Das Vorzeige-Ensemble der Uni-Hohenheim hat sich am Samstag selbst gefeiert. Und das Publikum hat mitgemacht. Foto: Martin Bernklau

Die Concert Band gibt ein Jubiläumskonzert im überfüllten Saal der Musikhochschule.

S-Mitte/Hohenheim - Ein Vierteljahrhundert ist ja schon eine Marke. Längst ist das Euroforum auf dem Hohenheimer Campus – einst quasi der Concert Band als Bühne versprochen – viel zu klein für solche Anlässe. Auch die Steckfeldkirche reichte nicht. Deshalb legte das Blasorchester der Uni sein Jubiläumskonzert zum 25-jährigen Bestehen in die Stadt. Aber selbst der riesengroße Saal der Musikhochschule war dem Andrang nicht gewachsen. Erst mit großer Verspätung begann der musikalische Festakt am Samstagabend, weil noch so viele Gäste irgendwie auf den Rängen untergebracht werden wollten.

Auf der Bühne wurde es ebenfalls eng. Als der umtriebige Patrick Siben, heute Chef der Stuttgarter Saloniker, nach dem Streichorchester und dem Holzbläserensemble gemeinsam mit Markus Kleber 1988 die Concert Band gründete, hatten sich gerade mal zwölf Blechbläser zusammengefunden. Heute zählt man deutlich über achtzig Musiker, neben den Holz- und Blechbläsern jeder erdenklichen Art auch eine große und hochversierte Percussion-Gruppe. Das Programm wurde eine veritable Festschrift mit zahlreichen Beiträgen, Erinnerungen und detaillierten Werkbeschreibungen. Der Uni-Rektor Professor Stephan Dabbert begrüßte die Musiker und die Zuhörer live mit sichtlichem Stolz auf das Vorzeige-Ensemble seiner Hochschule.

Jubelnde Feststimmung im Saal

Grußworte hatten zudem alle Vorgänger der Dirigentin Julia Schlag verfasst, von denen der Gründer Patrick Siben zu sehen war wie auch Jörg Murschinski, zehn Jahre lang Chef, der schon bald nach seinem Abschied dem Orchester wieder als Musiker, vor allem aber auch als Arrangeur beitrat. Von ihm stammte das feierliche, fast weihevolle Entree, das zunächst die zehn Posaunen intonierten: der „Chor der Pilger“ aus Richard Wagners Oper „Tannhäuser“, später ergänzt durch den „Einzug der Gäste“, den Murschinskis Transkription zwei Trompeten-Fernchören hinter dem Publikum zugedacht hatte.

Julia Schlag, seit zwei Jahren Leiterin der Concert Band, hat das Ensemble weiter für zeitgenössisch sinfonische Blasmusik und offenbar auch das Publikum für komplexe, dissonante bis avantgardistische Töne geöffnet. Sowohl die filmmusikalisch inspirierte Luftfahrt-Tondichtung „To walk with wings“ der Amerikanerin Julie Giroux als auch das esoterisch angehauchte wuchtige Klangexperiment „Ecstatic Water“ von Steven Bryant aus dem Jahr 2008, eine europäische Erstaufführung, wurden beklatscht, vor der ausgedehnten Sektpause sogar mit Standing Ovations.

Höhepunkt der zweiten Hälfte war nach einer Hindemith-Transkription und der schottischen „Hymn of the Highlands“-Suite von Philip Sparke ein durch eine großzügige Stiftung ermöglichtes Auftragswerk zum Jubiläum: „Rhapsodic Pictures“, eine zwischen Tradition und Avantgarde farbig schillernde Uraufführung des luxemburgischen Komponisten Marco Pütz. Der 1958 geborene Professor für Saxofon, Instrumentation und Kammermusik war zugegen und wurde so ausgiebig gefeiert wie die ganz präzise und inspiriert leitende Julia Schlag. Es war schon spät, als zum Abschluss die hinreißenden „Armenischen Tänze“ des Blasmusik- Klassikers Alfred Reed angestimmt wurden. Noch einmal jubelnde Feststimmung im Saal.