Bischof: Mit seiner Olympia-Goldmedaille hat er sich 2008 den größten Sportlertraum erfüllt Foto: ANP

Judo-Olympiasieger Ole Bischof über die EM und seinen Auftritt in der „Oliver Pocher Show“.

Stuttgart - Ole Bischof ist der einzige Kampfsportler, der bei den Olympischen Spielen 2008 Gold für Deutschland holte. Seine Bekanntheit will er nun nutzen, um für Judo zu werben. Nebenher muss er sich aber noch für die Europameisterschaft in Istanbul vorbereiten.

Herr Bischof, wie geht es Ihrer Schulter mitten in der stressigen Vorbereitungszeit für die Europameisterschaft in Istanbul?

Perfekt ist es noch nicht, obwohl ich diese Verletzung schon länger mit mir rumtrage.

Das Problem ist Ihr Labrum. Das knorpelige Gebilde soll der Schulter Stabilität verleihen. Bei Ihnen ist es angerissen.

Genau. Deshalb ist meine Schulter auch ab und an nach vorne gerutscht. Ich hoffe, ich bekomme das bei der EM in den Griff. Ich habe auf jeden Fall sehr viel Zeit in die Schulter gesteckt und Muskeln aufgebaut. Jetzt muss ich schauen, wo ich das Gewicht an anderer Stelle wieder abspecken kann, damit ich in der Klasse bis 81 Kilogramm überhaupt starten darf (lacht).

Reicht bei einer Europameisterschaft nicht auch eine lädierte Schulter? Immerhin fehlen die Koreaner, die Japaner...

...aber dafür sind Kämpfer aus Russland, Aserbaidschan, Frankreich und Italien dabei. Das Feld ist bei der EM stark besetzt. Jeder möchte diesen Titel haben, und die Europäer dominieren in meiner Gewichtsklasse.

Dann haben Ihre Gegner Ihre Schwachstelle mit Ihrer Schulter schon gefunden.

Ich glaube nicht, dass sie extra auf meine Schulter gehen. Meine Gegner sind zwar harte, aber faire Sportler. Rücksicht werden sie jedoch sicherlich nicht nehmen. Wer bei uns an den Start geht, signalisiert, dass er bereit ist für den Kampf. 

"Olympia-Gold ist das Größte"

Welche Erwartungen haben Sie an die Europameisterschaft? 

Ich möchte noch einmal kräftig Punkte für die Olympia-Qualifikation sammeln und ein gutes Turnier kämpfen. Erfolgreich zu sein heißt nicht immer Erster zu werden. Ich möchte nach dem Turnier sagen können: Ich habe gut gekämpft und mein Bestes gegeben.

Nach der EM kommt im August die Weltmeisterschaft. Was haben Sie dieses Jahr noch alles vor?

Über allem steht natürlich die Qualifikation für Olympia 2012. In diesem Jahr ist die Weltmeisterschaft mein Jahreshöhepunkt. Direkt dahinter kommt die EM und der Grand Slam in Japan, bei dem es auch viele Punkte für die Spiele geben wird.

Wie motivieren Sie sich eigentlich immer wieder? Mit dem Olympia-Titel haben Sie 2008 ja schon das Größte in einem Sportler-Leben erreicht.

Das stimmt. Olympia-Gold ist das Größte. Aber es gibt verschiedene Möglichkeiten, Erfolg zu definieren. Meine Motivation ist es, gutes Judo zu zeigen. Es kommt immer darauf an, was die Umstände zulassen. Wenn ich in den ersten Runden starke Kämpfer auf den Rücken donnere und es später im Wettkampf knapp nicht reicht, ist das ärgerlich, es muss aber nicht immer gleich alles schlecht gelaufen sein.

Als Olympiasieger sind Sie ein gerngesehener Gast. Bei der deutschen Meisterschaft waren Sie nicht dabei. Warum haben Sie abgesagt?

Es gab dort keine Olympia-Punkte, und bei mir ist eben alles sehr auf die Spiele fixiert. Außerdem hat die DM nicht in meinen Trainingsplan gepasst. Es muss auch Phasen geben, in denen ich ohne Unterbrechung mehrere Wochen am Stück trainiere, also ohne Gewicht machen zu müssen und mit möglichst wenig Stress von außen.

Wie wird das denn aufgenommen, wenn Sie nicht bei der DM antreten, aber einen Monat später Oliver Pocher in dessen Show aufs Kreuz legen?

Beschwert hat sich niemand bei mir. Das war eben so.

Wie war der Fernsehauftritt?

Sehr lustig. Ich denke, Oli ging alles ein bisschen zu schnell, denn er lag dauernd auf der Matte. Wir haben ihm verschiedene Armhebel gezeigt und ihn aufs Kreuz geworfen. Da hat man gut gesehen, dass er andere Sachen besser kann und im Judo, sagen wir mal, eher talentfrei ist.

Wo haben Sie eigentlich Ihren schwäbischen Dialekt gelassen. Sie sind doch in Reutlingen aufgewachsen.

In meiner Trainingsgruppe sind Athleten aus Nordrhein-Westfalen, Hessen und Berlin. Da spreche ich lieber Hochdeutsch, aber wenn ich meine Eltern oder meine drei Patenkinder in Reutlingen besuche, dann schwätz ich wieder schwäbisch.