Der Schlossgarten soll noch mehr Besucher anziehen.Foto:dpa Foto:  

Ein Fachprojekt der Verwaltungshochschule deckt Defizite im Blühenden Barock und Residenzschloss auf. Dazu liefern die zehn jungen Studierenden viele gute Ideen für Verbesserungen.

Ludwigsburg - Volker Kugels Fazit war eindeutig. „Das tut schon weh“, sagte der Direktor des Blühenden Barocks, nachdem die Studenten ihre Analyse des Besucherverhaltens präsentiert hatten. Die Gastronomie im Blühenden Barock sei zu lieblos, die Toiletten sind einigen zu schmutzig, und alles könnte behindertengerechter sein, so die Rückmeldungen.

Auch der Leiter der Schlossverwaltung, Stephan Hurst, muss sich einiges anhören. Das Kinderreich gibt es nun schon seit fast zehn Jahren im Residenzschloss. Doch dieses Museum zum Anfassen und Mitmachen kennt kaum jemand – ebenso wenig wie das Kombiticket für Blüba und Schloss. Nur sieben Prozent der Besucher kaufen es.

Immerhin ist der Besucherandrang gut. Zusammen kamen pro Jahr rund 900 000 Menschen. Laut der im Fachprojekt befragten 505 Besucher besichtigten 74 Prozent das Blühende Barock, nur elf Prozent das Schloss und 15 Prozent beides.

Kinder könnten Werbung für Kinder machen

Die Aufgabe der Studenten war, herauszufinden, wie die Gärten und das Residenzschloss besser verknüpft werden könnten. Nebenbei sollten sie nachhören, wie Gastronomie und sanitäre Anlagen ankommen. Dafür haben sie 505 Besucher befragt. Die Lösung angesichts des hohen Andrangs im Blühenden Barock lautet: Mehr Menschen sollten aus den Gärten in das Schloss kommen. Die einfachen Ideen dazu lauten: Man könne die Kostümcicerones des Residenzschlosses in den Gärten Flyer zu ihren Führungen verteilen lassen – oder noch besser – lebensgroße Aufsteller mit den Tourführern im barocken Gewand verteilen.

Auf ähnliche Weise könne es auch gelingen, das Kinderreich bekannter zu machen, nämlich mit Aufstellern von Kindern in pompöser Kleidung und mit gelockten Perücken. „Das ist eine sensationelle Idee“, sagt Kugel: „Und die kostet uns auch nicht viel.“ Die Aufsteller will er im Märchengarten platzieren, dort bewege sich die Zielgruppe – Eltern und Kinder. Außerdem gebe es dort keinen Denkmalschutz, wie an anderen Stellen, wo es dadurch nicht möglich sei, solche Werbung zu betreiben.

Besucher bemängeln das Aussehen der Kioske

Der Denkmalschutz sei es auch gewesen, der einst zu den von den Besuchern bemängelten Kiosken im Park geführt habe. Die Vorschrift war, dass die Kioske auf keinen Fall den barocken Stil nachahmen dürfen. Es sollte deutlich erkennbar bleiben, was historisch ist und was nicht. „Deshalb sehen die Kioske so aus“, sagt Kugel mit wenig Begeisterung. Er wolle es sich aber zur Aufgabe machen, dies in seiner Zeit als Direktor zu ändern. Mit der studentischen Analyse gehe er zum Denkmalschutz, dem es im Übrigen auch zu verdanken sei, dass Wege an vielen Stellen nicht behindertengerecht gestaltet werden können. Was die Gastronomie betrifft, haben die Studenten eine weitere Entdeckung gemacht: 56 Prozent der Besucher nutzen Imbiss, Snackbar, das Restaurant oder die Cafés gar nicht.

Ein Viertel davon verpflege sich selbst. Wer etwas gegessen oder getrunken hat, sei aber mit dem Angebot überwiegend zufrieden. Nur die Gestaltung gefalle eben nicht. Dazu wünschen sich viele eine Bedienung. „Wir haben vor zwei Jahren versucht, die ganze Gastronomie an einen externen Anbieter zu vergeben“, sagt Kugel. Das habe aber nicht funktioniert, da die meisten Anbieter davon ausgingen, dass in solchen Parks eher Selbstbedienung erwünscht sei. Den Gastronomen im Park will er aber von den Wünschen der Besucher berichten, die auch nach mehr schwäbischen Gerichten, Vegetarischem, Veganem oder mehr Eis verlangt haben. Nur die Kritik an den Toiletten wehrt er ab. „Das ist oft auch subjektives Empfinden“, sagt er.

56 Prozent nutzen die Gastronomie gar nicht

Die Analyse stößt bei Hurst und Kugel somit auf offene Ohren. Bei der jahrelangen Arbeit in den beiden Touristenzielen werde man betriebsblind. Auch bei der fehlenden Beschilderung im Park, die zum Residenzschloss leitet, und auf die schlechte Verknüpfung der Homepages haben die Studenten ihnen die Augen geöffnet.

Auf die Idee zum Thema kam übrigens Hurst selbst, der einst selbst Student an der Verwaltungshochschule war. Die Dienste der Hochschule haben Blühendes Barock und Residenzschloss bereits zuvor genutzt und wollen dies in Zukunft weiter tun, um neue Ideen umzusetzen.