In Owen (Kreis Esslingen) betreiben Jonathan und Katharina Gruel ihren Biohof in der dritten Generation. Worauf sie Wert legen, erfahren Gäste des Hoffests am Sonntag.
Seit einem halben Jahrhundert gibt es in Owen den Biohof am Fuß der Teck. Jonathan und Katharina Gruel betreiben ihn in der dritten Generation. Mit ihrem Acker- und Gemüsebaubetrieb zählt die Familie zu den Pionieren des biologischen Landbaus in Baden-Württemberg. Vor 50 Jahren hat sie einen der ersten Biolandhöfe aufgebaut. Neuerdings setzen die Gruels vor allem auf Direktvermarktung.
Am Sonntag, 1. Juni, feiern sie das 50-Jahr-Jubiläum mit einem Hoffest. Es gibt Bio-Streetfood und für die Kinder ein buntes Programm mit Streichelzoo, Heu-Hüpfburg und Bastelstation. Einen Überblick über den Hof bietet eine Felderrundfahrt auf dem Traktoranhänger, ein Kühlhauskino ist geplant, und der Posaunenchor und der Musikverein sorgen für Musik.
Die Coronapandemie hatte dem Biohof einen Boom beschert
Im Alltag landen an der Packstation die schweren Artikel wie Äpfel, Karotten, Rote Bete und Kartoffeln als erste in der Kiste. Wenn die Mitarbeiterin Selina Graf alles gewogen hat, ergänzt eine Kollegin die empfindlicheren Waren wie Salat, Kräuter oder Tomaten. Deckel drauf – und dann geht es bis zum Ausliefern ab ins Kühlhaus.
„Wir bauen an, was wir verkaufen können“, erläutert Jonathan Gruel die Hof-Philosophie. Wobei Krisen deutlich zu spüren seien, da die Kundschaft zuerst an den Lebensmitteln spare. Während die Coronapandemie Produkten aus regionalem Bioanbau einen Boom beschert hatte, sei die Nachfrage wieder abgeflacht. Auch deshalb sei Service wichtig, auch deshalb liefern Gruels in der Teckregion ihre Kisten im Umkreis von bis zu 13 Kilometern bis an die Haustür. Jede Biokiste kann nach Kundenwunsch individuell gefüllt werden. „Wir machen nur Vorschläge“, beschreibt Katharina Gruel das Konzept, für das 25 Menschen vom Fahrer bis zur Minijobberin in der Vermarktung auf dem Hof, im Laden und auf dem Kirchheimer Wochenmarkt arbeiten.
Beliebt seien auch die Business-Kisten, mit denen die Gruels Betriebe beliefern. Denn Unternehmen können im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung entsprechende Ausgaben bis zu einem Betrag von 600 Euro pro Mitarbeitendem jährlich als Betriebsausgabe steuer- und sozialversicherungsfrei geltend machen.
Auch Kindergärten und Grundschulen bestellen Obst und Gemüse. Die Träger können dafür Zuschüsse über das EU-Schulprogramm beantragen, das darauf abzielt, dass Kinder ein gesundes Essverhalten entwickeln können. Beliebt sei vor allem Snackgemüse wie Minigurken und Cocktailtomaten, doch die Menge sei mit 100 Gramm pro Kind und Woche stark gedeckelt, sagt Katharina Gruel und erinnert daran, dass schon ein kleiner Apfel rund 100 Gramm wiege. „Da würden wir gerne mehr anbieten“, sagt sie. Manche Kommunen – beispielsweise Owen – finanzierten deshalb aus eigener Tasche den Mehrbetrag, damit die Kinder jeden Tag etwas Frisches auf den Tisch bekommen.
Der Biohof spart Wasser durch Mulchen
Auch Getreide wird auf dem Biohof angebaut, ein Großteil davon wird an die Weilheimer Bioland-Bäckerei Scholderbeck geliefert. Weitere Produkte gehen laut Jonathan Gruel auf den Großmarkt Stuttgart und an Bioläden.
Neben dem Verkauf der Produkte ist das Wetter ein fortwährendes Thema. „So ein Wetter ist für mich wie Urlaub“, sagt Gruel mit Blick auf die vergangenen Regentage. Ansonsten sei er während der Saison fast die ganze Nacht unterwegs, um seine Kulturen zu bewässern. Um Wasser zu sparen, setzt Gruel beim Gemüse auf ein wassersparendes und klimafreundliches Mulchverfahren.