Beim FC Bayern vor dem Abflug: Jérôme Boateng. Foto: dpa

Durch Jérôme Boatengs bevorstehendem Abgang könnte Schwung in die Kaderplanug des FC Bayern kommen – und des VfB Stuttgart.

München - Der Wechsel von Bayern Münchens Jérôme Boateng zu Paris St. Germain wird immer wahrscheinlicher. FCB-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge bestätigte auf der USA-Reise des Rekordmeisters, dass sich Boatengs Berater mit PSG im Austausch befänden. „Es gibt im Moment keinen direkten Kontakt zwischen beiden Clubs, aber es gibt einen Kontakt zwischen den Beratern. Jérôme hat ja zwei“, bemerkte Rummenigge spitz. Das Verhältnis zwischen dem mächtigen Bayern-Boss und dem 29-Jährigen gilt spätestens seit Rummenigges vor zwei Jahren formuliertem Appell, Boateng solle mal wieder „Back to earth“ kommen, als unterkühlt. Auch der Weltmeister von 2014 scheint mit dem Club, für den er seit 2011 spielt, abgeschlossen zu haben. Ihn zieht es weg aus München. Nach Paris?

Es geht nur noch um die Ablöse

„Wir müssen eine Ablöse finden, die für beide Seiten akzeptabel ist“, sagte Rummenigge. PSG-Trainer Thomas Tuchel hatte sich offenbar schon vor der WM mit seinem Wunschspieler getroffen. Die „Sport Bild“ berichtete von einem Treffen im Mai mit dem Ergebnis, dass beide Seiten an einem Transfer interessiert seien. Noch ist der Scheich-Club aus der französischen Hauptstadt jedoch nicht an die Münchner herangetreten. Hintergrund dürften die Financial-Fairplay-Regeln des europäischen Verbands Uefa sein, die den französischen Meister nach den Rekord-Einkäufen von Neymar (222 Millionen) und Kylian Mbappé (180 Millionen) ins Visier der Fahnder gebracht hatten. Paris muss sich an Auflagen halten. Ohne weitere Neuzugänge müssten erst 60 Millionen Euro an Transferüberschuss erwirtschaftet werden. Die vom FC Bayern für Boateng geforderten 50 Millionen plus x sind vor diesem Hintergrund eine hohe finanzielle Hürde. Dennoch wird spekuliert, dass der Deal noch in dieser Woche über die Bühne gehen könnte.

Und dann? Kommt wieder Benjamin Pavard ins Spiel. Rummenigges Aussage, wonach man in der Innenverteidigung genug Spieler habe, „sowohl qualitativ als auch quantitativ“, dürfte nichts anderes als die berüchtigte Nebelkerze sein, um die vorangeschrittenen Verhandlungen mit dem VfB Stuttgart zu verschleiern.

Auch mit Pavard könnte es plötzlich schnell gehen

Dort steht zwar noch immer die Ankündigung von Sportchef Michael Reschke, den Weltmeister noch ein Jahr bis 2019 halten zu wollen, um dann die festgeschriebene Ablöse von 35 Millionen Euro einzustreichen. Nach den jüngsten Entwicklungen wäre ein Verbleib des 22-Jährigen über diesen Sommer hinaus aber eine Überraschung. Pavard selbst ließ sich unlängst mit dem Satz zitieren: „Wenn es eine Gelegenheit gibt, die alle zufrieden stellt, warum nicht?“

Zurück zu den Bayern, die sich auf dem Transfermarkt bislang sehr zurückgehalten haben. Doch jetzt ist das Karussell angeschoben. Eine wichtige Erkenntnis lautet, dass der Kader zu groß ist. Rummenigge rechnet vor: „Wir haben neun Mittelfeldspieler für drei bis vier Positionen. Und wir möchten dem Trainer kein Problem kreieren, dass er unzufriedene Spieler hat.“ Es muss personell ausgedünnt werden.

Ein prominenter Wechselkandidat ist Arturo Vidal. Für den 31 Jahre alten Chilenen soll Inter Mailand eine Option sein. „ Wenn er auf uns zukommt und er den Club verlassen möchte, werden wir uns damit auseinandersetzen“, sagt Rummenigge. Mit den fast identischen Worten hat der mächtige Bayern-Boss vor der WM auch den jetzt nahenden Abschied von Boateng eingeleitet.