Die Kinder haben mit Bürgermeister Peter Pätzold (Mitte) gepflanzt Foto: Petra Mostbacher-Dix

Beim Urban-Gardening des Schülerhauses der Schwabschule hat die Gartensaison begonnen. Die Kinder haben am Bismarckplatz Wildblumen ausgesät.

S-West - Die Kellerassel will mit.“ Amélie streckt ihre Blumenkelle vorsichtig Peter Pätzold entgegen. Stuttgarts Bürgermeister für Städtebau und Umwelt lacht und erklärt der Siebenjährigen: „Die gräbt sich selbst in die Erde ein.“ Neugierig schauen Nooran, Sinina und Nermin zu, bevor sie eine volle Gießkanne über das Grün des Bismarckplatzes schleppen: Dort haben die Grundschüler des Schülerhauses Schwabschule just ein Beet mit Kräutern wie Rosmarin, Salbei oder Pfefferminz bepflanzt. Nun wollen sie in einem weiteren „Bunter Saum“, Wärmeliebender Saum“ oder „Schmetterlings- und Wildbienensaum“ aussäen – mit Bürgermeister Pätzold, Umweltamtsleiter Hans-Wolf Zirkwitz, Bezirksvorsteher Reinhard Möhrle und Umweltberaterin Elisabeth Schiller.

Projekt als Anregung für Andere

Das Gärtnern in der Stadt ist nicht neu für die Kinder. Im vergangenen Jahr begannen die Zwölf- bis Viertklässler schon in einer Arbeitsgruppe an Mittwochnachmittagen mit ihren Erzieherinnen und Erziehern Beete auf dem Bismarckplatz zu pflegen. Die Idee hatte das Forum lebendiger Westen an das Schülerhaus herangetragen, das unter der Trägerschaft der Caritas steht. Finanziell unterstützt werden die jungen Gärtner von der Naturschutzstiftung Rosina und Franz Greiling, fachmännische Hilfe bekommen sie von den Profis des Gartenamts, die die Beete vorbereitet haben. Mit im Boot ist zudem Alexander Schmid, Koordinator Urbanes Gärtnern und kommunales Grünprogramm. „Mit solchen Projekten wird die Wohn- und Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum verbessert – und Lebensräume für Tiere und Pflanzen geschaffen“, sagt er. Das bestätigt die Verantwortliche, Elisabeth Schiller vom Amt für Umweltschutz. Zwar gebe es in knapp 100 Stuttgarter Schulen mittlerweile Schulgärten. Aber dass Schüler im Stadtraum gärtnern, sei eher selten. „Schön wäre, wenn das Projekt einen Anstoß für andere sein könnte.“

Die Kinder der Schwabschule jedenfalls sind mit Feuereifer dabei. In einem Workshop mit Schiller haben sich auch schon einen Titel für ihre Beete ausgesucht: „Unsere bunte Blumenwelt“. „Und wir werden weitere Workshops und Projekttage veranstalten“, so Schiller. Dabei geht es etwa darum, welche Wildblumen Lebensraum für Insekten, etwa für Wild- und Honigbienen, schaffen und warum sie für die Umwelt wichtig sind. „Neben ökologischen Fragen wollen wir auch kulturelle, soziale und ökonomische Aspekte beleuchten“, so Schiller. „Beispielsweise indem wir Senioren interviewen, wie sie früher gegärtnert haben, oder Menschen unterschiedlicher Nationen über die Pflanzen ihrer Heimat befragen.“

Mal raus aus der Schule

Diese Herangehensweise lobt Baubürgermeister Pätzold. Die Kinder lernten nicht nur die Pflanzen- und Tierwelt kennen. Sie übernähmen auch Verantwortung im Stadtraum. „Und sie erfahren etwas über gesunde Ernährung, können etwa mit den Kräutern leckere Rezepte kochen.“ Das unterstützen auch die Lehrer und Eltern der Schwabschule. Dabei würde vermittelt, was Dinge wert seien, so Elternbeirat Martin Schick. „Die Kinder kommen mal aus dem Schulhof raus und sehen, dass die Dinge, die im Supermarkt zu kaufen sind, erst wachsen müssen – und dass dafür auch körperlicher Einsatz nötig ist.“