Der Steinbruch Fink wurde als Standort für eine Biogutvergärungsanlage abgelehnt. Nun ist eine in Rheinland-Pfalz geplant. Foto: factum/Bach

Die Nachricht kommt überraschend: Es scheint, als habe die AVL einen neuen Standort für eine Vergärungsanlage für den Biomüll aus dem Landkreis gefunden. Der liegt aber gar nicht in Baden-Württemberg.

Kreis Ludwigsburg - Ein neuer Standort für eine Vergärungsanlage für Biomüll aus dem Kreis Ludwigsburg scheint gefunden. Der Landkreis Germersheim (Rheinland-Pfalz) und das Entsorgungsunternehmen Suez planen, die knapp 20 Jahre alte und marode Kompostierungsanlage in Westheim im Landkreis Germersheim zu erneuern und um eine Vergärungsanlage für Bioabfälle zu erweitern. Die Anlage soll im Jahr 2019 in Betrieb gehen und rund 58 000 Tonnen Bio- und Heckenabfälle verarbeiten – neben 28 000 Tonnen Biogut aus dem Landkreis Ludwigsburg 22 000 Tonnen aus dem Landkreis Germersheim und 8 000 Tonnen aus der Stadt Karlsruhe.

Damit wäre die Anlage von ihrer Kapazität größer als die vor einem Jahr per Bürgerentscheid abgelehnte geplante Anlage im Steinbruch Fink in Bietigheim-Bissingen. Diese war mit einer Vergär-Kapazität von 48 000 Tonnen pro Jahr geplant gewesen. Damals gingen die Planer zunächst von 31 Lastwagen-Fahrten zur An- und Ablieferung aus, die Kritiker von der Bürgerinitiativerechneten mit 88 Fahrten.

Suez ist auch im Kreis Ludwigsburg bekannt

Noch ist nichts beschlossen: Die dortigen Kreisgremien müssen den Plänen zustimmen. Laut einer Pressemitteilung der beiden Landkreise heißt es, dass Mitglieder des Abfallwirtschaftsausschusses, Vertreter der Kreistagsfraktionen und Bürgermeister im Kreis Germersheim das Vorhaben grundsätzlich positiv bewertet hätten, als die Firma Suez es vorgestellt hat. Suez ist auch im Kreis Ludwigsburg aktiv: Es ist eines der Unternehmen, die im Auftrag der Abfallverwertungsgesellschaft des Landkreises (AVL) den Müll abholen und entsorgen.

Die AVL meldet, der Aufsichtsrat habe dem geänderten Standort zugestimmt unter dem Vorbehalt, dass der Standortwechsel vergaberechtlich unbedenklich und die Wirtschaftlichkeit des Anlagenbetriebs gegeben ist. Sollte das Prüfergebnis positiv ausfallen, werde die AVL einen Änderungsvertrag mit dem Betreiberkonsortium der in Bietigheim abgelehnten Anlage, der BVB Biogutvergärung Bietigheim GmbH abschließen. Die BVB würde dann die Anlage bauen und betreiben.

120 Kilometer von Ludwigsburg entfernt

Westheim liegt knapp 120 Kilometer von Ludwigsburg entfernt. Trotz der größeren Entfernung sei der Standort ökologisch wie wirtschaftlich aus Sicht der BVB und der AVL gleichwertig mit einem Standort im Landkreis, „weil in der Anlage auch Mengen aus Karlsruhe und dem Landkreis Germersheim verarbeitet werden, die in der Nähe anfallen“, sagt der Landrat und AVL-Aufsichtsratsvorsitzender Rainer Haas. So könne der Landkreis nun „möglicherweise doch noch einen wertvollen Beitrag zur Energiewende leisten“. Welche Route die Laster durch den Kreis nehmen würden, war am Freitag noch nicht klar.

Die Bürger der betroffenen Kommunen Bellheim und Westheim sollen Ende August bei Veranstaltungen informiert werden, der Germersheimer Kreistag soll Ende September darüber abstimmen.