Bischof Gebhard Fürst lädt seit 1987 die Künstler zu ihrem Aschermittwoch nach Hohenheim ein. Foto: Martin Bernklau

Seit 1987 lädt Bischof Gebhard Fürst zum Aschermittwochder Künstler.Diesmal kam die dritte Verleihungdes Kunstpreisesder Diözese hinzu.

Hohenheim - Für den Bischof sei es ein kleines, silbernes Jubiläum, sagte Direktorin Verena Wodtke-Werner zur Begrüßung. Denn auch schon als ihr Vorgänger in der Leitung der Hohenheimer Diözesan-Akademie habe Gebhard Fürst – er amtiert seit elf Jahren als Oberhirte der Diözese Rottenburg-Stuttgart – von 1987 an zum Aschermittwoch der Künstler geladen. Er begann wie immer mit dem Gottesdienst in Sankt Antonius, setzte sich fort mit dem Empfang und einem von Musik umrahmten Vortrag und endete mit einem Abendimbiss. Diesmal allerdings kam die dritte Verleihung des Kunstpreises der Diözese hinzu.

Detlef Dörner hatte ausgewählte, auch zeitgenössische Musik vorbereitet und dafür fünf Bratschistinnen aus der Musikhochschul-Klasse von Professor Andra Darzins mitgebracht. Hanna Breuer und Tabea Haarmann-Thiemann begannen als Duo mit der 1959 von dem polnisch-französischen Komponisten geschriebenen „Suita pour deux altos“. Zum Abschluss erklang Bachs Solo-Chaconne als von Nichiro Nodaira eingerichtetes Violen-Quintett.

71 Wettbewerbs-Beiträge

Die Träger des zum dritten Mal seit 1997 verliehenen Kunstpreises stellte Michael Kessler vor, der dem Kunstverein des Bistums vorsitzt. Die Jury habe statt erstem bis drittem Preis einen Hauptpreis über 5000 Euro sowie drei zweite Preise vergeben. Die Ausschreibung hatte das Thema „Macht“ vorgegeben, woraufhin 71 Wettbewerbs-Beiträge eingegangen waren.

Des ersten Preises fanden die Juroren eine Videoarbeit „Macht unfehlbar“ des 1956 im Allgäu geborenen Stuttgarter Bildhauers und Dozenten Alf Setzer für würdig. Zu sehen war das Werk nicht. Und auch bei den anderen Preisträgern mussten sich die Künstlerkollegen und Gäste im voll besetzten Saal der Akademie mit eher kargen wörtlichen Schilderungen zufrieden geben. Mit ihrem fünfteiligen Acrylbilder-Zyklus „Ich will doch nur dein Bestes“ über Missbrauch bekam die 45-jährige alte Tübinger Malerin Birgit Dehn einen zweiten Preis über 2500 Euro.

Bischof übergibt Urkunden

Für eine Fotoarbeit über die unschuldig verfolgte Volksheilige Genoveva wurde die Bayreuther Foto- und Digitalkünstlerin Marie-Kathrin Saalfrank geehrt. Ebenso preiswürdig war schlichte Arbeit der Objektkünstlerin Judith Wenzelmann aus Kirchheim/Teck, die zwei Stühle durch Überhöhung respektive Verkürzung unbrauchbar gemacht, die amputierten und verpflanzten Teile farbig markiert und Klein und Groß nebeneinandergestellt hatte. Bischof Fürst übergab die Urkunden und Schecks. Bis auf Marie-Kathrin Saalfrank waren alle Preisträger in Hohenheim.

Die Rede hielt ein Wissenschaftler, der an der Karlsruher Designhochschule HfG lehrende Kunstwissenschaftler und Medientheoretiker Wolfgang Ullrich. „Kunst als Glaubenssache?“ war sein Thema, bei dem er das Verhältnis von Kunstreligion als Glaubensersatz und gläubiger Religiosität beleuchtete. So sei der wilhelminische Kunsthistoriker Julius Langbehn, dessen Sehnsucht ihn vom kargen Protestantismus in die Verehrung der Kunst gezogen hatte, zum sinnlichen Katholizismus konvertiert. Zeitgenössische Kunst aber eigne sich kaum noch als Religion. Allenfalls die teils absurd hohen Preise seien auf ihre spekulative Art ein Glaubensbekenntnis.