Der Gründer des Unternehmens «Miet-Onkels», Takanobu Nishimoto. Ihn kann man übrigens auch mieten. Foto: dpa

Jeden Tag erreichen uns Meldungen ohne Sinn und Verstand. Eine davon wollen wir Ihnen nicht vorenthalten. Heute: der Miet-Onkel.

Tokio - Probleme bei der Arbeit? Stress in der Liebe? Einsam zu Hause? Aber niemand da, mit dem man sprechen kann? Für Japaner, die sich nie trauen würden, sich mit solchen Fragen an einen Therapeuten oder an ein Familienmitglied zu wenden, bieten sich Takanobu Nishimoto und seine „Miet-Onkels“ an. Männer, die anderen Menschen ein Ohr schenken. Einfach online einen „Ossan“ – einen Mann mittleren Alters – aussuchen und mieten. Für neun Euro pro Stunde. Ein Service, der nicht nur den Kunden helfen soll, sondern auch den Männern.

Zugegeben, das klingt jetzt vielleicht etwas schmierig, aber bitte nicht vorschnell urteilen. Manche Geschichte braucht mehr als 140 Zeichen. Also weiter im Text: Auf die Idee sei er gekommen, als er eines Tages Schulmädchen hörte, die sich abfällig über ältere Männer äußerten. „Da ist mir klar geworden, wie geringschätzig solche Männer gesehen werden“. Männer, die ihr ganzes Leben arbeiten, ihre Familie kaum sehen – und wenn sie in Rente gehen, kommen sie in ein Heim, das sie kaum kennen. Plötzlich sind sie „Sodaigomi“, Sperrmüll, weil sie zu nichts nutze seien und nur im Wege stünden. Um diesen Männern zu mehr Selbstwertgefühl zu verhelfen, habe er den Mietservice ins Leben gerufen.

Die Beziehung ist rein platonisch – zumindest meistens

Seine Ossan wählt er persönlich aus. Wer mit „offensichtlich sexuellen Interessen“ komme, blitze ab. Schließlich seien die meisten Kunden Frauen in ihren späten 20er bis 40er Jahren. Doch die Trennung von Beruf und Privatleben klappt nicht immer. Einer seiner Miet-Onkel heirate demnächst eine Kundin. „Ich habe nichts dagegen. Sie sollen alle glücklich werden“, erklärt Nishimoto. Nehmen Sie sich diese Worte zu Herzen und seien Sie beim nächsten Mal nicht so streng, wenn Sie einen ergrauten Herrn und eine junge Blondine in einem Cabriolet erspähen. Vielleicht ist es ein Miet-Onkel, der ihr in schweren Stunden zur Seite steht – und nebenher sein Selbstwertgefühl aufmöbelt.