Szene aus „Blütenträume“ Foto: Frahm

Zum Abschluss der Saison spielt das Alte Schauspielhaus „Blütenträume“ von Lutz Hübner, inszeniert von Oberspielleiter Ulf Dietrich. Dort ist allerdings viel zu viel von dem, was geschieht, vorhersehbar.

Zum Abschluss der Saison spielt das Alte Schauspielhaus „Blütenträume“ von Lutz Hübner, inszeniert von Oberspielleiter Ulf Dietrich. Dort ist allerdings viel zu viel von dem, was geschieht, vorhersehbar.

Stuttgart - So stellt sich doch jeder die Teilnehmer eines Volkshochschul-Seminars vor, die im Prinzip der Zufall zusammengeführt hat: Da gibt es eine misstrauische und zynische Person, eine offenherzige, eine mutlose, eine anpackende und eine verzweifelte. So ist es auch hier in „Blütenträume“. Das Besondere aber daran ist: Es ist ein Flirtkurs für Menschen jenseits der 60.

Gleich vorweg: „Blütenträume“ ist ein ziemlich schwaches Stück von Lutz Hübner, einem der meistgespielten Dramatiker der Gegenwart. Viel zu viel von dem, was geschieht, ist vorhersehbar, und dem überraschend neuen Bild nach der Pause fehlt die logische Anknüpfung.

Dennoch ist dieses Stück ein großes Fest für Schauspieler, die den Rollen entsprechend mit ihrem Alter sehr viel Schauspielerfahrung mitbringen. Heike Schmidt als Julia ist ihrer Rolle gemäß mit Mitte 40 die Jüngste in diesem Ensemble. Die erfolgreiche Geschäftsfrau mit einem katastrophalen Privatleben will von der Lebenserfahrung der Älteren profitieren, trifft hier jedoch auf mehr oder weniger gescheiterte Existenzen, die dies verdrängen oder damit offen umgehen. Zu Letzteren gehört Karin Schroeder als Frieda. Sie könnte eigentlich auf ein jahrzehntelanges erfülltes Eheleben zurückblicken, doch de facto ist sie gefangen in den letzten Lebensjahren ihres Mannes als Demenzkranker. Und wie das so war, schildert sie einmal sehr drastisch.

Das exakte Gegenteil davon ist Ernst Wilhelm Lenik als ehemaliger Schulrektor Friedrich. Er spielt lange ganz penetrant den Lebemann, der sich weigert, die Wörter Alter oder Senior in den Mund zu nehmen. Rose Kneissler als Gila ist es gewohnt, sich mit den Umständen zu arrangieren. Sie bringt Kaffee und Kuchen mit, um für eine lockerere Atmosphäre zu sorgen, auch wenn sie dafür belächelt wird. Ulrike Barthruff als Britta ist der harte Knochen. Sie ist voll von Zynismus und Misstrauen. Volker Jeck als Heinz ist der einfache, im Grunde gutmütige Handwerker, der gerne mal ein Bierchen trinkt und eine Rauchpause macht. Auch Reinhold Ohngemach ist der patente Handwerkertyp, allerdings eher von der Sorte Träumer. Und Jens Woggon als Jan ist der jugendliche Seminarleiter, der im Prinzip keine Ahnung von der Materie hat, der dies durch Aktionismus zu überspielen versucht.

Oberspielleiter Ulf Dietrich hat diese verschiedenen Charaktere hervorragend ausgearbeitet, virtuos spielt er mit den sich daraus ergebenden Allianzen und Mesalliancen und bringt dieses Gemisch punktgenau zum Explodieren in dem kleinen, karg ausgestatteten Seminarraum. Nach der Pause weitet sich dieser in ein luxuriös ausgestaltetes, großzügiges Wohnzimmer. Die Seminarteilnehmer feiern ausgiebig feucht-fröhlich, es erklingt Disco-Musik. Das gescheiterte Seminar scheint abgehakt zu sein, dafür brechen jetzt bei jedem in Monologen der Verzweiflung die Gründe ihrer Einsamkeit durch. Der Traum von einer Wohngemeinschaft platzt, die Zuschauer allerdings erleben einen kurzweiligen Theaterabend.

Weitere Aufführungen bis zum 19. Juli