Ein Ehepaar hat die zugige Feierhalle als Projekt für den Bürgerhaushalt vorgeschlagen. Foto: Simone Bürkle

Ein Ehepaar wünscht sich eine Feierhalle mit Sitzplätzen und besserem Wetterschutz auf dem Friedhof.

Birkach - Es ist eine tragische Geschichte, die hinter Klaus und Silvia Kontermanns Wunsch steht. 2002 hat das Ehepaar aus Birkach seinen Sohn auf dem Birkacher Friedhof zu Grabe tragen müssen, der bei einem Unfall zu Tode gekommen war. „Damals sind uns die Zustände gar nicht groß aufgefallen, weil die Situation so schwierig war“, erzählt Silvia Kontermann. Erst im Nachhinein haben die Eheleute gemerkt, wie schwer es für sie gewesen war, das Kind unter Umständen zu bestatten, die wohl kaum als optimal zu bezeichnen sind.

Der kleine Friedhof in Birkach hat nämlich keine richtige Aussegnungshalle. Statt eines geschlossenen Gebäudes gibt es nur eine Holzkonstruktion, die nach drei Seiten offen ist, so dass die Trauergäste den Unbilden des Wetters weitgehend ungeschützt ausgesetzt sind. Zudem fehlt es an Sitzplätzen, außer ein paar Bänken haben die Besucher keine Möglichkeit, sich irgendwo niederzulassen.

Deshalb haben sich die Kontermanns entschieden, einen Vorschlag im Bürgerhaushalt zu machen. Unter der Nummer 4178 regen sie an, das Holzkonstrukt durch eine würdigere Halle zu ersetzen. Denn so wie es jetzt ist, kann es aus ihrer Sicht nicht bleiben. „Man steht im Kalten, und wenn an der Straße ein Lastwagen vorbeifährt, ist das sehr laut“, sagt Silvia Kontermann.

Michael Haage bezeichnet den Zustand als „unmenschlich“

Auch Michael Haage, der in der evangelischen Gemeinde und im Bürgerverein engagiert ist, kennt das Problem. „Da pfeift der Wind durch“, sagt er über den hölzernen Unterstand. Vor allem für ältere Menschen, die nun mal diejenigen seien, die am häufigsten Bestattungen besuchten, sei die Situation „geradezu unmenschlich“. Viele könnten im Winter deshalb gar nicht mehr an Beerdigungen teilnehmen. Dass die Stadt Geld für eine bessere Aussegnungshalle gibt, hält Haage zwar für „utopisch“. Aber wenigstens eine Glasscheibe, die den Wind an einer Seite des Unterstands abhält, wäre aus seiner Sicht wünschenswert.

Beim Bezirksamt oder im Bezirksbeirat sei das Thema derweil noch nie Gegenstand von Diskussionen gewesen, berichtet Regine Theimer. Dennoch hat die stellvertretende Bezirksvorsteherin im städtischen Friedhofsamt nachgehakt, ob die Holzkonstruktion in nächster Zeit durch eine richtige Halle ersetzt wird. Ihr Fazit: „Da ist nichts geplant, das Amt wird von sich aus nicht tätig.“ Vor Jahren, so die Auskunft der Behörde, habe es eine Prioritätenliste für den Neubau von Aussegnungshallen auf den Stuttgarter Friedhöfen gegeben. „Birkach war nicht dabei, wohl wegen seiner Größe und der geringen Anzahl an Bestattungen“, sagt Theimer.

Bleibt den Kontermanns also die Hoffnung auf den Bürgerhaushalt. Sollte es das Projekt unter die Top 100 der am besten bewerteten Vorschläge schaffen, „muss sich das Amt damit beschäftigen“, sagt Regine Theimer. Vielleicht wären dann zumindest eine Glasscheibe oder ein paar Stühle für die Birkacher Friedhofsbesucher drin.