Folgen der Aldinger Baustelle: Autoschlangen links und rechts des Neckars. Foto: Max Kovalenko

Dass der Verkehr mehr stockt als fließt, sind die Bürger von Remseck gewohnt – seit Jahren gilt die Neckarbrücke in der geografischen Mitte der Kommune als staugeplagtes Nadelöhr. Nun aber sorgt eine Großbaustelle für zusätzlichen Verdruss bei Einwohnern wie Pendlern.

Remseck - Wer von Waiblingen oder Fellbach über die Kreisgrenze von Rems-Murr nach Ludwigsburg will, muss sich derzeit auf lange Wartezeiten einstellen – die Autos und Lastwagen stauen sich zumindest im Berufsverkehr hoch bis zum Oeffinger Sportplatz. Wer als Pendler von Stuttgart aus durchs Neckartal muss, schaut rund um Remseck momentan ebenfalls in die Auspuffröhre – auf der Umgehungsstraße reiht sich schon ab dem Hornbach-Baumarkt derzeit ein Fahrzeug ans nächste.

In Geduld üben müssen sich derzeit auch die Remsecker selbst: Die nicht nur von den Ortskundigen gern genutzte Abkürzung über die Wehrbrücke ist für den Verkehr komplett gesperrt, die Ortsdurchfahrt von Aldingen wegen der Bauarbeiten dicht. Und auf die Umgehungsstraße kommt wegen verkürzter Ampelphasen aktuell nur jeweils eine Handvoll Autos durch – wenn die Tangente durchs Neckartal nicht ohnehin von im Stau stehenden Leidensgenossen belegt ist. „Seit der Baustelle haben wir hier in Remseck den Verkehrsinfarkt – und alles wegen ein paar Wasserleitungen“, sagt eine Anwohnerin.

Hintergrund der Stockungen sind die seit Mitte März laufenden Bauarbeiten an der Neckarstraße. Parallel zur Umgestaltung der Fahrbahn wird in der Ortsdurchfahrt von Aldingen auch die Wasserleitung aus-getauscht. Neben den im Untergrund der Straße liegenden Rohren erneuern die Arbeiter die einzelnen Hausanschlüsse.

„Mit Behinderungen ist zu rechnen“, hatte das Remsecker Rathaus bereits vor dem Start der Bauarbeiten gewarnt. Eingerichtet ist zwar eine innerörtliche Umleitung, bis auf wenige Tage soll auch die Zufahrt für die einzelnen Anlieger erhalten bleiben. Doch was die auf einem Konzept der Planungsgruppe Kölz beruhende Maßnahme für umliegende Straßen bedeutet, zeigt sich erst jetzt. „Die Leute sehen nun, wie viel Verkehr sonst eigentlich durch den Ort fließt“, sagt Rathaus-Sprecherin Christiane Conzen. Um während der Bauzeit wenigstens den Schleichverkehr einzudämmen, hat die Stadt die sonst einseitig befahrbare Wehrbrücke bei Aldingen für den Verkehr gesperrt. In den ersten Tagen nach dem Baustart wurden die aufgestellte Absperrung immer wieder verschoben, inzwischen ist die Barrikade fest im Asphalt verankert.

Zentraler Verkehrsknoten zwischen Ludwigsburg und Rems-Murr-Kreis

Stauen wird sich der Verkehr rund um die ohnehin überlastete Neckarbrücke wohl bis April 2014 – im Remsecker Tiefbauamt wird die abschnittsweise Umgestaltung auf eine Bauzeit von voraussichtlich 13 Monaten veranschlagt. Die Ortsdurchfahrt soll nach dem Ende der Arbeiten eine Breite von sechs Metern haben, beidseitig ist ein Gehweg mit 1,50 Meter Breite geplant. Unterbrochen von Bäumen sind außerdem Längsparkplätze am Straßenrand vorgesehen. Durch den Umbau soll sich der Durchgangsverkehr im Ortsteil Aldingen spürbar verringern, das erlaubte Tempo will die Stadt auf 30 Stundenkilometer drosseln. Die Kosten für die Umgestaltung werden im Rathaus auf zwei Millionen Euro beziffert, das Land steuert etwa 550.000 Euro an Fördergeld bei.

Über die bestehende Neckarbrücke in Remseck – etwa 500 Meter von der jetzigen Baustelle entfernt, rollen an einem Werktag inzwischen fast 33.000 Fahrzeuge. Der Überweg gilt als der zentrale Verkehrsknoten zwischen Ludwigsburg und dem Rems-Murr-Kreis. Der Anteil von Lastzügen und Sattelschleppern liegt laut dem Remsecker Beigeordneten Karl-Heinz Balzer bei fast zwölf Prozent.

Eine von den Nachbarstädten beauftragte Studie kam zu geringeren Ergebnissen. Obwohl das Stuttgarter Verkehrsministerium mit dem Nordostring auch die vor Jahren angedachte Andriof-Brücke beim Klärwerk in Stuttgart-Mühlhausen beerdigt hat, erhofft sich die Stadt Remseck nach wie vor den Bau einer zusätzlichen Neckarquerung. „Ohne einen Ersatz für die jetzige Brücke haben wir keine Verkehrsentlastung und können auch unsere Pläne für die Neue Mitte nicht verwirklichen“, befürchtet Oberbürgermeister Karl-Heinz Schlumberger. Er wartet auf die Ergebnisse einer neuen Verkehrszählung, die das Land in Auftrag gegeben hat.