Die Crew des Circus Roncalli gab am Mittwoch ihre Premiere in Ludwigsburg. Foto: Avanti/Ralf Poller

Bei der Premiere von Roncalli in Ludwigsburg ging es auf die beste Art kindisch, albern und nostalgisch zu. Was Zirkus-Fans erwarten dürfen.

Am Mittwochabend wurde in Ludwigsburg bei der Premiere des Circus Roncalli mit Konfetti, Glitzer und Seifenblasen das große Showgeschäft zelebriert. Es war bereits das vierte Gastspiel des Theaters vor der Kulisse des Blühenden Barocks.

Schon am Eingang werden die Besucherinnen und Besucher mit Lämpchen, dem Geruch von Popcorn und dem Anblick alter Wagen in die nostalgische Welt des großen Zirkus entführt. Innen angenehm kühl dank Klimaanlage, geht es dann Schlag auf Schlag. Clowns, die auch das Publikum gerne veralbern, Tänzerinnen in knappen Kostümen und die Akrobatik, die eine ganz große Liebesgeschichte erzählt. Livemusik und Technik rücken die Inszenierung Bernhard Pauls ins beste Licht, während die Zuschauer ungläubig auf die Künste der Magier und Schlangenmenschen schauen.

Etwa eine Woche lang dauerte der Aufbau. Auf Schienen wurden mehr als 100 alte Zirkuswagen aus Köln nach Ludwigsburg transportiert. 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen seither dafür, dass die Crew von Macher Bernhard Paul nun zeigen kann, was sie drauf hat.

„Der Zirkus ist 300 Jahre alt und die älteste multikulturelle Gemeinschaft“, erklärt Zirkusdirektor Bernhard Paul zum Start der Premiere. 22 verschiedene Nationen seien in seinem Zirkus vertreten, betont er. Der heute 77-Jährige will seine neueste Show dabei als „Hommage an die Kunstwelt“ verstanden wissen. „Die Roncalli-Künstler verneigen sich vor Größen wie Frida Kahlo oder Keith Haring und entführen ihre Gäste auf eine poetische Reise“, erklärte er im Vorfeld.

Clowns führen durchs Programm

Durch das Programm führt Clown Gensi, sein Erkennungsmerkmal: Puffhose und ein weiß geschminktes Gesicht. Hinter der Maske: der in Spanien geborene Fulgenci Mestres, der bereits in der 17. Saison mit dem einst in Wien gegründeten Zirkus unterwegs ist. Für die großen Lacher im Publikum sorgen aber vor allem seine beiden Kompagnons Matute und Canutito. Sie erwecken mit Trommeln, Trompeten und Stimmakrobatik die Manege zum Leben. Und auch der ein oder andere Zuschauer darf mit in das Rund treten.

Clown Matute (links im Bild) mit einem der Zuschauer, der mit seiner Rechten in der Manege ausholt. Foto: avanti/Ralf Poller

Insgesamt dauert die Aufführung rund zwei Stunden, unterbrochen von einer etwa 30-minütigen Pause. Abwechselnd treten Clowns, Tänzerinnen und Akrobaten auf und präsentieren eine bunte Mischung. Herumwirbelnde Luftakrobaten und mehrere Artistinnen und Artisten sorgen für Spannung – und so manche Eltern hoffen wohl, dass ihre Jüngsten bei dem Anblick der fliegenden Frauen und Männer daheim in ihrem Kinderzimmer nicht auf dumme Ideen kommen. Denn so manche Performance sorgt nicht nur für Anspannung bei den Artistinnen und Artisten selbst, sondern auch beim Publikum. Die passende Musik zu den jeweiligen Acts kommt dabei nicht vom Band. Der Zirkus ist stolz auf sein achtköpfiges Orchester, das direkt über dem Eingang zur Manege thront.

Die israelische Artistin Alisa Shehter begeistert das Publikum mit ihrer Luftring-Performance. Foto: avanti//Ralf Poller

Im Zirkus-Geschäft ist Berhard Paul mit seiner Roncalli-Familie bereits seit Jahrzehnten. Bernhard Paul kündigte eigenen Angaben zufolge 1975 seinen gut bezahlten Job beim Nachrichtenmagazin „Profil“ und wurde Zirkusdirektor – sein Jugendtraum. Ein alter Zirkus-Wohnwagen soll in Wien den Grundstock gebildet haben. Als kleine Hommage an diese Zeit fährt noch heute ein kleiner, elektrischer Mini-Zirkuswagen durch die Mange. Seine eigene Geschichte gehört heute also zur Show dazu.

In den 1980er Jahren startete Paul so richtig durch, der Zirkus expandierte immer weiter. Im vergangenen Jahr folgte dann ein weiterer großer Schritt für die Zirkus-Crew: die US-Weltpremiere in New York.

Immer wieder erfand Bernhard Paul den Zirkus in den vergangenen Jahren neu. Die Tiere von einst gibt es nicht mehr, im Jahr 2018 wurden sie aus dem Programm genommen, heute stehen die Artisten und Künstler im Mittelpunkt. Weder Haus- noch Wildtiere gibt es zu sehen. „Diese Zeit ist vorbei“, hatte Lili Paul-Roncalli, die Tochter des großen Zirkus-Gründers bei einer Pressekonferenz vor einigen Tagen erklärt.

Mut zu Albernheit und Kitsch

Heute spielt der Zirkus mit den alten Bildern und Motiven. Der Clown gibt etwa den Stier – und jagt im Kostüm damit durch die Manege. Hinter dem ungewöhnlichen Kostüm: Professor Wacko, der Slapstick und Trampolin gekonnt miteinander verbindet. Bekannt wurde er unter anderem durch die britische TV-Show „Britain’s Got Talent“, wo er 2015 auftrat.

Ob es in Sachen Albernheiten oder Kitsch Grenzen gibt? Nicht bei Roncalli, hier werden sie im allerbesten Sinne ausgelebt. Laut lachende Kinder, ein klatschendes Publikum und sogar ein romantischer Kuss – so muss Zirkus sein. Die Auftritte der Akteure sind dabei jeweils in kleine Geschichten verpackt. Hier wird nicht nur getanzt und geturnt, hier werden die großen Abenteuer von Dieben und Magierinnen erzählt.

Die Infos zur Vorführung

Sie beginnen für Erwachsene bei 15 Euro – für sichteingeschränkte Plätze – und reichen bis zu Preisen von 81 Euro für die Balkonloge. Zwei Stunden vor der Vorstellung dürften die Besucherinnen und Besucher mit ihrer Eintrittskarte auch das Gelände des Blühende Barock besuchen. Ludwigsburgs Oberbürgermeister Matthias Knecht spricht von einer „Symbiose zwischen Roncalli und Blüba“. Er erwartet mit dem Zirkus Zehntausende aus der Region Stuttgart.

  • Die Vorstellungen starten am Mittwoch, 7. August.
  • Die letzte Vorstellung gibt es am Sonntag, 1. September.
  • Außer am Premierentag gibt es täglich zwei Vorstellungen.
  • Von Montag bis Samstag um 15 Uhr und um 19.30 Uhr.
  • Sonntags um 11 Uhr und um 15 Uhr.

Tickets für die Vorstellungen gibt es online unter www.roncalli.de .

Weitere Bilder des Premierenabends finden Sie in unserer Bildergalerie. Klicken Sie sich gerne durch.