Ex-Bob-Weltmeister Manuel Machata Foto: dpa

Er verlieh Kufen an die Konkurrenz, nun wurde er verbandsintern gesperrt – und die Aufregung um Bob-Pilot Manuel Machata ist groß

Stuttgart - Auf den ersten Blick ist diese ganze Aufregung ja gar nicht so verwunderlich. Da verleiht ein deutscher Bobpilot seine Kufen an einen Russen, der wird Olympiasieger, während seine deutschen Teamkollegen hinterherfahren. Dass mittlerweile von einem Skandal die Rede ist, liegt aber gar nicht an dem Deal, den Manuel Machata mit dem russischen Bobpiloten Alexander Zubkow geschlossen hatte – sondern an der Reaktion des Bob- und Schlittenverbands Deutschlands (BSD) darauf.

Der BSD verhängte gegen den Weltmeister von 2011 eine einjährige Sperre und eine Geldstrafe in Höhe von 5000 Euro. Das eine wie das andere löste größtenteils Fassungslosigkeit aus im Bob-Lager – aus vielerlei Gründen.

Zunächst einmal geht es um die Verhältnismäßigkeit. Das angebliche Vergehen, eine Weitergabe von Kufen gegen Bezahlung, gilt in Bob-Kreisen nämlich alles andere als ungewöhnlich. Vorausgesetzt, es handelt sich nicht um verbandseigenes Material. „Das hat jeder schon gemacht“, sagt etwa Olympiasiegerin Sandra Kiriasis, „ich bin in Sotschi auch mit fremden Kufen gefahren.“ Die Kufen, die Machata weitergegeben hat, hatte er zuvor vom Schweizer Pius Meyerhans für angeblich rund 30 000 Euro erworben, sie waren also sein Privatbesitz. Die Weitergabe an Zubkow für die olympischen Rennen soll von vorneherein Bestandteil des Handels gewesen sein – für den Fall, dass Machata die Qualifikation für die Spiele von Sotschi verpasst. „Das, was sie mit Manuel jetzt machen, finde ich beschämend und ist fast schon lächerlich“, sagt Kiriasis. Weil vermutlich sogar die rechtliche Grundlage für eine solche Entscheidung fehlt.

Geregelt ist in den Statuten des BSD nämlich nur, dass Verbandsmaterial und Teile des Instituts für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) nicht weitergegeben werden dürfen. „Nach jetzigen Erkenntnisstand hat Machata gegen keine Bestimmungen oder Vereinbarungen verstoßen, die eine solche Maßregelung rechtfertigen“, sagt Wolfgang Neubert, der Präsident des Landessportbundes Brandenburg.

Peter Rieger, Geschäftsführer von Machatas Verein SC Potsdam, ergänzte: „Diese derart willkürliche Bestrafung entbehrt jeder Grundlage. Das Verhalten von Manuel Machata war und ist in keinerlei Weise rechtswidrig.“ Beim BSD räumt man selbst ein, erst „klare Regelungen für deutsche Athletinnen und Athleten in unseren Regularien festzulegen“ – für die Zukunft. Die Strafe gegen Machata sei ein erster Schritt, um nationale Interessen zu wahren.

Der Betroffene selbst wartet derzeit noch auf das schriftliche Urteil und eine entsprechende Rechtsbelehrung. Schon jetzt ist aber klar: Sobald er beides erhalten hat, wird er sich an den Rechtsausschuss des BSD wenden – in Erwartung eines juristischen Erfolgs. Sollte das Urteil wider Erwarten bestehen bleiben, folgt wohl der Gang vor ein ordentliches Gericht.

Rechtfertigen muss sich das BSD-Präsidium um Verbandschef Andreas Trautvetter aber nicht nur juristisch, sondern auch innerhalb der eigenen Strukturen. Zahlreiche Landesverbände hinterfragen die Entscheidung, die anscheinend innerhalb eines kleinen Kreises getroffen worden ist. Von außerhalb prasselt ohnehin heftige Kritik auf den Verband ein. Der Tenor: Durch das harte Urteil gegen den 29-jährigen Manuel Machata wolle der BSD lediglich von eigenen Fehlern und der Bob-Pleite bei den Winterspielen von Sotschi ablenken.

In der Mitteilung des BSD hieß es zwar, beides stehe nicht in Zusammenhang, dennoch sagt Peter Rieger, der auch Präsident des Bob- und Schlittenverbandes Brandenburg ist: „Hier woll Machata als Bauernopfer für die jüngsten Misserfolge und für interne Querelen innerhalb des Verbandes herhalten.“ Und auch Sandra Kiriasis erklärt entrüstet: „Das ist ein Ablenkungsmanöver – und es macht den Eindruck, als ob er ein Bauernopfer ist. Ich bin nicht die Einzige, die so denkt.“ Machata, der nach der verpassten Qualifikation privat nach Sotschi gereist ist, hatte Kiriasis bei den Winterspielen in Sachen Material unterstützt.