Auf Torjagd für den 1. FFC Frankfurt und die Nationalmannschaft – und heiß auf den WM-Titel im eigenen Land: Birgit Prinz. Foto: dpa

Birgit Prinz über die Frauenfußball-WM 2011, die Erwartungen, mentale Stärke und Medienarbeit.

Stuttgart - Sie ist die bekannteste Fußballerin der Welt, und sie will die deutsche Mannschaft in diesem Sommer zum WM-Titel im eigenen Land führen. Aber den ganzen Rummel um ihre Person würde sich die Torjägerin lieber ersparen.

Frau Prinz, Sie wissen sicherlich, dass mentale Stärke 70 Prozent des Erfolgs ausmacht?

(überlegt) Wenn Sie das sagen.

Es gibt Untersuchungen, die das behaupten.

Ich glaube, es ist schwierig, den Anteil in Prozent zu beziffern. Natürlich ist mentale Stärke wichtig, aber ich glaube nicht, dass sie 70 Prozent ausmacht.

Es heißt, mentale Stärke entsteht durch den Glauben an sich selbst.

Okay.

Sie haben gesagt, Sie wollen 2011 erneut Weltmeisterin werden. Also glauben Sie an sich. Somit steht dem Titelgewinn Deutschlands ja nichts mehr im Weg.

So einfach ist es nicht. Mentale Stärke ist zwar ein wichtiger Teil, aber es spielen noch unheimlich viele andere Faktoren eine Rolle.

Was erwarten Sie von der Heim-WM?

Gute Stimmung, viele Zuschauer und hoffentlich gute Spiele der deutschen Mannschaft . . .

. . . so dass Sie am Ende wieder den Pokal in den Händen halten werden.

Klar ist das unser Ziel. Wir können ja als amtierender Welt- und Europameister nicht sagen, wir wollen Dritter werden. Aber deshalb sind wir noch lange nicht Weltmeister. Gerade macht sich in der Öffentlichkeit die Meinung breit: Die werden eh wieder Weltmeister. Aber ganz so wird es nicht laufen. Es wäre natürlich schön, wenn es so wäre, aber dieses Turnier wird für uns kein Selbstläufer.

Die Erwartungen in Deutschland sind extrem hoch.

Ja, die sind sehr hoch.

Spüren Sie den Druck schon?

Nein. Mir ist es eigentlich nicht so wichtig, was da von außen kommt. Wir wissen, was wir können, aber wir wissen auch um die Stärke der anderen Teams. 

"Mein Privatleben gehört eben auch nicht in die Presse"

Für den Frauenfußball ist die WM in Deutschland eine riesige Chance. Sie sind eine der bekanntesten Spielerinnen, halten sich in der Öffentlichkeit aber trotzdem zurück.

Es ist ja allgemein bekannt, dass Medienarbeit nicht unbedingt der Bereich ist, in dem ich mich in den Vordergrund drängen muss. Mein Privatleben gehört eben auch nicht in die Presse. Intellektuell sind diese Gespräche zudem nicht immer eine Herausforderung.

Interviews sind also nicht gerade Ihre Lieblingsbeschäftigung?

Ich mache es den Journalisten ja auch nicht gerade leicht. Den größten Teil der Fragen beantworte ich nicht, weil ich sage: Die gehören in den privaten Bereich, und viele Fußballfragen wiederholen sich eben oft. Von daher ist es auch sehr schwierig, mir gute Fragen zu stellen.

Mit welcher Frage könnte ich Sie denn glücklich machen?

(lacht) Ich glaube, da gibt es eigentlich keine.

Die WM 2011 ist Ihr letztes großes Turnier. Sind Sie schon wehmütig, Ihre Nationalmannschaftskarriere zu beenden?

Das ist nichts, worauf ich mich im Moment konzentriere. Momentan schaue ich Richtung WM, und nicht auf die Zeit danach.

Aber es stimmt, dass Sie nach der Weltmeisterschaft aufhören.

100 Prozent gibt es nie, aber zurzeit sieht es ganz danach aus.

Was hat sich in den letzten 17 Jahren, in denen Sie Nationalspielerin sind, eigentlich alles verändert?

Ziemlich viel. Und man sieht es auch. Es spielen viel, viel mehr Mädchen Fußball, es wird sehr viel mehr für Mädchen- und Frauenfußball getan, sowohl von DFB- als auch von Sponsorenseite. Die Zuschauerzahlen haben sich enorm entwickelt, das spielerische Niveau ist gestiegen, und international ist alles viel ausgeglichener geworden. Ich glaube, es gibt keinen Bereich, in dem sich der Frauenfußball nicht verändert hat.

Sie sind ein Teil dieser Entwicklung. Sind Sie stolz darauf?

Ich finde es ehrlich gesagt cool, ein Teil der Entwicklung zu sein und den ganzen Weg miterlebt zu haben.

Zum Schluss müssen Sie mir noch einen psychologischen Trick verraten. Sie sind Weltmeisterin, Europameisterin, Weltfußballerin des Jahres, und das alles gleich mehrfach. Was motiviert Sie noch?

Gute Frage. Ich glaube, das Wichtigste ist, dass es noch Spaß macht.