. „In den 60 Jahren seit unserer Gründung haben wir sechs Milliarden Kubikmeter Wasser abgegeben. Das entspricht knapp einem Prozent des Zuflusses in den See durch den Rhein und andere Flüsse innerhalb eines halben Jahres“, sagt Maria Quignon, Pressesprecherin des Zweckverbands.

Nach dem Zweiten Weltkrieg haperte es noch mit dem Bewusstsein für die Wasserqualität, denn Abwässer flossen ungeklärt ins Schwäbische Meer. „In den 1980er Jahren waren so viel Phosphate im Wasser, dass man dachte, der See kippe um“, sagt Burkhard Schneider, von der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz. Die Katastrophe sei durch eine Kraftanstrengung verhindert worden, bei der nicht nur Uferstädte und -gemeinden, sondern auch die Kommunen im Einzugsbereich des Bodensees, von Bad Waldsee bis in die Schweizer Kantone hinein, Kläranlagen erhielten.

Vom sauberen Wasser profitieren Flora und Fauna. Das seltene Bodensee-Vergissmeinnicht gedeiht wieder, und der See ist der bedeutendste Überwinterungsplatz der nordischen Singschwäne in Süddeutschland. Auch an den Ufern gibt es Fortschritte. Durch Renaturierung betonierter Zonen werden Biotope geschaffen. Die Wissenschaft erschließt die Wunderwelt unter dem Wasserspiegel, wo sich Flusskrebs, Felchen, Aal und Saibling tummeln. Im Seegrund klaffen Canyons, die der Rhein vor Urzeiten hineingeschnitten hat. Auf dem Seegrund zu sehen sind kleine Krater, aus denen Methangas strömt. Der Bodensee ist weltweit eines der ersten Binnengewässer, in denen sie kartiert und untersucht werden. Auch die Klimaerwärmung lässt sich am See durch Veränderungen des Wasserspiegels und des Sauerstoffgehalts ablesen.

Seit jüngerer Zeit wird das Phänomen der internen Wellen, rhythmische Schwankungen des Seespiegels durch Stürme, Wind, Luftdruckschwankungen oder Erdbeben erforscht. Interne Wellen haben am 23. Februar 1549 für das Wunder von Konstanz gesorgt: Innerhalb einer Stunde hob und senkte sich der Wasserspiegel vier oder fünf Mal um mehr als 60 Zentimeter. Der Rhein kehrte deshalb seine Fließrichtung um und strömte flussaufwärts vom Untersee in den Obersee.

Die Sonderausstellung Unser Bodensee im Schloss Rosenstein ist vom 24. Oktober bis zum 31. Mai zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags von 9 bis 17 Uhr. Samstags, Sonntags und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr. Eintritt: vier Euro. Ermäßigt: 2,50 Euro. Familien: neun Euro. Die Ausstellung wird durch ein Vortragsprogramm abgerundet. Weitere Infos im Internet unter www.naturkundemuseum-bw.de