Unter der Burg Hohenbeilstein brodelt’s wieder. Foto: avanti

Beim neuerlichen Knatsch wird bislang – wie auch schon im Wahlkampf vor knapp einem Jahr – mehr übereinander statt miteinander gesprochen.

Beilstein - Von der Beschaulichkeit Beilsteins ist dieser Tage wenig zu spüren. Klar, das triste Winterwetter lässt die Burgmauern etwas grauer, die Weinberge noch kahler erscheinen. Doch daran allein liegt es nicht. Denn es geht wieder hitzig zu – Vorwürfe gegen Bürgermeisterin Barbara Schoenfeld machen die Runde. Auffällig ist, wie rund um den sehr emotionalen Wahlkampf vor einem Jahr: Es wird bislang viel über-, aber wenig miteinander gesprochen. Es ist gut und richtig, dass der Gemeinderat und die Bürgermeisterin das ändern wollen. Die Stadträte wünschen eine Aussprache, Barbaras Schoenfeld erklärte, für konstruktive Kritik offen zu sein. Sie wird unter Beweis stellen müssen, dass das keine leeren Worte bleiben und steht in der Pflicht, auf Kritik einzugehen sowie transparent zu informieren.

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Keine Frage: Innerhalb einer Gemeinde muss nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen herrschen. Diskussionen sind wichtig und führen oft dazu, dass sich etwas verändert und verbessert. Sie sind ein unverzichtbarer Teil der Demokratie. Aber eben nur, wenn es wirkliche Diskussionen sind. Als ein Austausch von Meinungen, der bestenfalls zu Lösungen oder Kompromissen führt. Ein schöner Begriff dafür ist „Streitkultur“ – ein Wort, das den eher negativ behafteten Begriff Streit ins Positive hievt.

Anonymes Schreiben war feige

Von Streitkultur ist beim neuerlichen Knatsch bislang wenig zu spüren. Vor allem nicht, was das Schreiben mit all den Vorwürfen gegen die Rathauschefin angeht, das in den Straßen der Stadt und selbst in Nachbarorten aufgehängt worden war. Eine Methode des öffentlichen Anprangerns, die in meinen Augen eher ans Mittelalter erinnert. Dass es zusätzlich anonym verfasst war, ist feige.

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Der Verfasser wollte wohl zündeln, aber nichts verbessern. Sonst hätte er einen anderen Weg gewählt. Der Bürgermeisterin, Personen der Stadtverwaltung oder dem Gemeinderat geschrieben oder mit ihnen gesprochen. Und sollte die Anonymität nachvollziehbar sein – wegen einer direkten Betroffenheit oder drohender Konsequenzen –, wäre das dennoch möglich gewesen. Mit einem Brief, gerichtet an Entscheidungsträger. Aber öffentlich, ohne die Möglichkeit zur Antwort zu geben? Das hat mit der Suche nach Verbesserungen nichts zu tun. Egal, ob die Vorwürfe gerechtfertigt sind oder nicht.

Standpunkte sollten ausgetauscht werden

Es ist der Stadt und ihren Bürgern zu wünschen, dass nun eine wirkliche Streitkultur Einzug hält. Dass Standpunkte ausgetauscht und, wenn nötig, Lösungen gefunden werden. Vielleicht schon bis zum Frühling, wenn auch die Burgmauer weniger grau und die Weinberge weniger kahl erscheinen.