Ludwig Thome wird immer wieder vom Sammler-Fieber gepackt. Foto: Natalie Kanter

Ludwig Thome aus Stetten (Leinfelden-Echterdingen) hat ein ungewöhnliches Hobby: Er sammelt Hämmer aller Art und hat mehr als 900 der Werkzeuge zusammengetragen. Wie es dazu kam, verrät der 84-Jährige hier.

Leinfelden-Echterdingen - Ludwig Thome kann es nicht lassen. Immer dann, wenn ein großer Flohmarkt ansteht, muss der 84-Jährige auf Schatzsuche zu gehen. Dann packt ihn wieder das Sammler-Fieber. Und der Mann aus Stetten sucht zwischen den Waren der fliegenden Händler nach Hämmern aller Art. Auf die Frage nach dem Warum sagt er: „Weil ich schon immer eine gewisse Vorliebe für altes Eisen hatte.“ Das Werkzeug zeige auch eine gewisse Ästhetik. Und: „Ich bin und war ein Bastler.“ Seine ersten Hämmer passten vor 50 Jahren noch gut in eine Werkzeugkiste. Doch der Inhalt der Box wuchs beständig. „Irgendwann wurde mir klar, dass sich bereits eine kleine Sammlung gebildet hatte“, sagt er.

Auch beruflich hat sich der Technikbegeistert mit Hämmern beschäftigt. In seiner Promotion hat er sich mit der zerstörerischen Kraft dieses Werkzeuges befasst. Für die Firma Bosch hat er von den 1970er Jahren an moderne Hämmer entwickelt. Immer wieder hat sich Thome von der Firma ausrangiertes Werkzeug überschreiben lassen. Auch im Ausland hielt er Ausschau nach ungewöhnlichen Hämmern. Sein bizarres Hobby hat sich schnell herumgesprochen. Freunde, Bekannte, Verwandte: Jeder, der einen Hammer abzugeben hatte, hat diesen zu Ludwig Thome nach Stetten getragen. Ein ganz besonderes Exemplar hat der Sammler seinem ältesten Sohn Christoph zu verdanken. Dieser arbeitet als Arzt. Während des praktischen Jahres in einer Klinik durfte der Sohn bei einer Hüftoperation dabei sein. Bei der OP brach der Stil des Chirurgen-Hammers ab. Das medizinische Werkzeug wanderte in die Ablage. Der Sohn brachte es seinem Vater mit.

Sein Hobby hat sich schnell herumgesprochen

„Die Sammlung wuchs immer weiter an“, erzählt Thome. 900 unterschiedliche Hämmer hat er einst sein Eigen genannt – im Keller übereinandergeschichtet, fein säuberlich nach Berufen, nach Herkunft, Verkäufer, Ort und Preis sortiert. Ganz Ingenieur hat Thome jedes seiner Stücke mit einer laufenden Nummer versehen. Er spricht von „einer sauberen Buchführung“.

Die Stücke könnten nicht unterschiedlicher sein. Sie reichen vom ersten Hammerwerkzeug aus der Jungsteinzeit bis zum High-Tech-Gerät des 21. Jahrhunderts. Es gibt zwölf Kilo schwere Kolosse, aber auch federleichtes Werkzeug, mit dem man den Nagel eine Zigarrenkiste wieder zurück ins Holz treiben kann. Der von Thome selbst konstruierte Fallhammer kann Nüsse knacken, Nägel einschlagen, Holz spalten und Metall umformen.

Thomes Sammlerstücke stammen aus aller Herren Länder. „England, Frankreich, Spanien oder Russland: Jede Nation hat ihre eigene Hammerform“, sagt er. Und: „Genauso wie jeder Handwerker sein spezielles Werkzeug hat.“

Aus dem Bonbon-Hammer wurde ein Demonstrationshammer

Thome weiß auch zu jedem seiner Schätze eine Geschichte zu erzählen. Beispiel Zuckerhammer: „Vor 1900 gab es Zucker nur in Form von bockelharten Zuckerhüten zu kaufen“, erklärt er. Davon mussten zunächst Stücke abgeschlagen werden. In England recht bekannt ist derweil der Toffee-Hammer. Dort gibt es Karamell-Bonbons in Tafeln zu kaufen. Anbei liegt ein winziges Schlagwerkzeug, mit denen man die Süßigkeit zerkleinert. Weniger bekannt: Englische Frauen haben laut Thome einst just diese Hammer benutzt, um Schaufenster zu zertrümmern. Aus dem Bonbon-Hammer wurde ein Demonstrationshammer für das Frauen-Wahlrecht.

Ludwig Thome hat ein Großteil seiner Sammlung mittlerweile dem Deutschen Technikmuseum in Berlin gestiftet. Leicht ist ihm das nicht gefallen. Dennoch sagt er: „Dieses Kulturgut ist in einem Museum besser aufgehoben.“

Gemeinsam mit 14 anderen Sammlern zeigt Ludwig Thome derzeit und noch bis Ende Juli im Echterdinger Stadtmuseum, Hauptstraße 79, seine Lieblingsstücke. Die Schau ist sonntags zwischen 10.30 und 12.30 Uhr und zwischen 14.30 bis 17.30 Uhr geöffnet.