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Der Sportdirektor des VfB über den Endspurt und die Schwierigkeiten bei der Zukunftsplanung.

Stuttgart - Sechs Spiele stehen in der Fußball-Bundesliga noch an, der Endspurt wird heiß, und VfB-Sportdirektor Fredi Bobic sieht dem Saisonfinale zuversichtlich entgegen. Er weiß aber auch: Siege sind jetzt Pflicht, "gerade in den Heimspielen".

Herr Bobic, in der Bundesliga sind es noch sechs Spiele, der Endspurt steht an. Ist der VfB gerüstet für das heiße Saisonfinale?

Absolut. Die Mannschaft hat sich in der Rückrunde stabilisiert, hat sich auch durch zahlreiche Rückschläge nicht umwerfen lassen und auch schwierige Situationen überstanden. Jetzt haben wir eine kleine Serie gestartet, die uns in eine bessere Ausgangsposition gebracht hat.

Wie groß ist Ihr Optimismus auf der Zielgeraden?

Ich gehe mit viel Optimismus auf die Zielgerade, er war aber auch im Herbst nie ungebrochen.

Aber sicher waren da auch mal Zweifel, oder?

Zweifeln - das versucht man mir immer wieder beizubringen. Aber wenn ich nicht schon als Spieler versucht hätte, immer positiv zu denken, wäre ich irgendwann kaputtgegangen.

Am Samstag, beim 1:1 in Bremen, gelang dem VfB im Spiel nach vorne nicht viel. Aber jetzt kommen Spiele, die das Team gewinnen muss ...

... muss - wenn ich das im Sport immer höre, da dreht es mir den Magen herum. Wir müssen gar nichts - außer sterben. Aber klar: Wir gehen in jedes Spiel unter der Prämisse, gewinnen zu wollen. Und gerade in den Heimspielen ist es besonders wichtig.

"Es geht nur ums sportliche Überleben"

Aber auch schwer.

Absolut. Das sieht man in all den Spielen der Mannschaften, die hinten stehen. Viele tun sich auswärts leichter, weil sie da das Spiel nicht machen müssen.

Am Samstag spielen Sie zu Hause gegen den 1. FC Kaiserslautern.

Da werden wir geduldig und gut präpariert sein müssen. Am Samstag zu Hause einen Dreier zu landen wäre schon sehr wichtig. Aber: Auch danach sind es noch fünf Spiele.

Das Team ist fitter, stabiler, hat mehr Punkte - mit dem Wechsel zu Bruno Labbadia scheinen Sie alles richtig gemacht zu haben.

Wir haben erst dann alles richtig gemacht, wenn Klassenverbleib fest steht. Bis dahin müssen wir beharrlich weiterarbeiten.

Das heißt?

Wir haben zusammen einen Plan erarbeitet, den Bruno Labbadia mit der Mannschaft bisher gut umgesetzt hat. Die Mannschaft ist in einem körperlich guten Zustand, sie fügt sich nicht in ihr Schicksal und hat 18 Punkte geholt. Sicher, das ist auch das Verdienst von Bruno Labbadia.

Seine eigentliche Philosophie vom Fußball konnte er aber noch nicht umsetzen.

Ach, über Philosophien wird in Stuttgart ja immer viel gesprochen. Und immer wieder muss ich zwischen den Zeilen den Vorwurf lesen, wir hätten nicht schön gespielt. Aber in unserer Lage gibt es keine schönen Spiele, nur effektive. Dass Bruno und ich im Grunde ein anderes Fußballdenken haben, ist doch klar. Aber zeigen Sie mir eine der hinteren Mannschaften, die schönen Fußball spielt. Es geht nur ums sportliche Überleben, das muss in alle Köpfe rein.

Wie schwierig ist es für Sie, die Gegenwart zu bewältigen und gleichzeitig die Zukunft zu planen?

Sehr schwierig. Wir müssen fleißig planen und viel unterwegs sein. Natürlich können wir noch nicht konkret vorstellig werden, umso mehr Gespräche sind aber notwendig.

Auch mit den Spielern im aktuellen Kader?

Nein. Jeder hat seine Chance, sich für die kommende Spielzeit zu empfehlen. Und überlegen Sie doch mal, wie das aufgefasst werden würde, wenn ich einem jetzt sage, dass er am Saisonende gehen kann.

Es wäre fraglich, ob er noch zu hundert Prozent bei der Sache wäre.

Eben. Deshalb fallen viele Entscheidungen erst nach der Saison.