Die Schuld für die kriminelle Karriere seiner Kinder gibt der Vater des mutmaßlichen Stuttgarter Messerstechers H. dem Jugendamt. Foto: Falko Matte / Fotolia

Der Vater des mutmaßlichen Messerstechers Khalil H. behauptet, das Jugendamt sei für die kriminelle Entwicklung seiner Kinder verantwortlich. Dabei gibt es keinerlei Hinweise auf oder Indizien für ein Fehlverhalten der Stuttgarter Behörden.

Dass seine acht Jungs allesamt straffällig geworden seien, das sei die Schuld des Jugendamtes, ist Abd Almudy H. überzeugt: Seine Söhne Khalil und Mohammed griffen am 30. Juli auf Stuttgarts Flaniermeile Königstraße eine fünfköpfige türkisch-syrische Familie an. Der 17 Jahre alte Khalil stach dabei mit seinem Messer drei Männer nieder, verletzte einen von ihnen lebensgefährlich. Vater H. klagt der „Bild“-Zeitung in einem Gespräch: „Die Söhne, die jetzt im Gefängnis sitzen, waren alle vom Jugendamt in Heimen untergebracht. Ohne Handy. Aber dort lässt man es zu, dass die Jugendlichen Marihuana rauchen. Deshalb geraten sie in Schwierigkeiten.“

Vier seiner Söhne befinden sich derzeit in Untersuchungshaft. Außer Khalil und Mohammed auch ein 2007 Geborener und sein 19 Jahre alter Bruder. Der verantwortet sich gerade vor dem Stuttgarter Landgericht wegen des Vorwurfs des versuchten Totschlags. Er soll, zusammen mit drei nicht zu seiner Familie gehörenden Männern zwischen 18 und 19 Jahren, an einer blutigen Auseinandersetzung vor der Stuttgarter Stadtbibliothek auf dem Mailänder Platz beteiligt gewesen sein. Am 17. November vergangenen Jahres waren dort 24 Männer aus dem arabischen Sprachraum mit Messern, Macheten und Fäusten aufeinander losgegangen. Drei Streitende wurden schwer verletzt. Das Motiv für die Schlägerei ist unklar: Die Beteiligten schweigen bis heute beharrlich.

Alle in Deutschland lebenden Kinder H.s kommen auf ein beachtliches Strafregister. Sogar die beiden jüngsten Söhne mit zwölf und 14 Jahren kommen auf drei beziehungsweise 21 Einträge bei der Polizei. Ihr Vater auf zwölf. Er sei ein wenig zu schnell gefahren, sagte er der „Bild“. Tatsächlich aber hat die Polizei ihn als Gewalttäter registriert, der der gefährlichen Körperverletzung, räuberischen Erpressung und des schweren Diebstahls bezichtigt wird.

Fehlverhalten der Stadt Stuttgart nicht erkennbar

Nach Recherchen unserer Zeitung kam Abd Almudy H. im Spätsommer 2016 als Flüchtling aus Aleppo nach Deutschland. Nach und nach holte er zehn seiner angeblich insgesamt 13 Kinder sowie eine seiner zwei oder drei nach islamischem Recht geheirateten Ehefrauen aus der Levante nach Deutschland. Einige der bei ihrer Einreise nach Deutschland noch minderjährigen Kinder wurden zunächst in Heimen untergebracht: Für die Behörden stand schlicht nicht fest, ob sich bereits ein Erziehungsberechtigter in Deutschland aufhielt. Ein übliches Verfahren bei sogenannten unbegleiteten Minderjährigen. Es gibt derzeit keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass sich die Kinder – wie von Vater H. vorgebracht – durch das Handeln Stuttgarter Behörden hin zu einer kriminellen Karriere entwickelt haben.