Während Split und Sand als umweltfreundliche Standardlösung gelten, ist Streusalz nur bei gefährlichem Blitzeis erlaubt. Wer dann nicht streut, riskiert Bußgelder und Schadensersatz – ungeachtet aller Bedenken
Gewissenskonflikt für ökologisch orientierte Menschen: Soll man bei Schnee und Eis mit Split oder mit Streusalz arbeiten? Nicht umsonst gilt klassisches Salz als umweltschädlich und ist in Stuttgart unter normalen Bedingungen sogar verboten.
Unter einigermaßen normalen Bedingungen mit etwas Schnee und Eis sind im Prinzip nur Materialien wie Split und Sand zulässig. Nicht alle Häuser dürften das klassische Streusalz daher überhaupt noch vorrätig haben. Im Notfall kann man aber auch normales Haushaltssalz verwenden, wenn es einmal urplötzlich sehr glatt werden sollte.
Streusalzverbot nicht bei Blitzeis
Bei Blitzeis gilt das Streusalzverbot in der Landeshauptstadt jedenfalls nicht. In der kommunalen Räumsatzung sei das Vorgehen ausdrücklich vorgegeben: „Das Streuen von Salz oder auftauenden Stoffen ist in diesem Fall ausdrücklich erlaubt (§ 6 Abs. 2)“, teilt das Ordnungsamt auf Anfrage mit.
Dabei kann man sich nach Auffassung der städtischen Behörden auch nicht auf höhere Gewalt berufen, wenn man den Einsatz von Streusalz aus ökologischen Gründen ablehnt. Die Verkehrssicherungspflicht gelte auch unter extremen Bedingungen – teilweise schon sehr früh am Morgen und auch tagsüber bei plötzlicher Glätte.
Wer zu gebrechlich ist, in den Urlaub fährt oder bei der Arbeit ist, muss grundsätzlich Vorsorge treffen und Hilfe in der Nachbarschaft oder Familie suchen oder eine Firma beauftragen. Andernfalls drohen Schmerzensgeld- und Schadensersatzforderungen oder Bußgelder bis zu 500 Euro – Stichwort schwäbische „Kehrwoche“.
Streusalz gefährdet die Umwelt
Von Blitzeis-Situationen und anderen Extremen einmal abgesehen bleibt es jedoch auch in Stuttgart beim Streusalzverbot, denn Salz kann die Umwelt auf vielfältige Weise belasten. Im Boden führt es zu Verdichtungen und verschlechtert die Bodenstruktur, wodurch Pflanzen nur noch erschwert Wasser aufnehmen können.
Besonders Bäume und Sträucher entlang von Straßen leiden unter dem Salz, da es ihre Wurzeln und Blätter schädigt, zu Wachstumsstörungen führt und im schlimmsten Fall zum Absterben der Pflanzen führen kann, warnen Experten.
Streusalz schadet dem Grundwasser
Das Streusalz gelangt auch in Grundwasser und Oberflächengewässer, wo es den Salzgehalt erhöht und damit Wasserorganismen gefährdet sowie die Trinkwasserqualität beeinträchtigt. Nicht zuletzt schadet Salz auch auf technischem Weg, indem es Metalle und Beton angreift, die Korrosion an Fahrzeugen beschleunigt und Straßenbeläge schädigt.