Mercedes-Aktien oder vielleicht doch ein paar Milli-Bitcoins als Beimischung fürs Depot? Die Kryptowährung auf der Blockchain macht alle vier Jahre zum „Bitcoin Halving“ von sich reden. Aber was ist das eigentlich und wann ist Bitcoin Halving?
Das Bitcoin Halving – oder auch „Halvening“ – ist ein wichtiges Ereignis im Anleger-Universum der weltweit führenden Kryptowährung - mit Auswirkungen auf den Bitcoin-Kurs. Das "Halving" (Englisch) halbiert die Belohnung, die Bitcoin-Erzeuger (sogenannte "Miner") für das Hinzufügen eines neuen Blocks zur Blockchain erhalten - ein Prozess, der sich auf leistungsstarken Rechnern abspielt und viel Energie erfordert. Diese Halbierung hat direkte Auswirkungen auf das Angebot von neuen Bitcoins, die in Umlauf gebracht werden, und spielt eine Rolle im Bitcoin-Wirtschaftsmodell, das auf Knappheit basiert. Das Bitcoin Halving trägt dazu bei, die mögliche Inflation zu begrenzen und sicherzustellen, dass niemals in der Zukunft mehr als 21 Millionen Bitcoins existieren können.
Warum Bitcoin Halving?
- Kontrolle der Inflation: Das Bitcoin Halving reduziert die Rate, mit der neue Bitcoins erstellt und in Umlauf gebracht werden, was der Inflation entgegenwirkt.
- Künstliche Verknappung: Da weniger neue Einheiten auf den Markt kommen, kann das Bitcoin Halving potenziell den Bitcoin-Kurs erhöhen, da die Knappheit in der Wirtschaftstheorie eines der Schlüsselelemente für den Wert eines Gutes ist.
- 140-Jahre-Zyklus: „Bitcoin-Erfinder“ Satoshi Nakamoto hat das Halving als Mechanismus erdacht, um ein langfristiges ökonomisches Modell zu schaffen. Nach etwa 140 Jahren werden alle theoretisch möglichen 21 Millionen Bitcoins auf der Blockchain liegen.
Satoshi Nakamoto und Bitcoin Halving
Satoshi Nakamoto ist das Pseudonym einer Person oder einer Gruppe von Personen, die den Bitcoin, als weltweit erste und bis heute bekannteste Kryptowährung erfunden haben. Satoshi Nakamoto veröffentlichte im Oktober 2008 das Whitepaper mit dem Titel „Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System“, das die theoretische Grundlage für das digitale Währungssystem darlegte. Im Januar 2009 startete Nakamoto dann das Bitcoin-Netzwerk, indem er den sogenannten "Genesis-Block" schuf - den ersten Block auf der Blockchain.
Trotz zahlreicher Spekulationen und Recherchen ist die Identität von Satoshi Nakamoto bis heute unbekannt. Es wurden verschiedene Personen als mögliche Kandidaten vorgeschlagen, aber es gibt keine schlüssigen Beweise, die die wahre Identität Nakamotos bestätigen. Satoshi Nakamoto lässt große Vorsicht walten, um anonym zu bleiben, und hat seit 2010 nicht mehr öffentlich sichtbar kommuniziert. Ein Witz in der Community besagt, dass sich Donald Trump möglicherweise als Satoshi Nakamoto outen könnte. Die fast religiös anmutende Gläubigkeit mancher Bitcon-Fans und Trump-Anhänger wird damit gleichermaßen auf die Schippe genommen.
Wann ist Bitcoin Halving?
Das Manager Magazin und andere Wirtschaftsmedien nehmen das Thema derart ernst, dass eigens Live-Ticker mit Java Script entwickelt wurden, um sich auf das Bitcoin Halving vorzubereiten. Spätestens seit der Bitcoin per ETF in den USA gehandelt werden kann, ist er für manch seriösen Anleger interessant geworden. Laut Manager Magazin ist das Bitcoin Halving in der Nacht vom Freitag, 19. April, auf Samstag, 20. April, zu erwarten. Der Zeitpunkt liegt voraussichtlich zwischen 3 und 5 Uhr – je nachdem, wie schnell die bis dahin verbleibenden Bitcoin-Blöcke geschürft werden. Gekommen ist das fiebernd erwartete Ereignis genau dann, wenn die Blockchain den 840.000 Block erreicht hat.
Bisherige Bitcoin Halvings
- Erstes Bitcoin Halving: 28. November 2012 - die Belohnung für Miner wurde von 50 auf 25 Bitcoins reduziert.
