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Von Gerhard Wolz aus Plüderhausen stammt die folgende Geschichte über die Remstalbahn.  

Von Leser Gerhard Wolz aus Plüderhausen stammt die folgende Geschichte. Er schreibt dazu: "Seit meiner Jugend sammle ich alles, was mir in puncto schwäbische Mundart zu Ohren oder in die Finger kommt, deshalb gehört Ihre Rubrik ,Auf gut Schwäbisch' selbstredend zu meinen täglichen Highlights."

Nun zu der Geschichte: "Es liegt einige Jahrzehnte zurück, dass die Stationen der Remstalbahn noch kunstvoll gebaut waren und ein Schmuckstück von einem Bahnhof darstellten. Jeder Bahnhof hatte seinen Bahnhofsvorsteher in dunkelblauer Uniform, roter Mütze und mit einer grün-weißen Tafel. Er sorgte für Ordnung auf dem Bahngelände und dafür, dass der Zugführer keinen der Fahrgäste am Bahnsteig stehen ließ, und - was für einen Remstäler am wichtigsten war - er schwätzte Schwäbisch, und jeder verstand ihn.

Vier Geschäftsfreunde, ein Japaner, ein Amerikaner, ein Franzose und ein Herr aus Stuttgart, hatten sich alle da getroffen und Geschäfte verhandelt. Sie waren schneller zu einem Abschluss gekommen als geplant und beschlossen deshalb, die gewonnene Zeit zu einer gemeinsamen Bahnreise ins malerische Städtchen Dinkelsbühl zu nutzen. Alle sprachen sie Deutsch, und der Japaner meinte, Deutsch wäre eigentlich eine wohlklingende Sprache. Darauf der Franzose: ,Aber Französisch ist blumenreicher.' Jetzt entbrannte eine Diskussion, bei der jeder von seiner Sprache behauptete, dass sie die blumigste der Welt sei. Jeder fügte Beispiele an, und es kam fast zum Streit.

Plötzlich hielt der Zug an. Interessiert öffnete der Stuttgarter das Fenster, um festzustellen, wo man war. Dabei vernahmen alle vier laut und deutlich, wie draußen ein Schwabe eine Schimpfkanonade abfeuerte, die ihresgleichen suchte. Es war der Bahnhofsvorsteher, der da herumbrüllte: ,Was urinieret Sia do an da Waga na! Des ischt doch koi Platz zom Harna! Do könnt jeder komma ond nebam Abtoilfenschter sei Notdurft verrichta, des tät Ehne so passa. Wenn Se pinkla müsset, no müassat Se schau do no strahle, wo au andre Leut' ihr Wasser abschlaget. Sell könnet Se no sprenkla ond sprenzla, solang Se wöllet. Aber da Waga vollbronsa, Sie Schiffbeutel, Sia versoichter, des gibt's bei dr Deutscha Bahn fei net!'

Die Reisenden hatten ihre Lektion gelernt, und jedem war klar, dass sie soeben die mit Abstand blumigste Worttirade vernommen hatten."

Unser schwäbischer Spruch des Tages lautet: "Bloß gscheid isch au domm."