Das Wörtchen Black ist am Freitag an vielen Orten in der Innenstadt zu finden. Foto: Lg/Achim Zweygarth

In Amerika ist der Black Friday, der Feiertag des Konsums. Seit wenigen Jahren ist der Trend auch in Stuttgart spürbar. Doch hat die Marketingstrategie eigentlich Erfolg? Wir haben nachgefragt.

Stuttgart - Kreischende Menschenmassen, völlig überforderte Security und ein hemmungsloses Rempeln und Stoßen. Bilder, wie man sie beim Black Friday in den USA schon häufig zu sehen bekommen hat, sind heute auf Stuttgarts Einkaufsstraßen nicht zu entdecken. Mal mehr, mal weniger gestresste Passanten schlendern oder eilen durch die Geschäfte, voll gepackt mit Einkaufstüten und Paketen. Doch es sind deutlich mehr Menschen unterwegs als sonst. Wieso? Den Grund dafür sieht man in jedem zweiten Schaufenster: große, bunte Zahlen auf schwarzem Grund werben für Rabatt-Aktionen im Rahmen des „Black Friday“ oder auch für eine ganze „Black Week“ mit Rabatten bis zu 70 Prozent. Ein Angebot, das wohl ankommt.

Der Nachfrage angepasst

„Am Black Friday haben wir immer einen deutlichen Anstieg der Kundenzahlen“, erklärt Thomas Benedetti, Geschäftsführer von Galeria Kaufhof in der Königstraße. Er ergänzt: „Die Menschen kommen heute gezielt zu uns, da sie die exklusiven Rabatte von heute ausnützen möchten.“ Es hätte in den vergangenen Tagen sogar Kunden gegeben, die sich bereits im Voraus über die Black-Friday-Angebote informiert hätten, um dann am eigentlichen Tag gezielt einkaufen zu gehen. „Die Kunden erwarten mittlerweile, dass man als Unternehmen das Black-Friday-Konzept umsetzt. Dieser Anspruch kam auch durch den Online-Handel“, so Benedetti. Dieser habe das Prinzip der Rabatt-Aktion international gemacht. Um konkurrenzfähig zu bleiben, habe der Einzelhandel sich in den vergangenen Jahren der Nachfrage angepasst.

Michael Gysin, Geschäftsleiter bei Sportcheck, sieht das ähnlich. Allerdings ist für ihn die Teilnahme am Black Friday einfach nur Teil des jährlichen Kampagnenkalenders. Deswegen beschränkten sich bei ihnen die Rabatte nicht nur auf einen Tag, sondern gingen über die ganze Woche. „Für uns ist das mehr oder weniger der Beginn des Weihnachtsgeschäfts. Unsere Preis-Aktionen in Kombination mit den kühlen Temperaturen sorgen dafür, dass wir an den Tagen einen guten Umsatz machen.“ Doch auch Gysin merkt an, dass der Black Friday auch bei ihnen zwangsläufig stattfindet, da er von vielen Händlern in der Stadt „bespielt“ werden würde.

Im Kaufhaus Mitte ist man anderer Meinung

Weit aus weniger diplomatisch formuliert es Daniel Brunner, Inhaber des Kaufhaus Mitte. Er lehnt das Prinzip des Black Friday ab. „Das ist eine reine Rabatt-Schlacht, die aus Amerika herüber gekommen ist. Da möchte ich kein Teil von sein.“ Ihm sei bewusst, dass viele Unternehmen und Geschäfte auf diese Aktion angewiesen seien, doch sehe er für sich und sein Kaufhaus keinen Sinn darin. „Die Aktion ist kontraproduktiv. Man macht Umsatz, aber keinen Gewinn. Zudem kommt, dass ich hier Waren von vielen kleinen Manufakturen und Firmen verkaufe, da kann ich nicht einfach pauschal Rabatte auf die Produkte geben. Das macht die Preise kaputt.“ Ähnlich wie Benedetti sieht Brunner jedoch auch den Zugzwang des Einzelhandels durch das Internet. „Die Konkurrenz wird immer größer. Viele große, aber auch kleine Unternehmen sind gezwungen am Black Friday teilzunehmen, einfach um wettbewerbsfähig zu bleiben.“

In den USA, wo der Black Friday seinen Ursprung hat, ist die Diskussion um den Sinn und Zweck des Aktionstags pünktlich zum diesjährigen Blackk Friday erneut entbrannt. Dort gab es aufgrund von heftigen Auseinandersetzungen um Produkte oder auch Massenhysterien zur Ladenöffnung, bereits zahlreiche Tote.