Gut 15 000 Besucher waren zum Pferdemarkt nach Ludwigsburg gekommen. Foto: Peter Mann (Archiv)

Feste haben derzeit wieder Hochsaison. Möglich sind sie meist nur durch das Ehrenamt und den Einsatz vieler freiwilliger Helfer.

Die Festsaison ist längst eröffnet. Kleinere und größere Hocketse und Feiern füllen die Veranstaltungskalender in den 39 Kommunen im Kreis Ludwigsburg. Der Pferdemarkt hat am vergangenen Wochenende Gäste aus der gesamten Region in die Barockstadt gezogen. Das Gedränge am Rande des Umzugs war riesig. Die Menschen fanden auf den Gehwegen dennoch stellenweise kaum noch Platz. 15 000 Besucher, so die Schätzung, verfolgten das Spektakel.

Und es geht nahtlos weiter. Das Pfingstwochenende bietet den Daheimgebliebenen, und all jenen, die erst nach den Feiertagen in die Ferien entschwinden, im Landkreis eine Auswahl, die einen fast schon schwindelig werden lässt. In Vaihingen wird fünf Tage lang der Maientag gefeiert, in Mundelsheim trifft man sich zum Käsbergfest mitten in den Weinbergen und am Montag dann zum Pfingstmarkt im Ort. Viele Weingüter im Kreis öffnen ihre Betriebe und im Blühenden Barock steigt über Pfingsten zum 19. Mal das Internationale Straßenmusikfestival.

Gemeinsam dem Alltag entfliehen

Die Wetterprognosen sind sehr gut. Die Veranstalter können mit großer Resonanz rechnen. Die Menschen zieht es nach draußen. Abseits des Alltags zusammen mit anderen besondere Momente erleben, ist für viele eine willkommene Möglichkeit, Kraft zu tanken. Feste sind soziale Orte, an denen spontanes und emotionales Verhalten nicht nur erlaubt, sondern erwünscht ist, so eine These von Walter Leimgruber. Man durchbreche gemeinsam gewohnte Konventionen, entfliehe der Monotonie des normierten Alltags mit seinen bisweilen belastenden Erfahrungen, lautet die Antwort des Professors für Volkskunde und Europäische Ethnologie an der Universität Basel auf die Frage, warum wir überhaupt Feste feiern.

Das klingt durchaus schlüssig. Doch bei aller Freude am Feiern sollten wir die nicht vergessen, die diese Fluchten aus dem Alltag ermöglichen. Und das sind – abseits privater Betriebe – meist Mitglieder von Vereinen, Organisationen oder den Feuerwehren. Sie setzen ihre Freizeit ein, damit andere unbeschwerte Stunden erleben können.

Anerkennung statt Schimpftiraden

Bundesweit gab es laut der Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse (AWA) im vergangenen Jahr rund 15,7 Millionen Ehrenamtliche. In Baden-Württemberg sind es etwas mehr als fünf Millionen. Aber: Die Basis bröckelt, weil immer weniger Menschen Verantwortung übernehmen und Zeit investieren wollen- oder vielleicht auch können. Aktuelles Beispiel ist der Ludwigsburger Citylauf, der am 8. Juli zum 23. Mal hätte stattfinden sollen. Die Dienstleister finden kein Personal und das Ausweichen ins Ehrenamt scheitert an zu wenigen Helfern.

Bürgerschaftliches Engagement braucht gute Rahmenbedingungen. Für diese sind das Land und die Kommunen verantwortlich. Es braucht aber auch eine gut entwickelte Anerkennungskultur. Und für die sind wir alle mitverantwortlich. Nicht immer funktioniert auf den Festen alles reibungslos, doch statt über den stellenweise Sand im Getriebe zu schimpfen, sollten wir den vielen Helfern viel öfter einfach mal Danke sagen für ihren unermüdlichen Einsatz.