2007 werben die örtlichen Händler mit diesem Slogan. Foto: Katharina Sorg

Ohne neuen Vorsitzenden ist der Zusammenschluss der örtlichen Händler vielleicht bald führungslos.

Birkach - In einem ist sich Steffen Pflüger ganz sicher: Er wird kein weiteres Mal für den Vorsitz von Birkach aktiv kandidieren. Seit 2005 leitet er die Geschicke des örtlichen Gewerbevereins. Damit soll im März endgültig Schluss sein. „Ich höre auf, schon aus familiären Gründen“, sagt Pflüger. Er leitet eine Praxis für Physiotherapie, ist seit kurzem zweifacher Vater. Er hat schlicht keine Zeit mehr für das ehrenamtliche Engagement.

„Ich werde bestimmt noch einige Aufgaben übernehmen. Aber die Gesamtverantwortung muss ich abgeben“, sagt er. Damit ist die Zukunft von Birkach aktiv so unsicher wie nie zuvor. Denn ein Nachfolger ist nicht in Sicht. Die Suche nach einem neuen Vorsitzenden verlief bislang ergebnislos.

Im schlimmsten Fall müsste bei der Mitgliederversammlung im März über die Auflösung diskutiert werden. „Aber bevor der Verein stirbt, wird hoffentlich jemand aufstehen und sich melden“, sagt Pflüger.

Die treibende Kraft im Ort

Zurzeit ist Birkach aktiv der einzige Verein vor Ort, der Feste und Veranstaltungen im Ortskern organisiert. Zwar verfügt auch der TSV Birkach mit seinen mehr als 1000 Mitgliedern über ein reges Vereinsleben, das beschränkt sich aber größtenteils auf den Sport. Der örtliche Bürgerverein organisiert vor allem kulturelle Veranstaltungen, oft im Zusammenspiel mit dem Nikolaus-Cusanus-Haus. Zu ihrem 125-jährigen Jubiläum zeigte sich auch die Freiwillige Feuerwehr recht rege.

Aber „wir sind die treibende Kraft im Ort und stellen auch viele Dinge auf die Beine“, sagt Pflüger. So haben die Gewerbetreibenden das Aufstellen des Weihnachtsbaums organisiert. Für die Adventszeit haben sie zudem die Beleuchtung verschönert. Seit 2008 veranstalten die Birkacher Geschäfte mit den Plieningern auch einen gemeinsamen verkaufsoffenen Sonntag. Ein Bus pendelt dabei zwischen den Bezirken.

Doch die 56 Mitgliederbetriebe haben damit zu kämpfen, dass Birkach neben Münster der kleinste Stadtbezirk Stuttgarts ist. Der Versuch, die Menschen davon zu überzeugen, vor Ort einzukaufen, ist nur die eine Facette. So erfinden die Händler 2007 den Slogan „Ich fahr nicht fort, ich nehm die Firma am Ort“.

Helfer zu finden, ist schwer

2008 wird Birkach zum Pilotbezirk für das neu eingeführte Stadtteilmanagement. Damit sollte mit Hilfe aus dem Rathaus der örtliche Handel unterstützt werden. Werbeaktionen wurden ersonnen. Seit 2011 etwa sollen die Studenten der nahen Universität Hohenheim dazu gebracht werden, ihr Geld in Birkach auszugeben. Dafür wurde eigens eine Studydeal-Karte an die Erstsemester ausgegeben, mit der sie sich Rabatte sichern können.

Zudem ist es schwer, in einem Ort, der vielen als Schlafstadt gilt und in dem sich vor allem junge Familien niederlassen, ehrenamtliche Helfer zu finden. Das ist die andere Facette. So musste 2011 zum ersten Mal der Weihnachtsmarkt entlang der Alten Dorfstraße ausfallen. Dass sich immer weniger Menschen engagieren, „ist eine Tendenz, die spürbar ist“, sagt Pflüger. „Ich hoffe, dass sich das irgendwann wieder verändert.“

Seine Kollegen aus der Vereinsführung will er nicht kritisieren. „Der Vorstand steht“, sagt der Vorsitzende. Leiter für die Fachgruppen und Kandidaten für Schatzmeister- und Schriftführerposten gibt es. Doch geht es ihnen wie Pflüger. Sie sind selbstständig und haben Familie, mithin also keine Zeit, die Verantwortung zu übernehmen.