Harald Krüger leitet in Zukunft die Geschicke von BMW Foto: dpa

Der Münchner Autobauer BMW leitet den Generationswechsel an der Spitze ein. Harald Krüger folgt auf Norbert Reithofer. VW-Chef Martin Winterkorn stellt bei der Kernmarke die Weichen für eine Nachfolge. Und was macht Daimler?

BMW

Die große Show überlassen sie in München lieber den Konkurrenten von Daimler und Volkswagen. Bei BMW wird meist ohne großes Aufsehen regiert. Deshalb erscheint es konsequent, dass Vorstandschef Norbert Reithofer geht, bevor Spekulationen über eine mögliche Nachfolge in den Medien aufkommen können. Obwohl er einen Vertrag bis 2016 hat, wird der 58-Jährige vorzeitig in den Aufsichtsrat wechseln, wie das Unternehmen am Dienstag bekanntgab. Über acht Jahre lang war Reithofer an der Spitze von BMW . „Herr Reithofer hat in seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender das Unternehmen auf ein neues Erfolgsniveau gehoben und zugleich strategisch auf die Zukunft vorbereitet“, lobt der amtierende Aufsichtsratschef Joachim Milberg (71), dessen Posten Reithofer im Mai 2015 auf der Hauptversammlung bekommen soll – offenbar mit Unterstützung der Großaktionärsfamilie Quandt/Klatten. Tatsächlich hat BMW unter Reithofer die Spitzenposition der deutschen Nobelmarken eingenommen und seither nicht mehr abgegeben. Zum ersten Mal in der Geschichte werden die Münchner in diesem Jahr mehr als zwei Millionen Fahrzeuge von BMW, Mini und Rolls-Royce verkaufen. Viel falsch gemacht hat Reithofer also nicht. Mit einer Rendite von rund zehn Prozent gilt das Unternehmen zudem als eines der ertragreichsten in der Automobilindustrie. Allerdings fällt der Zuwachs beim Absatz mit sieben Prozent bis Ende Oktober in diesem Jahr deutlich geringer aus als beim Dauerrivalen Mercedes-Benz, wo zuletzt eine beispiellose Produktoffensive den Verkauf kräftig ankurbelte.

Auf Reithofer folgt nun Produktionschef Harald Krüger, der mit seinen 48 Jahren für einen Generationswechsel steht. „Wer die Mobilität von morgen mitgestalten will, muss immer wieder überzeugende Antworten auf künftige Herausforderungen finden“, sagt Milberg zur Personalentscheidung. Krüger galt bereits seit längerer Zeit als Favorit. Der gebürtige Freiburger und studierte Maschinenbauer arbeitete sich über den Werkaufbau in Spartanburg (USA) und als Leiter der Motorenproduktion im englischen Hams Hall nach oben. Ende 2008 wurde er Personalchef und rückte in den Konzernvorstand auf, bevor er im April 2013 das Produktionsressort übernahm. Krüger übernimmt das Ruder in einer spannenden Zeit, in der sich die Autobauer ein Rennen liefern um automatisiertes Fahren, die Vernetzung mit dem Internet sowie immer mehr Nischenmodelle und globale Produktionsnetzwerke.

Nicht zuletzt tritt mit Klaus Fröhlich auch noch ein neuer Entwicklungschef bei BMW an. Der 54-Jährige war bereits Mitglied im Vorstand.

VW

Das Personalkarussell bei BMW wird auch von Wolfsburg kräftig gedreht. Konzernchef Martin Winterkorn (67) holt aus München den bisherigen BMW-Entwicklungschef Herbert Diess, der vor seiner Münchner Zeit auch für den Stuttgarter Zuliefererkonzern Bosch tätig war. Er soll Vorstand für die Kernmarke VW werden – allerdings erst zum 1. Oktober 2015, nach Einhaltung der in der Branche üblichen Wechselfrist. Nach Daimler-Lkw-Chef Andreas Renschler holt Winterkorn damit den zweiten Manager eines Konkurrenten innerhalb eines Jahres in den Konzern. „Mit Herbert Diess haben wir eine herausragende Persönlichkeit und einen der fähigsten Köpfe der Automobilbranche für uns gewinnen können“, sagte Winterkorn, der sich zuvor mit dem Betriebsrat abgestimmt hatte. Der 56-jährige Diess soll nun die renditeschwache Kernmarke VW auf Kurs bringen. Golf und Passat verkaufen sich zwar gut, sind aber teuer in der Produktion. Dafür gibt Winterkorn, der bisher Konzern und Marke VW in Personalunion leitete, einen Teil seiner Macht ab. Im Falle des Erfolgs dürfte Diess daher auch ein heißer Kandidat für Winterkorns Nachfolge sein. Der Konzernchef, der im Jahr 2016 bei regulärem Vertragsende 69 Jahre alt wäre, hatte im Sommer ein Spar- und Effizienzprogramm in Höhe von fünf Milliarden Euro für die Pkw-Marke mit dem VW-Logo aufgelegt.

Daimler

Die Verjüngung der Vorstände bei BMW und dem VW-Konzern wirft die Frage auf, wie es bei Daimler weitergeht. Zwar hat Konzernchef Dieter Zetsche, der auch die Pkw-Sparte leitet, noch einen Vertrag bis Ende 2016. Doch das Thema Generationswechsel begleitet den 61-Jährigen bereits seit Jahren. Auf Druck des damaligen Konzernbetriebsratschefs Erich Klemm wurde Zetsches Vertrag im Jahr 2013 überraschend nur um drei statt der üblichen fünf Jahre verlängert. Ein Grund dafür war neben den damals schwachen Zahlen auch der Wunsch der Arbeitnehmerschaft nach Verjüngung des Vorstands.

Heute jedoch ist die Situation eine ganz andere. Die Mercedes-Benz Car Group, zu der auch Smart gehört, steht gut da. Beim Absatz meldet Mercedes einen Rekordmonat nach dem anderen. Mit einer beispiellosen Produktoffensive und sportlicherem Design erschließt sich die Marke neue Käuferschichten. Auch in China kann Mercedes den Abstand zu Audi und BMW verkürzen. Die Erfolge tragen eindeutig Zetsches Handschrift und machen es daher für den Aufsichtsrat schwer, den Vertrag bei der entscheidenden Sitzung im Februar 2016 nicht nochmals zu verlängern.

Mit Produktionschef Markus Schäfer und Vertriebschef Ola Källenius stehen auf der anderen Seite Kandidaten für die Nachfolge bereit, die vom Alter her in die Kategorie des neuen BMW-Chefs passen. Zetsche selbst betonte jüngst bei verschiedenen Gelegenheiten, es gebe längst einen Plan für Zukunft. Er sagte aber auch: „ Wenn wir den Namen nennen, ist dieser verbrannt.“

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