Schwarze Schaufensterwerbung auf der Königstraße Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth/Achim Zweygarth

Am Freitag ist der Tag der Schnäppchenjäger. Die Lager sind trotz mancher Lieferengpässe gefüllt. Werden die Kunden trotz 2 G strömen?

Stuttgart - Dieser Freitag ist der internationale Schwabentag – zumindest wenn man an Klischees glaubt. Am sogenannten Black Friday, dem Tag nach Thanksgiving, lockt der Handel mit Preisnachlässen und Aktionsangeboten. Die Rabattschlacht als Auftakt des Weihnachtsgeschäfts ist vor knapp zehn Jahren aus den USA nach Deutschland geschwappt, und inzwischen ziert das schwarze Prozentzeichen viele Läden in Stuttgart.

Wie aber wirken sich das zweite Corona-Jahr und die neue 2-G-Regel auf das Einkaufsverhalten an diesem Freitag aus? Dazu mag niemand im Handel eine Einschätzung abgeben. Spannend ist außerdem, ob und wie sich die Lieferengpässe für gefragte Artikel auf die Schnäppchenjagd auswirken. Gibt es überhaupt genug Nachschub in den Lagern?

Hälfte der Deutschen will einkaufen

Zahlen darüber, wie groß das Interesse der Stuttgarterinnen und Stuttgarter wirklich am Black Friday ist, gibt es keine. Aber laut einer aktuellen Umfrage der Unternehmensberatung Boston Consulting wollen dieses Mal fast die Hälfte der Deutschen auf Schnäppchenjagd gehen. Besonders gefragt sind Unterhaltungselektronik und Mode sowie Accessoires. Im Schnitt wollen die Deutschen der Umfrage zufolge 2021 deutlich mehr ausgeben als im Vorjahr, nämlich 340 Euro (Vorjahr: 205 Euro). Damit liegen sie weit vor den Konsumenten in Frankreich (300 Euro), Italien (280 Euro) oder Spanien (260 Euro).

Ob sie ihr Geld gut anlegen, davon ist Oliver Buttler von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, die ihren Sitz in Stuttgart hat, nicht überzeugt. Am Black Friday Schnäppchen zu machen, sei „nicht ganz ausgeschlossen“, sagte er vor kurzem. Allerdings müsse man beachten, dass es an den Aktionstagen kaum aktuelle Ware gebe. Oft würden Vorjahresmodelle oder Ladenhüter angeboten, sagt er.

Handel muss Mittelmaß finden

Auch Sabine Hagmann, die Hauptgeschäftsführerin des Einzelhandelsverbands Baden-Württemberg, rückt die Dinge zurecht: Aufgrund der gesteigerten Produktions- und Lieferkosten wie auch der aktuellen Corona-Situation sei in diesem Jahr mit weitaus geringeren Rabatten zu rechnen, meint sie. „Hier gilt es für die Händlerinnen und Händler das richtige Mittelmaß zwischen der Gewährung von Rabatten und der Wirtschaftlichkeit zu finden.“ Um Kundinnen und Kunden und vor allem eine junge Zielgruppe auf das eigene Geschäft aufmerksam machen, könne die Teilnahme am Black Friday aber durchaus lohnenswert sein, betont Sabine Hagmann. „Gerade in der aktuellen Situation sind konzertierte Marketingmaßnahmen zu Gunsten des Handels und Aktionstage wie der Black Friday enorm wichtig.“

Das Milaneo veranstaltet am Freitag und gleich auch noch am Samstag, die „Black Price Days“ und hat für die Kunden ein Gesamtpaket geschnürt. Am Freitagabend tritt eine Band im Einkaufszentrum auf, am Samstagnachmittag folgen ein Gospelchor sowie Jazzsänger. Die beiden Tage seien erfahrungsgemäß sehr wichtig für den Handel, sagt der Center-Manager Dirk Keuthen. Auch im Vorjahr hätten die Händler trotz Corona gute Umsätze erzielt. „Davon gehen wir auch dieses Jahr aus.“ Es könnte sein, räumt er ein, das einzelne Artikel wie beispielsweise bestimmte Sportschuhe nicht verfügbar seien. Aber von einem Versorgungsengpass könne nicht die Rede sein, so Keuthen.

Mit Kundenfrequenz zufrieden

Breuninger, der Platzhirsch in Sachen Mode in Stuttgart, hat den einen Tag sogar auf eine ganze Woche ausgedehnt. Seit Montag schon läuft die „Black Week“. Die Verfügbarkeit der gewünschten Waren scheint kein Problem zu sein. Man habe seitens der Lieferanten „ausgezeichnete Auslieferungsquoten“ der Produkte für die komplette Herbst-Winter Saison 2021, sagt Joachim Aisenbrey, der Geschäftsführer des Stuttgarter Hauses. Die „Black Week“ sei nun ein zusätzlicher Anreiz, „um sich auf die aktuellen Fashionhighlights des Winters einzulassen“.

Mit dem Zuspruch und der Kundenfrequenz sei man „bis jetzt soweit zufrieden“, meint Aisenbrey. „Inwieweit das angesichts der sich verändernden Rahmenbedingungen durch die neuen Corona-Regeln so bleiben wird, wird sich noch zeigen.“