Rockmusiker Bob Geldof mit Wirt Luigi Aracri im Ristorante La Commedia im Stuttgart Hospitalviertel.  Foto: Andreas Engelhard

Ein Kämpfer ist er geblieben. Bob Geldof hat in Stuttgart das F-Wort gegen Trump und den Brexit gerichtet. Nach seinem umjubelten Auftritt im Alten Schloss bei den Jazzopen feierte der irische Rockstar mit seinen deutschen Freunden im Ristorante La Commedia.

Stuttgart - Warum er keine Montage mag, wird in Stuttgart klar. Auf der neuen Bühne der Jazzopen im Alten Schloss hat der irische Rockmusiker Bob Geldof am Sonntagabend zwei Stunden lang quer durch mehrere Musikstile Vollgas gegeben, danach mit Freunden im Ristorante La Commedia bis weit nach Mitternacht mehrgängig italienisch gegessen, Rotwein getrunken und vergnügt gefeiert. Ausgerechnet der folgende Montag war’s, an dem er nach dieser schönen Nacht ganz früh raus musste – um 7 Uhr ging’s mit dem Flugzeug via Frankfurt zum nächsten Auftritt nach Hongkong. Kein Ausschlafen. Verdammt sind diese Montage!

Die Queen hat ihn zum Ritter geschlagen

„I don’t like mondays.“ Seinen Mega-Hit von 1979 hat er in der Idylle des festlich beleuchteten Alten Schlosses gespielt, wenige Schritte vom Reiterdenkmal Graf Eberhards im Bart entfernt. 1495 ist der Bärtige Herzog von Württemberg geworden. Der 1951 geborene Geldof wurde 1986 von der Queen wegen seiner Band-Aid- Konzerte gegen Hunger in Afrika zum Ritter geschlagen. Als irischer Staatsangehöriger darf er den Titel Sir nicht verwenden, was für einen, dem alles Elitäre fremd ist, nicht schlimm ist. Unverändert legt er sich mit den Mächtigen an. „Fuck-off“ hört man in Stuttgart mehrfach aus seinem Mund – Adressaten sind der Brexit, Trump und die Armut.

DJ Alex Wolf legt bei After-Show-Party auf

Sein Monday-Song handelt von einem Amoklauf in Kalifornien. Die Täterin gab als Motiv an, dass sie Montage hasse. Kurz nach dem frenetischen Schlussapplaus fährt ihn sein Freund Jürgen Schlensog, der Veranstalter der Jazzopen, ins Hospitalviertel zur After-Show-Party, bei der DJ Alex Wolff auflegt. Seinen Bühnenanzug hat der Ire ausgezogen und ist in Jeans geschlüpft. Das bunte Hemd ließ er an. Vor dem Regen, der unmittelbar nach dem Konzert einsetzt, schützt sich der 65-Jährige mit einem weißen Hut. Den zieht er so tief ins Gesicht, dass er nicht sofort im La Commedia erkannt wird.

Wirt Luigi Aracri hat eine große Tafel für etwa 20 Gäste gedeckt. Fröhlich begrüßt er seinen berühmten Gast und erfreut diesen mit italienischem Temperament. Ein donnerendes „Salute“ ertönt immer wieder. Bob Geldof will von Luigi, der in Kürze Vater wird, wissen, woher er stammt. Aus Kalabrien kommt er. Ach, diese südliche Region kennt der Rockstar gut. „Da habe ich mal Steinpilze gesucht“, erzählt er, „und viele gefunden.“

„Bob ist ein feiner Kerl“

Luigi serviert in rascher Folge Köstlichkeiten – von Pizzastücken bis zu Pasta mit kalabrischer Wurst. Die Stimmung ist prächtig. „Bob ist ein feiner Kerl“, lobt Jürgen Schlensog. Dreimal im Jahr treffen sich die beiden, meist in London, wo Geldof lebt. Dass einige Reihen im Alten Schloss leer blieben, hat den Rockstar nicht gebremst. „Bob gibt alles, ob er vor 30 oder 30 000 spielt“, sagt Schlensog.

Der neue Spielort im Alten Schloss mit Zuschauerplätzen auf mehreren Stockwerken ist bei den Gästen (dabei: Kunstmuseums-Chefin Ulrike Groos, Sparda-Bank-Chef Martin Hettich, DJane Alegra Cole, der frühere Allianz- MTV-Sportdirekt Bernhard Lobmüller) bestens angekommen. Die Ordner hatten dort viel zu tun. Unentwegt kontrollierten sie die Balustraden, damit darauf keine Getränke abgestellt werden, die nach unten auf die Zuschauer fallen könnten. Am Mittwoch geht es bei den Jazzopen auf die große Schlossplatz-Bühne. Bob Geldof hat einen so guten Eindruck hinterlassen, dass er gern mal wieder kommen darf – es muss ja nicht an einem Montag sein.