- Zweites Bitcoin Halving: 9. Juli 2016 - die Belohnung wurde von 25 auf 12,5 Bitcoins reduziert.
- Drittes Bitcoin Halving: 11. Mai 2020 - die Belohnung wurde von 12,5 auf 6,25 reduziert.
- Viertes Bitcoin Halving: Voraussichtlich am 20. April 2024 - die Belohnung wird von 6,25 auf 3,125 reduziert.
Bitcoin Halving, Blockchain, ETFs, Risiko
Historisch gesehen haben Bitcoin Halvings meist zu höheren Kursen geführt. Das ist allerdings kein Naturgesetz, zumal die Kryptowährung auf der Blockchain dieses Mal schon vor dem Halving eine Rallye hingelegt hat. Denkbar ist auch ein Abverkauf nach dem Termin. Die ETF-Indexfonds der Anleger sind dann im Risiko und würden an Wert verlieren.
Bitcoin, Cyberwallet, Anleger
Generell wird der Bitcoin für seine spekulativen Wert- und Kursschwankungen kritisiert. In der Wirtschaftstheorie hat Geld drei Funktionen, die auf den Bitcoin nach Ansicht vieler Ökonomen nicht zutreffen:
- Tauschmittelfunktion als allgemein akzeptiertes oder gesetzliches Zahlungsmittel: Dies erfüllt der Bitcoin nicht oder nur eingeschränkt, da der Umtausch und das Handling im „Cyberwallet“ teilweise sehr umständlich und mit Kosten verbunden sind.
- Funktion als Recheneinheit: Ein Bitcoin als Einheit im Wert von zuletzt 66.000 Euro (über 70.000 Dollar) ist nicht eben praktisch. Gehandelt und getauscht werden daher Bruchteile wie MilliBitcoin, MicroBitcoin und Satoshi in Anlehnung an Satoshi Nakamoto.
- 1 Bitcoin = 100.000.000 Satoshis = 1.000.000 MicroBitcoins = 1.000 MilliBitcoins
- Funktion als stabiler Anker zur Aufbewahrung von Werten: Dies erfüllt der Bitcoin aufgrund seiner starken Kursbewegungen in geringerem Maß als zum Beispiel Gold, Anleihepapiere oder auch Blue-Chip-Aktien wie Mercedes-Benz oder Daimler Truck, die naturgemäß ebenfalls an der Börse schwanken.
Manche vergleichen den Bitcoin sogar mit der holländischen Tulpenblase im 17. Jahrhundert. Im damaligen Krisen-Zeitalter wurde vorübergehend mit Tulpenzwiebeln als Alternativ-Währung spekuliert. In der Spitze bis zu 5200 Gulden für eine Tulpe – seinerzeit ein erkleckliches Vermögen. Noch extremer ist womöglich aber die Bitcoin-Entwicklung von anfangs 0,00076 Dollar im Jahr 2009 auf heute über 70.000 Dollar (2024). Im Unterschied zum Bitcoin, der nur aus abstraktem Code auf der Blockchain besteht, konnten die niederländischen Tulpenspekulanten nach dem Wertverfall ihrer Investition aber immerhin noch Blumen pflanzen. Ein Negativ-Szenario, das beim Bitcoin nicht notwendigerweise eintreten muss.
15 Jahre Bitcoin
- 2009 bis 2010: Der Bitcoin hatte anfänglich keinen handelbaren Wert. Der erste bekannte Kauf mit Bitcoin, bei dem zwei Pizzas für 10.000 BTC gekauft wurden, fand im Mai 2010 statt. Das bedeutet, dass der Wert eines einzelnen Bitcoins damals weit unter 1 USD lag.
- 2011: Der Wert erreichte 2011 erstmals die Parität mit dem US-Dollar. Im Laufe des Jahres stieg der Preis dann auf bis zu 30 US-Dollar an, bevor er sich für den Rest des Jahres im Bereich von 2 bis 4 Dollar stabilisierte.
- 2012: Im Jahr des Bitcoin Halving 2012 bewegte sich der Kurs in einem Bereich von 4 USD bis 13,50 USD/BTC. Dieses Jahr war geprägt von der europäischen Schuldenkrise, welche eine erhöhte Nachfrage nach Bitcoin in den am stärksten betroffenen Gebieten, wie Zypern, zur Folge hatte.
- 2013: Der Kurs begann bei etwa 13 USD, stieg dann schnell auf fast 250 USD im April und erreichte im Dezember 2013 einen Höchststand von über 1.100 USD/BTC.
- 2014: Nach dem Zusammenbruch der Mt. Gox-Börse erlebte die Kryptowährung einen starken Kursrückgang und schloss das Jahr im Krypto-Winter bei etwa 300 USD/BTC.
