In der Innenstadt werden immer häufiger Pflanzen aus Beeten und Blumentrögen gestohlen. Am Stöckachplatz verschwanden zuletzt gut 30 Fleißige Lieschen. Die Mitarbeiter des Gartenamts beklagen auch, dass immer mehr Müll in die Grünanlagen geworfen wird.
Stöckach - Die steinernen Blumenkästen am Stöckach geben dem kleinen Platz einen bunten Rahmen. Zumindest sollten sie das tun. Seit dem Wochenende sind viele der Kästen aber nicht mehr als Humusbehälter. Wo Blumen blühen sollten, ist nichts als Erde. Mehr als 30 erst am vergangenen Freitag eingepflanzte Fleißige Lieschen und Geranien sind verschwunden. Sie wurden aber nicht etwa in blinder Zerstörungswut herausgerissen und weggeworfen, sondern offenbar ausgegraben, um vermutlich inzwischen andere Blumenkästen, Beete oder Gärten zu schmücken.
Das Problem kennen viele Haus- oder Wohnungsbesitzer mit einem kleinen Grünstreifen vor der Tür im Stuttgarter Osten aus eigener leidvoller Erfahrung. Nicht nur, dass das mühsam gepflegte Grün im dicht bebauten Stadtbezirk als Hundeklo oder als Müllkippe missbraucht wird. Immer wieder verschwinden über Nacht frisch gesetzte Blumen und auch einmal Gemüsepflanzen. Deswegen sieht man an Blumenkästen auf Fensterbrettern immer öfter handbeschriebene Zettel, die die Diebe direkt ansprechen. Wem das zu oft passiert, der beseitigt das Grün und schüttet Steine auf die Fläche.
Die Dunkelziffer dürfte hoch sein
Bei der Polizei werden solche Blumendiebstähle in der Statistik nicht nicht gesondert erfasst. Er wisse aus eigener Erfahrung und auch aus Gesprächen mit Kollegen, dass so etwas immer wieder vorkomme, auf Friedhöfen und auf privaten Grünflächen, sagt ein Sprecher. Angezeigt würden solche Delikte aber eher selten, die Dunkelziffer sei wohl sehr hoch.
Die Mitarbeiter des Garten-, Friedhofs- und Forstamtes bestätigen auf Anfrage den um sich greifenden Blumenklau. Ja, das Problem sei bekannt, sagt ein Sprecher der Stadt. Gerade in den Innenstadtbezirken sei eine deutliche Zunahme von solchen Pflanzendiebstählen festzustellen. Außerdem nehme die Vermüllung der Beete zu. Das sei für die Mitarbeiter sehr demotivierend, für die Nachbarschaft, die sich teilweise um die Anlagen kümmere, auch.
Die Kästen haben den Platz schöner gemacht
Das bestätigen Anwohner und Nutzer der Klingenbachanlage in Gaisburg ebenso wie am Stöckachplatz. In der Klingenbachanlage sehe es vor allem nach den Wochenenden oft „aus wie die Sau“, schimpft eine Hundebesitzerin, die mit ihrem Vierbeiner regelmäßig – mit schwarzer Entsorgungstüte – durch die Anlage spaziert. Dort lägen dann leere Flaschen, zum Teil zerbrochen, und anderer Müll aller Art gerade im Umfeld von Sitzgelegenheiten, aber auch auf den Wiesen herum.
Eine Anwohnerin vom Stöckachplatz fragt, ob die Fleißigen Lieschen den Dieben wirklich Freude bereiten? Sie will sich den Spaß an ihren gärtnerischen Aktivitäten jedenfalls nicht verderben lassen. Thomas Rudolph, der Vorsitzende des Handels- und Gewerbevereins Stuttgart-Ost (HGV), sieht das ähnlich. Die Blumenkästen am Stöckachplatz waren vor rund 15 Jahren auf die Initiative von Anwohnern hin und mit Unterstützung des HGV angeschafft worden. Seitdem bepflanzt das Gartenamt sie, die Anwohner kümmern sich nach wie vor selbst immer wieder um die Pflege. Rudolph: „Die Kästen haben den Stöckach für die Anwohner und die Gäste deutlich schöner gemacht.“ Das soll so bleiben – und deswegen sollen die Kästen rund um den Platz auch wieder bepflanzt werden.