Marieluise Bantels großformatige Blüten-Stillleben haben über die Jahre zahlreiche Preise bekommen. Foto: Roberto Bulgrin

Mit über 70 beginnt für Marieluise Bantel fast so etwas wie ein Jetset-Leben: Die Plochinger Künstlerin stellt Werke in aller Welt aus. Ihre Blumen zieren sogar Kleider von Promis.

Aus der Metropole London ist Marieluise Bantel mit einem weiteren Preis zurückgekehrt: Die Plochinger Künstlerin hat auf der London Art Biennale mit 29 weiteren Preisträgern den Chianciano Art Museum Award erhalten. Damit geht es für sie im Frühjahr 2026 in die Toskana. In diesem Oktober ist sie außerdem Teilnehmerin der Florenzer Biennale. Für die 75-Jährige nicht die erste renommierte Kunstschau im Ausland – und das, obwohl Bantel sich erst seit wenigen Jahren als professionelle Künstlerin betätigt. Mit rund 70 Jahren hat für sie eine Art Kunst-Jetset-Leben begonnen. „Ich bin selbst erstaunt, dass so viel bei mir passiert“, sagt die Künstlerin.

 

Auf ihrem Instagram-Profil, das Bantel selbst betreut, gibt sie Einblick in ihre zweite Karriere. Neben Fotos von ihren großformatigen Ölgemälden mit floralen Motiven sind auch Modefotos und ein Bild des Popstars Shania Twain zu sehen. Denn die kanadische Sängerin trägt darauf ein Kleid mit Blumenmotiv, das auf Werken von Bantel basiert. Grund ist die Zusammenarbeit mit der englischen Designerin Suzannah Crabb und deren Label Suzannah London.

Modemacherin tritt über Instagram an Bantel heran

Die Modemacherin war über Instagram an Bantel herangetreten und hatte angefragt, ob für sie eine Kollaboration infrage käme. Ihr Sohn habe dann recherchiert und herausgefunden, dass Crabb hochrangige Kundinnen unter anderem aus dem englischen Königshaus habe, viel könne – und zudem nett aussehe. „Er hat gesagt: Mach das“, erinnert sich Bantel. Seither arbeiten die beiden Frauen zusammen – und die Plochingerin erhält je ein Exemplar Kleider, die mit ihren Blüten bedruckt sind.

Bei all dem Glamour ist es der Künstlerin wichtig, Bescheidenheit zu bewahren. „Das Blatt kann sich wenden“, sagt sie, die die Malerei über weite Teile ihres Lebens nur als Hobby ausleben konnte. „Meine Eltern wollten nicht, dass ich Kunst studiere“, erinnert sich Bantel in ihrer Plochinger Wohnung, in der auch frühere Werke, darunter ein Selbstporträt, an den Wänden hängen. Von der Kunst könne man keine Familie ernähren, war die Überzeugung der Eltern. Als Hobby habe ihre Familie sie in ihrem Talent aber bestärkt.

Bantels Markenzeichen sind großformatige Ölgemälde

Welkende Blüten in Bantels Stillleben stehen für die Vergänglichkeit des Lebens. Foto: Roberto Bulgrin

Bantel, die in Metzingen geboren wurde, studierte Sozialpädagogik und arbeitete viele Jahre als Lehrerin, sogar auf Anfrage noch ein Jahr nach ihrer eigentlichen Pensionierung. „Ich wollte nicht gehen“, sagt sie. Erst danach schrieb sich Marieluise Bantel an der Freien Kunstschule Bad Cannstatt ein, wo sie 2019 ihr Diplom machte.

Ihr Markenzeichen sind großformatige Ölgemälde, die welkende Blumen darstellen. „Blumen waren für mich immer das Größte“, sagt die Künstlerin. Als Kind sei sie gerne auf Wiesen gegangen und habe Blumensträuße gepflückt. Im Studium habe sie dagegen zunächst auf Empfehlung von Dozenten vor allem Bekleidung gemalt – doch das habe ihre nicht zugesagt. „Ich wollte den Geist von Blumen fassen“, erinnert sich Bantel. So sei sie zu den Stillleben-Motiven gekommen, die sich mit der Vergänglichkeit des Lebens befassen.

Welke Blüten sind Motive für Werke der Plochinger Künstlerin

Bantel trocknet Blüten selbst. Foto: Greta Gramberg

Für ihre Werke trocknet Bantel Blumen selbst, teilweise zermalt sie die Blütenblätter auch und mischt sie den Farben bei. Für eines ihrer Gemälde brauche sie mindestens ein bis zwei Monate, berichtet die Künstlerin.

Nach ihrem Abschluss 2019 sei alles Schlag auf Schlag gegangen, erinnert sich Marieluise Bantel. „Ich habe immer an Wettbewerben teilgenommen und Ausstellungen gemacht.“ Künftig wolle sie aber wieder etwas reduzieren: Zwei Ausstellungen pro Jahr und die Zusammenarbeit mit Suzannah Crabb reichten aus. Außerdem stellt sie ihre Werke in der Stratford Gallery in Worcestershire in England aus. „Ich kann mir auch vorstellen, Auftragsarbeiten zu machen. Aber nicht zu viele“, meint Bantel. „Ich möchte malen, was ich fühle.“