Isabelle Kremer Foto: Martin Bernklau

Das Paracelsus-Gymnasium bringt Shakespeares Klassiker „Romeo und Julia“ auf die Bühne.

Birkach - Besser geht’s nicht, hätte man schon bei den Theaterproduktionen der vergangenen Jahre denken können. Aber das Paracelsus-Gymnasium Hohenheim kann immer noch einen draufsetzen. Am Freitag hatte die – im dreifachen Sinn – riesige Truppe um Eberhard Riese mit einem Klassiker eine umjubelte Premiere im Festsaal des Nikolaus-Cusanus-Hauses: mit William Shakespeares „Romeo und Julia“, der Mutter aller Liebestragödien.

 

Bislang war meist zeitnahe Dramatik auf dem Spielplan dieser grandiosen PGH-Theater-AG. Allein die auch nach der Schlegel-Übersetzung gebundene, rhythmisierte und oft gereimte Sprache eines solchen Shakespeare-Denkmals lebendig umzusetzen, ohne hölzern zu werden, ist eine fantastische schauspielerische Leistung. Das galt bis in die Nebenrollen uneingeschränkt, und gewiss auch für die Doppelbesetzungen der Folgeabende. Neben den von Jakob Wolf und der glänzenden Isabelle Kremer gespielten Titelfiguren ragten vielleicht Justus Zesch als Mönch Laurentius und Aileen Thomé als handfest-praktische, aber dem tröstlichen Branntwein zugeneigte Amme Julias heraus.

Die berühmteste Liebesgeschichte der Welt, in der sich die Kinder zweier tief verfeindeter Veroneser Familien finden und schließlich gemeinsam sterben, ist nicht nur herzzerreißend tragisch, sie ist zudem spannend, lustig, dazu aber auch derb und versaut. Und bleibt dabei doch stets geistvoll, sprachverspielt. Mercutio etwa (auch großartig: Julian Russ) hat ein schlampig schlüpfriges Maul, mit dem er seinen erst melancholischen, dann liebeskranken Freund Romeo aufzuheitern versucht.

Eine Legende für sich

Die Jungs von der Bühnenbild-AG sind schon längst eine Legende für sich. Unter der Leitung von Stephan Bronsert gaben sie wieder ihr Bestes und mehr. Die Bühne selber mit ihren variablen hohen Mauerelementen war schon klassisch klar in ihrer elegant sparsamen Bildsprache, bis zum Schluss in der düsteren Gruft. Links hatten die Macher die Mönchklause des Laurentius eingerichtet, auf der Seitenempore den berühmten Balkon und die Liebeskammer der Julia. Eine starke Raum-Lösung. Wie schon in Shakespeares Globe Theatre bewegte sich alles auch quer durch die Ränge. Licht, Ton,Technik dazu – allererste Klasse.

Im Parkett musizierte das Orchester in eindrucksvoller Sinfonik ein Arrangement von Melodien zwischen Schuberts „Der Tod und das Mädchen“ und „Doktor Schiwago“, das Andreas Medler bis hin zu bizarren Schrägtönen ganz herausragend als bildhafte Bühnenmusik eingerichtet hatte. Den noch etwas schüchternen Streichern wäre nach der Premiere allenfalls noch etwas mehr Mut zu wünschen, wie ihn etwa Mandakini Kaq-Geppert am E-Piano und Simon Gelsdorf beim tollen Orgelsolo schon hatten.

Ein Highlight waren die sauber stunt-mäßig realistisch einstudierten Fechtszenen auf Profi-Level. Den Jungs war der volle Spaß dabei anzumerken, die harte Arbeit nicht mehr. Aber auch die Tanz-Choreografie auf dem Maskenball mit einer Musikanten-Gruppe und dem frischen Liebespaar mittendrin hatte professionelles Niveau. Von den aufwendigen Kostümen her war die Aufführung historisch, edelschön und stimmig. Shakespeares familien-versöhnliches Original-Ende nahm Eberhard Riese zurück. Soviel Regie-Theater darf sein, auf diesem Niveau sowieso.

Wer unter Schülertheater bloß Schülertheater erwartet, der muss sich diese PGH-Aufführung ansehen. Er wird vielleicht verblüfft und ungläubig staunen über so viel Bühnenkraft. Am heutigen Montag und morgen Abend ist noch Gelegenheit, jeweils um 19.30 Uhr.