- 2015: Der Bitcoin erholte sich von den Tiefs des Vorjahres und schloss bei ungefähr 431 USD/BTC.
- 2016: Das Jahr mit dem zweiten Bitcoin Halving endete bei etwa 966 USD.
- 2017: Ein monumentales Jahr mit Anstieg auf fast 20.000 USD vor einem Rückgang auf etwa 14.245 USD/BTC zum Jahresende.
- 2018: Im Krypto-Winter schloss der Bitcoin das Jahr bei etwa 3.693 USD/BTC.
- 2019: Ein Jahr der Erholung und Volatilität, das mit einem Kurs um 7.160 USD endete.
- 2020: Im Jahr der Covid-19-Pandemie und des driten Bitcoin Halvings erholte sich die Kryptowährung stark und schloss bei fast 29.000 USD/BTC.
- 2021: Nach dem Allzeithoch bei knapp 69.000 USD im November endete das Jahr bei 46.328,94 USD/BTC.
- 2022: Turbulentes Jahr für die Kryptowährung, charakterisiert durch Hacks und den Zusammenbruch von FTX mit einem Kurs von 16.540 USD am 1.1. 2023.
- 2023: Am 31. Dezember 2023 schloss der Bitcoin mit einem Kurs von 42.255 USD.
- Zur Umrechnung von USD/BTC in Euro ist der jeweilige Devisenkurs zu veranschlagen. Gängiger als Euro sind jedoch Notierungen in US-Dollar.
Bitcoin-Preis, Prognose, Marktkapitalisierung
Rund um das Halving gehen die Prognosen für den Bitcoin nun wild durcheinander:
- 100.000 Dollar stellt die Wirtschaftswoche zumindest als Möglichkeit in den Raum.
- Bis zu 210.000 US-Dollar prognostiziert das "Bitcoin-Echo" (BTC-Echo). Warum, bleibt das Geheimnis der Autoren bzw. versteckt sich hinter der Paywall. Ob es in einer Art Zahlen-Voodoo darum geht, dass jeder Bitcoin-Halving-Block 210.000 Einheiten hat?
- "Heftiger Ausverkauf" wird dagegen von Bitcoin-Experte Arthur Hayes im Cointelegraph prognostiziert. Diesmal sei beim Halving "alles anders", meinen manche Beobachter.
- Der eine oder andere Wirtschaftshistoriker sieht das Kursziel auch bei 0 Dollar (Stichwort "holländische Tulpen-Manie").
- Der Bitcoin-Hype ähnelt aktuell den Börsenblüten rund um Cannabis-Aktien.
- Fest steht, dass die Bitcoin-Marktkapitalisierung (Market Cap) Anfang April 2024 bei 1,25 Billionen Dollar lag. Das entspricht sage und schreibe 1250 Milliarden Dollar und ist mehr als das jährliche Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Türkei.
Bitcoin, C++, C und Python
Bjarne Stroustrup, der Erfinder der Programmiersprache C++ (hervorgegangen aus C), lehnt eine Nutzung seiner Syntax durch die Bitcoin-Gemeinde ab. Was ihm besonders aufstößt, ist einerseits das Bitcoin-Schürfen (Mining), da dafür sehr große Mengen an Strom verbraucht werden. Andererseits kritisiert Bjarne Stroustrup auch die mutmaßliche Begünstigung von illegalen Aktivitäten durch die Kryptowährung Nummer 1. Die Programmiersprache Python wird übrigens ebenfalls für Bitcoin-Signaturen und Transaktionen verwendet. Der Bitcoin-Mikrokosmos ist eben kompliziert und besteht nicht zuletzt aus Tech-Nerds.
Vorteile von Bitcoin und Kryptowährung
Der Bitcoin ist eine dezentrale Währung, die auf der Blockchain liegt und weder von Zentralbanken noch von Regierungen ohne Weiteres kontrolliert werden kann. Allerdings haben totalitäre Regimes wie China mittlerweile die Nutzung von Kryptowährungen wie dem Bitcoin weitgehend unterbunden. Chinesen dürfen pro Jahr nur eine begrenzte Summe von 50.000 Dollar ins Ausland überweisen. Das sei inzwischen auch per Bitcoin nicht mehr so leicht zu umgehen, heißt es von China-Kennern. In anderen unfreien Ländern funktioniert das Modell aber noch. Dies und eine Fundamentalkritik am aktuellen Wirtschafts-, Geld- und Regierungssystem bedingen wohl den Erfolg der Kryptowährung Bitcoin.