Mit solchen Druckern will der Tübinger Biotech-Unternehmen schon in diesem Sommer einen Corona-Impfstoff herstellen. Foto: dpa/Firmenbild

Curevac erprobt noch seinen Impfstoff, für den in den kommenden Wochen eine Zulassung vorliegen dürfte. Somit könnte das Corona-Vakzin noch in diesem Sommer einsetzbar sein.

Tübingen - Impfstoffe aus einem Drucker? Das Tübinger Biotech-Unternehmen Curevac will mit solchen kleinen, mobilen Produktionsanlagen ab diesem Sommer Impfstoffe herstellen. Nach einem Prototypen werden zurzeit zwei weiter entwickelte Geräte in einem Reinraum in Tübingen installiert, wie ein Sprecher mitteilte. Als Reinraum wird ein Raum bezeichnet, der eine extrem geringe Konzentration luftgetragener Teilchen aufweist. Zahlreiche Medizinprodukte müssen im Reinraum gefertigt werden.

 

Die Herstellung des Botenmoleküls mRNA ist laut dem Unternehmenssprecher mit einem Drucker nicht mehr durch die Großanlagenproduktion eingeschränkt und man kann schnell auf Krankheitsausbrüche reagieren. Der Vorteil sei, dass mRNA-Vakzine direkt dort hergestellt werden könnten, wo sie gebraucht werden und das weltweit. Dafür werden wie bei einem Druckauftrag genetische Informationen eines Virus in den Drucker eingespeist, der dann automatisch den passenden Impfstoff produziert.

Bauanleitung für das Virus

Laut dem Curevac-Sprecher entwickelt das Unternehmen gerade mehrere strategische Modelle für den weltweiten Vertrieb. Zum Preis eines solchen Geräts wollte sich Curevac nicht äußern. „Es wird auf jeden Fall preiswerter als fest installierte Produktionsanlagen“, erklärte der Sprecher. In dem Botenmolekül mRNA steckt die Bauanleitung zur Herstellung von Proteinen.

Vorstellen muss man sich den Prototyp laut dem Curevac-Sprecher als Minifabrik mit einer Länge von vier bis fünf Metern und einer Breite und Höhe von je zwei Metern. Der RNA-Drucker könne in Krankenhäusern stationiert werden, um vor Ort personalisierte Medizin zu fertigen und anzubieten. In einem Zeitraum von wenigen Wochen könne er Hunderttausende Impfdosen herstellen. Das sei aber immer abhängig davon, welche Dosis das jeweilige Arzneimittel habe.

An den Mikro-Fabriken arbeitet Curevac mit der Tesla-Tochterfirma Grohmann Automation (Rheinland-Pfalz) zusammen. Tesla Grohmann Automation ist nach eigenen Angaben ein weltweit führendes Unternehmen für hochautomatisierte Produktionssysteme.

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Curevac-Gründer Ingmar Hoerr erzählte der Deutschen Presse-Agentur kürzlich, dass Tesla-Chef Elon Musk erst bei einem Krisengespräch in Palo Alto davon überzeugt werden musste, dass Curevac das Know-How von Grohmann für diese tragbaren Drucker brauche. In Anspielung auf Teslas „Starship“, das irgendwann Fracht und Menschen zum Mond und zum Mars befördern soll, habe er zu Tesla gesagt: „Der Drucker ist auch so eine Art Mondfahrt.“ Musk habe sich dann persönlich darum gekümmert, dass die Arbeit mit dem Drucker fortgesetzt werden könne, sagte Hoerr.

Der Curevac-Impfstoff basiert wie der Impfstoff von Biontech und seines US-Partners Pfizer auf dem Botenmolekül mRNA, das im Körper die Bildung eines Virus-Eiweißes anregt. Dies löst eine Immunreaktion aus, die den Menschen vor dem Virus schützen soll. An der Phase III-Studie von Curevac nehmen derzeit rund 35 000 Teilnehmer in Europa und Lateinamerika teil. Zwischenergebnisse sollen Anfang des zweiten Quartals vorliegen. Dann rechnet Curevac auch mit einer möglichen Zulassung.

Die Europäische Arzneimittel-Behörde EMA hatte das schnelle Prüfverfahren für den Impfstoff Mitte Februar gestartet. Die Entscheidung beruht auf den vorläufigen Ergebnissen von Labortests und klinischen Studien. Daraus wird laut der EMA deutlich, dass der Impfstoff die Produktion von Antikörpern gegen das Coronavirus anregt.